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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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Seite und nahm das Kissen von Jos Gesicht. Josephines Augen waren rot und geschwollen und ihre Nase war verstopft. „Du bist seit gestern Nachmittag in diesem Zimmer.
    „Es geht mir nicht gut.“
    „Was ist los?“
    „Es ist nur eine Sommergrippe. Bald wird es mir wieder gut gehen.“
    „Hast du Fieber?“ Eugenia legte eine Hand auf Jos Stirn. Sie fühlte sich warm und feucht an, aber andererseits war die Luft im ganzen Zimmer klamm und drückend, obwohl der Tag gerade erst begonnen hatte. „Warum kommst du nicht nach unten? Im Salon ist es kühler, weil von der Terrasse wenigstens eine Brise hereinkommt.“
    „Nein, danke. Ich will euch nicht anstecken.“
    „Jedenfalls hast du dir diese Erkältung zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt eingefangen. Jetzt, wo zwei geeignete Männer Interesse an dir zeigen, solltest du Besuche machen und empfangen.“
    „Tut mir leid“, sagte Jo. Ihr Nachthemd und ihre Haare klebten vor Schweiß an ihrem Körper. Auch die Laken waren klamm. Sie sah wirklich elend aus.
    „Ich freue mich sehr über deine guten Aussichten, Liebes. Irgendwann wirst du dich an diese Zeit als die schönste deines Lebens erinnern.“
    Josephine antwortete nicht, sondern bedeckte ihre Augen mit den Händen.
    „Du hast mir gar nicht gesagt, was du von Harrison als Verehrer hältst. Ich will dich nicht drängen, aber du weißt ja, dass Priscilla und ich überglücklich wären, wenn ihr beiden beschließen würdet zu heiraten.“
    „Ich konnte über nichts nachdenken, weil ich seit gestern schreckliche Kopfschmerzen habe.“
    „Mir ist bewusst, dass du im Moment wahrscheinlich in keinen der beiden Männer verliebt bist, aber ich hoffe, du denkst daran, wie die Alternative aussieht.“
    „Natürlich.“
    „Gut. Soll ich Lizzie mit einem Tablett heraufschicken? Möchtest du etwas essen oder etwas trinken?“
    „Nein, ich möchte nichts. Ich will nur schlafen.“
    Eugenia hörte Geräusche von unten heraufdringen. Sie lauschte eine Weile, weil sie dachte, sie hätte gehört, wie die Haustür sich öffnete und schloss, und vernahm Männerstimmen im Foyer. War jemand gekommen? Vielleicht David Hunter? Sie richtete ihre Haare vor Josephines Spiegel, bevor sie in den Eingangsbereich hinuntereilte. Der Gang war leer; wer auch immer es war, hatte das Haus betreten und war ohne angemessene Begrüßung verschwunden. Als sie in Philips Arbeitszimmer Stimmen hörte, lauschte sie an der Tür. Die eine Stimme klang wie die von Joseph Gray, aber es war viel zu früh am Tag, als dass er Mary einen Besuch hätte abstatten können. Eugenia hoffte, dass nichts passiert war.
    Sie wollte gerade das Zimmer betreten und den jungen Mann begrüßen, als sie Daniel sagen hörte: „Die Lage ist ernst, Joseph. Dieser Yankee vom Amt für Freigelassene will Ermittlungen wegen des Feuers veranlassen. Und er ist entschlossen herauszufinden, wer die beiden Schwarzen getötet hat. Er hat Zeugen.“
    „Weiß dein Sklave, dass wir es waren? Was ist mit dem anderen Sklaven, deinem Fahrer? War er auch dabei?“
    „Ich weiß nicht, ob sie uns erkannt haben oder nicht, aber wir müssen alle zusammentrommeln und entscheiden, was wir tun wollen. Sag es weiter. Wir treffen uns heute Abend hier, wenn meine Familie zu Bett gegangen ist.“
    Es war lange her, dass Eugenia den Schmerz in ihrer Brust verspürt hatte, aber während sie Daniels Unterhaltung lauschte, begann der Druck sich aufzubauen und presste zunehmend die Luft aus ihrem Körper. Sie wankte in den Vormittagssalon, lehnte sich an die Wand, um nicht zu stürzen, und sank dann in ihren Sessel. Diese dummen, dummen Jungen. Sie musste sie aufhalten, bevor sie eine ernste Lage noch schlimmer machten – aber wie? Daniel hatte ihre Bedenken beim letzten Mal, als sie versucht hatte, mit ihm zu diskutieren, einfach abgetan. Er hatte ihr gesagt, sie solle sich keine Sorgen machen, sondern ihn den Mann im Haus sein lassen. Wahrscheinlich würde er diesmal dasselbe sagen.
    Eugenia wünschte, sie hätte jemanden, mit dem sie über die Sache sprechen konnte, aber wen? Ihre Freundinnen würden ihr allesamt raten, sich nicht einzumischen und den Männern die Sache zu überlassen. Das hatte sie auch immer getan, als Philip noch gelebt hatte. Aber als Philip noch am Leben gewesen war, hatten die Yankees auch nicht den Süden besetzt. Wenn Daniel und die anderen gefasst wurden, würde ihnen kein wohlgesinnter Richter gegenüberstehen, der verstand, warum die Schwarzen in Schach gehalten

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