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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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Weißt du nicht, was sie mit Leuten machen, die dem Feind helfen? Das ist Verrat! Du bist eine Verräterin!“
    „Ihr wolltet ihn umbringen – ich habe euch gehört. Selbst jetzt, als du die Glocke gehört hast, dachtest du, es wäre Alexander, und bist hergekommen, um ihn zu töten.“
    „Und wie viele von unseren Leuten haben die Yankees umgebracht? Was ist mit Samuel und Vater und den Tausenden anderen? Die Yankees haben unsere Familie ermordet und alles gestohlen, was wir hatten. Sie haben unser Leben zerstört. Kannst du das nicht verstehen? Warum hilfst du ihnen?“ Ein Taschentuch bedeckte das Gesicht ihres Bruders und sie konnte nur seine Augen unter der Krempe seines Hutes sehen. Aber diese Augen funkelten mit einer Wut, die ausgereicht hätte, um eine ganze Armee von Yankees wie Alexander zu töten.
    „Der Krieg ist vorbei, Daniel. Wenn du ihn jetzt umbringst, ist das Mord.“
    „Werde endlich erwachsen, Josephine. Solange ihre Armee Virginia besetzt, sind wir immer noch im Krieg. Dieses Büro ist ein Symbol für die Einmischung von außen und bedeutet, dass wir nicht frei sind. Dein Yankeefreund steht für eine fremde Regierung, die uns aufgezwungen wurde. Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als uns vor ihnen zu schützen.“
    „Hast du nicht genug vom Kämpfen und Töten? Wann willst du endlich damit aufhören?“
    „Wenn der letzte Yankee und Teppichdieb weg ist. Wenn sie alle abhauen und uns in Ruhe lassen und das Land wieder uns gehört.“ Daniel blickte auf die Straße hinaus, um zu sehen, ob die Luft rein war, dann wandte er sich wieder zu ihr um. „Hör zu, wir steigen jetzt auf mein Pferd und reiten nach Hause. Aber ich sage dir, wenn dein Yankee mit einem Trupp Soldaten zurückkommt und unsere Stadt bestraft, dann hast du das auf dem Gewissen, Josephine. Dann musst du für den Rest deines Lebens mit den Konsequenzen und der Schuld leben.“
    „Wieso ist es meine Schuld? Wenn es euch gelungen wäre, ihn umzubringen, meinst du nicht, dass sie sich dann gerächt hätten?“
    „Wenn du dich nicht eingemischt hättest, wäre es ein bedauerlicher Unfall in einer Kleinstadt gewesen.“
    „Ich kenne die Wahrheit, Daniel. Sie wird nicht verborgen bleiben.“
    „Und ich kenne die Wahrheit über dich und deinen Yankee, also tun wir beide gut daran, den Mund zu halten, meinst du nicht auch? Wenn die Leute in dieser Stadt Wind davon bekommen, werde ich dich nicht bestrafen müssen. Sie werden sich liebend gern an einer Verräterin wie dir rächen.“ Er stieß sie vor sich her, fort von dem Dorfplatz, fort von dem Rauch und dem Chaos, wobei er immer im Schatten blieb, damit niemand sie sah. Als sie den Stadtrand erreicht hatten, hob Daniel Josephine auf sein Pferd und schwang sich hinter ihr in den Sattel, um den restlichen Weg nach Hause zu reiten.
    Sie waren beinahe auf White Oak angekommen, als Josephine die Bücherkiste einfiel, die Alexander gerettet hatte. Morgen würde sie irgendwie eine Möglichkeit finden, in die Stadt zurückzukehren und die Bücher zu holen. Dann würde sie dafür sorgen, dass Rufus und Jack und Roselle und jedes andere schwarze Kind, das lesen und schreiben lernen wollte, eines bekam.
    Und selbst wenn ihre Familie sie enterben, selbst wenn sie Alexander nie wiedersehen sollte, war Josephine doch froh, dass sie ihm das Leben gerettet hatte.

Kapitel 30

    14. Juli 1865

    Als der Hahn am Morgen krähte, schien es Lizzie, als hätte sie die ganze Nacht Albträume gehabt und kaum geschlafen. War Missy Jo wirklich mitten in der Nacht vorbeigekommen und hatte sie mit einer schrecklichen Geschichte geweckt, dass Massa Daniel Mr Chandler umbringen wollte? Lizzie drehte sich um, aber Otis’ Seite des Bettes war leer. Oh Gott! Sie setzte sich auf und sah sich in der schummrigen Hütte um. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass Otis vor einem Stuhl kniete und betete, die Ellbogen auf die Sitzfläche gestützt. Sie legte sich wieder hin und wartete, bis ihr Herzschlag sich beruhigte.
    Lizzie hatte Angst gehabt, Missy Jo zu helfen, aber Otis hatte gesagt, sie müssten es tun. Beinahe die halbe Nacht war unendlich langsam vergangen, während sie auf und ab gegangen war und auf seine Rückkehr gewartet hatte. Als sie Otis endlich hatte zurückkommen sehen, eine dunkle Gestalt vor dem noch dunkleren Himmel, war sie vor Sorge schon halb krank gewesen.
    „Was ist passiert?“, hatte sie gefragt. „Ist Missy Jo gut angekommen? Hat sie es rechtzeitig geschafft?“
    „Ich

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