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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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einzogen.

Kapitel 16

    Die beste Zeit des Tages war für Lizzie, wenn Rufus, Jack und Roselle aus der Schule nach Hause kamen. Die Jungen erzählten dann von all den Dingen, die sie gelernt hatten, wobei sie beide gleichzeitig sprachen und ihren Tag mit Lizzie teilten. Sie wünschte, sie könnte sich zu ihnen setzen und sie auf den Schoß nehmen und in Ruhe zuhören, aber es gab immer zu viel Arbeit, um das Abendessen auf den Tisch zu bringen. Außerdem wollte sie, dass Otis ihre Geschichten auch hörte. Er war so stolz auf seine Kinder.
    „Ich weiß, dass ihr über euren Tag reden wollt“, sagte sie und scheuchte sie aus der Küche. „Aber ihr müsst eure Arbeiten erledigen. Ihr könnt eurem Papa und mir beim Essen alles erzählen.“
    Sie hüpften davon, um Feuerholz zu sammeln und Wasser zu pumpen, und Lizzie wandte sich wieder zum Herd um, schürte die Kohlen und rührte die Suppe um. Sie rief ihrer Tochter über die Schulter zu: „Roselle?“
    Als sie nicht antwortete, drehte Lizzie sich um. Roselle war auf einen Stuhl gesunken wie eine Stoffpuppe, die ihre Füllung verloren hat. „Ich weiß, dass es ein langer Weg ist von der Stadt nach Hause“, sagte Lizzie, „und es gefällt mir auch nicht, dass ich dich sofort an die Arbeit schicken muss, aber es gibt einfach zu viel zu tun. Geh und nimm die Wäsche von der Leine und dann sieh nach, ob wir saubere Servietten für den Tisch haben. Du kannst dann auch schon mit dem Tischdecken anfangen und –“
    Roselle unterbrach sie mit einem wütenden Schnauben. „Ich dachte, wir wären frei.“
    „Ich weiß, wie du dich fühlst, Schätzchen, das weiß ich weiß Gott.“ Lizzie legte eine Hand auf Roselles Kopf, strich ihr das Haar aus der Stirn und streichelte ihre Wange. Sie war ein so hübsches Mädchen, selbst wenn sie so düster dreinblickte, dass die steile Falte auf ihrer Stirn erschien. „Aber bevor du diese Dinge erledigst, sieh bitte nach, ob du die Glocke findest, die Miz Eugenia immer benutzt. Sie sollte im Vormittagssalon sein, aber sie sucht sie schon den ganzen Tag. Sie wird keine Ruhe geben, bis wir sie gefunden haben.“
    Roselles mürrische Miene verwandelte sich in ein zufriedenes Lächeln. „Ich weiß genau, wo diese Glocke ist.“
    „Wirklich? Wo denn?“
    „Ich habe sie genommen und vor ihr versteckt.“
    „Roselle! Das kannst du doch nicht machen!“
    „Ich war es einfach leid, ständig zu hören, wie sie läutet und dich nervt. Du musst dich schließlich schonen, weil du … du weißt schon …“
    Lizzies Hand fuhr unwillkürlich zu ihrem Bauch. Ja. Das Baby.
    „Hör mal zu. Das Einzige, was du damit erreichst, ist, dass Miz Eugenia wütend wird“, sagte Lizzie kopfschüttelnd. „Du weißt doch, wie gerne sie mit dieser Glocke klingelt.“
    „Das ist mir egal. Vielleicht lässt sie dich endlich in Ruhe, wenn sie selbst ab und zu aufstehen muss und sieht, was du machst und wie viel du arbeitest.“
    Lizzie schob eine Haarsträhne hinter Roselles Ohr. Sie hoffte, ihre Tochter würde nie herausfinden, wie schön sie war. „Das ist wirklich lieb von dir, Schätzchen. Aber du musst ihr die Glocke wiedergeben. Tu so, als hättest du sie unter einem Sessel gefunden, dann denkt sie, sie wäre versehentlich dort hingerollt. Dass du sie gefunden hast, wird dir bestimmt ein paar Pluspunkte einbringen.“
    „Aber sie ist so faul, Mama. Sie macht nicht einen Finger krumm, um sich selbst zu bedienen. Als ich in Miz Blakes Haus war, hatten sie und Missy Josephine kein Problem damit, etwas selbst zu machen. Sie haben gekocht und gewaschen und alles.“
    „Ich weiß, Schätzchen. Aber ich habe heute herausgefunden, dass Miz Eugenia krank ist.“ Lizzie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. „Sie hatte einen Anfall, als der Doktor hier war, und ich habe sie im Salon reden hören. Sie will nicht, dass irgendjemand es weiß, aber der Doktor scheint sich große Sorgen zu machen.“
    „Was fehlt ihr denn?“
    „Ich weiß es nicht, aber vielleicht klingelt sie deshalb so oft, weil sie zu krank ist um aufzustehen. Wir müssen versuchen, sie zufriedenzustellen, Roselle. Wenn ihr etwas passiert, weiß keiner, was aus uns wird.“
    „Sie ist nie zufrieden, Mama.“
    „Wem sagst du das? Aber gib ihr die Glocke wieder, Liebes. Und dann komm und hilf mir beim Kochen.“
    Roselle quälte sich aus dem Stuhl, immer noch so schlaff wie eine Stoffpuppe, und ging ins Haus, um die Glocke wieder dorthin zu bringen, wo sie hingehörte. Sie war ein gutes

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