Am Anfang eines neuen Tages
umklammert, während er darauf wartete, dass ihr Atem leichter ging. „Reden Sie mit mir, Eugenia. Sagen Sie mir, was los ist.“
„Einmal oder zweimal … als ich mich aufgeregt habe … hatte ich einen kleinen Anfall wie diesen. Er geht immer vorbei. Es ist nichts.“
„Sie brauchen mir nichts vorzumachen, Eugenia. Ich werde deshalb nicht schlechter von Ihnen denken. Sie sind eine der stärksten Frauen, die mir je begegnet sind. Wie sonst hätten Sie weitermachen können, nach all dem, was Sie erlebt haben? Ich bewundere Sie. Die meisten Frauen wären schon lange zusammengebrochen.“
„Ich kann nicht zusammenbrechen, bis White Oak wieder gedeiht und ich alles zurückgewonnen habe, was mir genommen wurde.“
„Alles?“
Eugenia nickte und schloss die Augen.
„Ganz allein?“
„Ich hatte gehofft, Daniel würde mir helfen, jetzt, wo er wieder zu Hause ist, aber er hat mich enttäuscht. Wie Sie sehen, ist er der Aufgabe noch nicht gewachsen.“
„White Oak wieder aufzubauen, ist eine zu große Aufgabe für Sie allein, egal, wie stark Sie sind.“
Eugenia hatte genug von seinem wohlmeinenden Rat gehört. Sie setzte sich auf und wandte sich ab, um ihr Mieder wieder zuzuknöpfen. „Danke, David. Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, aber Sie brauchen sich um mich keine Sorgen zu machen. Mir geht es gut.“
„Das glaube ich Ihnen nicht.“
Sie sah ihn an und zog eine Schulter hoch, als wollte sie sagen: Schade.
„Hören Sie, Philip war mein Freund. Das Mindeste, was ich für ihn tun kann, ist, mich um Sie zu kümmern. Ich konnte nichts gegen seine Lungenentzündung unternehmen und musste zusehen, wie er litt und starb. Aber ich werde nicht zusehen, wie Sie auch noch sterben.“
„Ich werde nicht sterben. Ich habe noch zu viel zu tun.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Und Philips Tod war nicht Ihre Schuld.“
„Es kommt mir aber so vor.“ Er erhob sich von den Knien, um sich neben sie aufs Sofa zu setzen. „Seit Kriegsbeginn habe ich getan, was ich konnte, um mich unter diesen schrecklichen Umständen um alle zu kümmern … ohne Erfolg. So viele meiner Patienten sind unter Qualen gestorben. Jetzt, wo der Krieg vorbei ist, sehe ich immer noch, wie Menschen krank werden und sterben. Heute früh hätte ich beinahe einen anderen Patienten verloren und jetzt sind Sie zusammengebrochen. Ich führe Krieg gegen den Tod, Eugenia, und ich bin es leid, ihn zu verlieren.“
„Vielleicht sind Sie derjenige, der zu viel zu tun versucht.“
„Nein! Ich tue noch nicht genug und –“ Er brach abrupt ab. Sie sahen einander an und lächelten. „Wir sind aus dem gleichen Holz geschnitzt, nicht wahr, Eugenia?“
„Das könnte sein.“ Sie betrachtete sein von Sorgen zerfurchtes Gesicht und seine gütigen, müden Augen und widerstand dem Impuls, ihn zu umarmen. „Aber es geht mir jetzt wirklich besser. Sehen Sie? Ich habe doch gesagt, dass es nur eine vorübergehende Schwäche ist.“
„Sie brauchen mehr Hilfe. Ihre Tochter war so klug, die Regierungsbehörde aufzusuchen und Hilfe für Ihre Freundin Priscilla zu holen. Keine von den beiden hat versucht, alles allein zu bewältigen. Josephine hat mich gebeten zu kommen und Daniel zur Vernunft zu bringen, aber vielleicht muss ich Ihnen auch einmal ins Gewissen reden.“
„Mich brauchen Sie nicht zu überzeugen. Ich habe gehört, was Mr Chandler zu sagen hatte, und ich gebe zu, dass es sinnvoll ist. Aber Sie haben Daniels Reaktion ja gerade selbst gehört.“
„Sie könnten die Verträge selbst unterschreiben. Das hat Priscilla auch getan. Sie hat nicht auf die Zustimmung ihres Sohnes gewartet.“
„Das ist etwas anderes. Daniel ist nicht verkrüppelt. Und er versucht, in Philips Fußstapfen zu treten, was nicht leicht ist. Ich könnte wohl Bedienstete für den Haushalt einstellen, nehme ich an, aber ich verstehe nichts vom Baumwollanbau. Ich habe versucht, Daniel zu überzeugen, aber letztendlich trifft er die Entscheidungen.“
„Dann spreche ich mit ihm. Diese Situation ist nicht gut für Ihre Gesundheit.“
Eugenia umklammerte seinen Arm. „Wagen Sie es nicht, Daniel gegenüber irgendetwas über meine Gesundheit zu sagen! Ich will nicht, dass er oder irgendjemand anderes es weiß.“
Einen Moment lang betrachtete der Arzt sie schweigend. „Ich erkläre mich unter einer Bedingung einverstanden, Eugenia. Sie müssen mir erlauben, regelmäßig herzukommen und nach Ihnen zu sehen.“
„Damit alle wissen, dass ich ärztliche Behandlung
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