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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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benötige? Niemals!“
    „Dann behandle ich Sie heimlich. Wir fahren zusammen mit der Kutsche aus oder so etwas in der Art. Die frische Luft wird Ihnen guttun und dem Druck ein wenig zu entfliehen auch. Wir könnten mal wieder ein paar normale Aktivitäten in unserem Leben gebrauchen.“
    „Aber Kutschfahrten?“, lachte sie. „Alle werden glauben, Sie machten mir den Hof.“
    Er wandte den Blick ab, aber sie sah, dass seine Wangen sich röteten. „Wäre es Ihnen lieber, die Leute hielten Sie für meine Patientin?“
    „Um Himmels willen, nein! Mir ist es lieber, sie tratschen über uns als über meine Gesundheit. Und bitte, David, ich möchte nicht, dass meine Kinder davon erfahren. Sie würden sich zu Tode ängstigen, schließlich haben sie bereits Philip verloren.“
    „Das verstehe ich. Ich verspreche, dass es unser Geheimnis bleibt.“ Er hielt inne und rieb sich nachdenklich das Kinn. „Ich habe versprochen, öfter nach Harrison Blake zu sehen, da kann ich Sie im Anschluss gut besuchen. Sagen wir … dreimal die Woche?“
    „Das ist doch absurd! Die Tratschtanten werden uns eine Verlobung und Ehe andichten, wenn Sie so oft hier erscheinen.“
    „Ich werde mindestens zweimal die Woche kommen und Sie zu einer Ausfahrt abholen, Eugenia, und ein Nein akzeptiere ich nicht.“ Er erhob sich, hielt sie aber zurück, als sie ebenfalls aufstehen wollte. „Kommt nicht infrage. Sie bleiben mindestens noch eine halbe Stunde hier sitzen und ruhen sich aus. Am besten machen Sie ein Nickerchen. Ich gehe jetzt ins Arbeitszimmer zurück und sehe, ob ich Daniel und seine Freunde nicht doch noch zur Vernunft bringen kann.“
    „Aber ich muss nach meinem Dienstmädchen sehen und mich davon überzeugen, dass sie immer noch arbeitet.“
    „Nein, Eugenia. Sie bleiben hier. Ich sehe nach, was sie tut.“ Er war einen Augenblick fort, dann kam er wieder. „Sie poliert Ihr Treppengeländer. Ist es das, was sie tun sollte?“
    „Ja. Danke. Und bitte denken Sie an Ihr Versprechen.“
    „Werden Sie sich am Donnerstag für eine Ausfahrt bereithalten?“
    Eugenia lächelte und nickte. Sie könnte immer noch eine Ausrede finden, wenn es so weit war.
    „Gut. Wir sehen uns dann.“
    Eugenia lehnte sich in die Sofakissen zurück und schloss die Augen. Wenn sie Daniel nur dazu bringen könnten, seinen Groll abzulegen und wieder glücklich zu sein. Das Misstrauen gegenüber den Schwarzen und der Regierung hatte doch überhaupt erst zu diesem schrecklichen Krieg geführt. Dadurch hatten sie alles verloren. Daniel und seine Freunde sollten heiraten und Familien gründen. Sie sollten mit ihren Mädchen ausgehen und tanzen. Es war, wie Dr. Hunter gesagt hatte: Sie könnten alle etwas Normalität in ihrem Leben gebrauchen.
    Je mehr Eugenia darüber nachdachte, desto überzeugter war sie davon, dass ein Ball genau das war, was Daniel und die anderen brauchten, um sich von ihrer Niederlage abzulenken. Gab es eine bessere Methode, die eigenen Schwierigkeiten zu vergessen und neue Lebensfreude zu schöpfen? Wenn Daniel sich verliebte, würde er schnell einsehen, wie wichtig es war, die Baumwolle zu pflanzen.
    Sie würde es tun. Sie würde hier auf White Oak eine Gesellschaft veranstalten. Es musste keine so große Sache sein wie die Bälle, die sie vor dem Krieg organisiert hatte. Nur ein einfacher Tanzabend. Aber er würde alle aufmuntern und Eugenia dem Leben, das sie verloren hatte, einen Schritt näher bringen. Und wer weiß? Vielleicht würde sie ja auch Ehemänner für ihre beiden Töchter finden. Natürlich hatten Mary und Josephine gar nichts anzuziehen – und sie selbst auch nicht. Aber niemand würde im Kerzenschein ihre abgestoßenen Säume und die fadenscheinige Spitze sehen. Sie würde es Tanz bei Kerzenlicht nennen oder vielleicht Tanz im Mondschein.
    Eugenia würde damit anfangen, dass sie die Frauen anderer Plantagenbesitzer besuchte und mit ihnen sprach. Sie könnten die Veranstaltung zusammen planen. Niemand hatte in diesen Tagen viel, aber wenn sie das Wenige, was sie hatten, zusammentaten – etwas selbst gemachten Löwenzahn- oder Holunderwein – könnte es ein schöner Abend werden. Sie würde ihn in ihrem Salon ausrichten, in dem sie auch schon Bälle gegeben hatte. Vielleicht würde Priscilla ihr ihre Dienstmädchen einen Tag lang ausleihen, um den Raum zu entstauben und herzurichten.
    Eugenia fühlte sich schon viel besser. Ja, es war an der Zeit, dass wieder Gelächter und Liebe in die Räume von White Oak

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