Am Anfang eines neuen Tages
ihre Frage einzugehen. „Wir müssen dafür sorgen, dass sie geschlossen wird, damit die Schwarzen woanders hingehen.“
„Gewalt ist keine Lösung“, sagte Dr. Hunter. „Haben wir diese Lektion nicht auf die harte Tour gelernt?“
„Diese neue Regierungsbehörde ist jedenfalls auch keine Lösung“, sagte Daniel. „Sie ist nur ein Trick der Yankees, um den Schwarzen die Oberhand zu verschaffen. Sie wollen, dass wir uns in Sicherheit wiegen. Ich übereigne jedenfalls meine Plantage niemandem und gebe auch niemandem etwas von meiner Ernte ab.“
„Aber es gibt doch gar keine Ernte!“, sagte Eugenia. „Wovon sollen wir leben?“
„Wenn diese Sklaven genug Hunger haben und im Winter nach einem warmen Plätzchen suchen, dann werden sie schon wieder zurückkommen und uns um Arbeit anflehen. Wir brauchen die Einmischung der Yankees nicht.“
Die Sturheit ihres Sohnes machte Eugenia wütend und am liebsten hätte sie ihn angeschrien, damit er ihr endlich zuhörte. Ihre Goldmünzen waren beinahe aufgebraucht und auch ihr Schmuck war bereits verkauft. Sie würden nichts mehr haben, wovon sie leben konnten, wenn Daniel nicht bald damit anfing, Pflanzen anzubauen und Tiere zu züchten. Wollte er, dass sie alle verhungerten? Aber sie konnte kaum atmen, geschweige denn ihn anschreien. Der Druck und der Schmerz in ihrer Brust ließen sich nicht mehr kontrollieren und sie musste dringend den Raum verlassen und sich irgendwo hinsetzen, bevor irgendjemand bemerkte, dass sie krank war. Sie wankte durch die Tür und hielt sich am Türrahmen, an der Wand und dann an einem Bücherregal fest, während sich alles um sie herum drehte. Sie hatte beinahe das Foyer durchquert und den sicheren Salon erreicht, als sie hinter sich die Stimme des Arztes hörte.
„Eugenia! Eugenia, sind Sie krank?“ Er packte ihren Arm, um sie zu stützen, und führte sie zum nächsten Stuhl.
„Mir geht es gut“, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Bitte machen Sie keinen Aufstand … bitte.“
„Es tut mir wirklich leid. Wir hätten Sie nicht so aufregen sollen.“
„Das haben Sie nicht. Ich bin … Mir war nur plötzlich ein wenig schwindelig. Das geht wieder vorbei. Gleich wird es mir wieder gut gehen.“ Aber es ging ihr nicht gut. Der Schmerz war so heftig, dass sie Angst hatte, in Ohnmacht zu fallen, obwohl sie saß. „Gehen Sie wieder hinein und bringen Sie meinen Sohn zur Vernunft. Bitte, David.“
„Ich lasse Sie nicht allein. Es ist offensichtlich, dass es Ihnen nicht gut geht.“ Er kniete sich vor sie hin, sein Gesicht nah vor ihrem, und starrte in ihre Augen, als wollte er sie wie ein Buch lesen. Auf seinem Hemdkragen waren getrocknete Blutspritzer zu sehen. „Soll ich meine Tasche holen? Sie ist gleich draußen.“
„Nein. Wirklich, David, Sie übertreiben. Ich … ich habe nichts gegessen … und ich …“
„Eugenia, Sie können ja kaum atmen! Knöpfen Sie Ihr Mieder auf und lockern Sie Ihren Gürtel. Ich würde es ja für Sie machen, aber ich möchte keine Ohrfeige bekommen.“
Sie brachte angesichts seines Versuchs, einen Scherz zu machen, ein schwaches Lächeln zustande und tat, was er gesagt hatte. Doch ihre Kleider zu lockern, half nicht. Sie presste beide Hände auf ihre Brust, um dem Druck gegenzusteuern.
„Spüren Sie einen Schmerz in der Brust?“
„Ein wenig … das geht gleich vorbei …“
„Wo tut es weh? Hier?“ Er ließ seine Hand auf ihrem Herzen liegen. Jetzt würde er fühlen, dass es so ungleichmäßig schlug, als wollte es aus ihrer Brust ausbrechen. Er würde wissen, dass etwas nicht stimmte. „Hatten Sie diesen Schmerz schon häufiger?“
„Er geht immer wieder weg … nach einer Weile. Es ist nichts.“
„Das Urteil überlassen Sie besser mir. Wie lange haben Sie das schon? Und wie lange hält der Schmerz an?“
Eugenia konnte nicht antworten, konnte nicht sprechen, so überwältigend war der Schmerz. Sie hasste die Tatsache, dass er ihr die Tränen in die Augen trieb. Ein Teil von ihr sehnte sich danach, ihren Stolz hinunterzuschlucken und sich auf David zu stützen, aber sie fühlte sich gedemütigt, weil er Zeuge ihres Schwächeanfalls wurde.
„Um Himmels willen“, murmelte er, als er ihren Herzschlag fühlte. Er stand auf und hob sie auf seine Arme. Dann trug er sie zum Sofa, damit sie flach liegen konnte. Im Liegen fiel ihr das Atmen leichter und die Panik, die ihre Anfälle immer begleitete, begann nachzulassen. David hockte neben ihr und hielt ihre Hand
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