Am Anfang ist die Ewigkeit
kennenlernte, hat er mit ihr geschlafen. Er hat sie verführt, genau wie dein Vater Elektra verführt hat. Aber warum hast du es bei mir nicht versucht?«
»Weil ich dich damit markiert hätte. Und das hätte selbst Luzifer nicht mehr rückgängig machen können.«
»Aber dann hättest du doch, was du wolltest. Alle deine Wünsche wären in Erfüllung gegangen, wenn du mit mir Sex gehabt hättest, bevor ich zu viel wusste. Und es ist ja nicht so, dass ich auf jeden Fall Nein gesagt hätte. Also frage ich dich noch einmal: Warum hast du mich nicht verführt?«
»Ich darf den freien Willen nicht beeinflussen. Sonst würde ich dir die Entscheidung abnehmen.«
»HeiÃt das, Elektra wusste genau, worauf sie sich einlieÃ? Und auch Jane war sich darüber im Klaren, was es bedeutet, wenn sie mit Phoenix schläft? Möchtest du das sagen?«
»Ich weià es nicht, Sasha. Ich war ja nicht dabei.«
Sie warf einen Blick über die Schulter zum Bett, dann schaute sie ihn mit eigenartiger Miene an. »Wenn ich sagen würde, dass ich jetzt mit dir in dieses Bett gehen will, würdest du es dann machen?«
Er wich bis zum Sessel zurück, lieà sich fallen und brachte kein einziges Wort hervor.
Sie trat auf ihn zu, beugte sich vor und stützte sich mit den Händen auf den Sessellehnen ab. »Nein, das würdest du nicht. Natürlich möchtest du mit mir schlafen, aber es gibt etwas, was du noch viel mehr willst. Nur aus diesem Grund würdest du mich ohne Widerstand gehen lassen und nicht versuchen, mich zum Bleiben zu zwingen.«
Er schüttelte den Kopf und betete zu einem Gott, der ihn nicht hören konnte, dass sie nicht weiterredete. Wenn sie es nicht aussprach, war es auch nicht wirklich. Dann war es nicht wahr.
»Du willst, dass ich dich liebe. Das wünschst du dir viel mehr, als mit mir zu schlafen oder auf heiligem Boden zu stehen. Du wünschst es dir mehr als alles andere auf Erden oder im Himmel. Deinem Vater und deinem Bruder Phoenix war es nicht so wichtig. Sie verspürten auch diesen Wunsch, aber das war für sie nicht das Entscheidende. Für dich hingegen ist es das Einzige, was zählt.«
Er konnte nicht mehr schlucken. Konnte nicht mehr atmen. Er packte ihre Arme, stieà sie sanft vom Sessel weg, sprang auf und verschwand aus dem Zimmer.
Zwanzig Minuten später hatte sie den achten Kreis der Hölle fast hinter sich gebracht. Es klopfte an der Tür. »Jax, was geht?«, rief Phoenix von drauÃen. »Hast du nicht in einer knappen Stunde ein Basketballspiel?«
Sasha wandte den Blick keine Sekunde vom Bildschirm. Mit grimmiger Entschlossenheit vernichtete sie einen Dämon nach dem anderen und dazu noch ein paar merkwürdige fliegende Affengestalten mit flammenden Haaren und bösartigen, glühend roten Augen.
Die Tür ging auf, doch sie lieà sich nicht ablenken.
»Sasha? Wo ist denn Jax?«
»Keine Ahnung. Plötzlich war er weg.«
»Habt ihr euch gestritten?«
»Nein, ich habe seine Gefühle verletzt.« Sie hämmerte noch schneller auf die Tasten ein und lieà wild entschlossen Feind um Feind explodieren. »Er war völlig am Boden zerstört. Und weiÃt du auch, warum? Weil ich bescheuert bin! Ein echter Trampel. Ein naives Dummchen. Gott hat mir zwar ein Gehirn gegeben, aber leider ohne Gebrauchsanleitung.«
Phoenix setzte sich neben sie. »Bis zu diesem Level hab ich es noch nie geschafft.«
»Ein Freund von mir aus San Francisco hatte das Spiel auch. Jedes Mal wenn ich ihn besucht habe, musste ich es mit ihm spielen. Er war immer stinksauer, weil ich besser war als er. Vielleicht habe ich ja eine natürliche Begabung für so was. SchlieÃlich bin ich eine Anabo.«
»Höre ich da etwa einen Funken Sarkasmus, Sasha?«
Sie versteinerte den letzten Dämon im achten Kreis und der Bildschirm wurde schwarz. Ein kunstvoll verziertes Tor erschien. Der Schriftzug am oberen Rand lautete: Ihr, die Ihr hier eintretet, lasst alle Hoffung fahren. »Warum kann ich nicht normal sein? Warum kann Jax nicht normal sein?«
»Warum ist der Himmel nicht grün und das Gras nicht blau? Wozu solche Fragen stellen? Es ist, wie es ist. Daran lässt sich nun mal nichts ändern.«
Der neunte Kreis sah völlig anders aus als die anderen. Es gab Blumen und Bäume und ein plätscherndes Bächlein, Vögel zwitscherten und
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