Am Anfang ist die Ewigkeit
unsere Familie. Freunde sind unsere Angehörigen. Findest du nicht auch, dass Freunde eines der wichtigsten Dinge im Leben sind, Sasha?«
»Ja«, nuschelte sie und versuchte verzweifelt, seinem Blick auszuweichen.
»Brötchen sind alle«, meldete sich Tim zu Wort. Melanie sprang auf, um noch ein paar zu holen. Da waren Schritte auf der Treppe zu hören. Brett und Chris kamen zum Essen.
Kaum zu glauben, aber Sasha war richtig froh darüber. Jetzt war Mr Brunos Aufmerksamkeit nicht mehr nur auf sie gerichtet. Sie hatte sämtliche Muskeln angespannt, um sich jederzeit aus ihrem Stuhl katapultieren und vor diesem furchterregenden Mann fliehen zu können.
»Hallo, Mr Bruno!« Brett war offensichtlich hocherfreut, seinen Lehrer zu sehen.
Chris reagierte etwas weniger begeistert. »Hallo«, sagte er und hob das Kinn, bevor er den Blick auf den Esstisch richtete. Er setzte sich und nahm sich eine Ofenkartoffel.
Tim aà noch ein Brötchen, während Melanie ein dickes, saftiges Steak auf Bretts Teller legte. Er schnitt es an und verzog das Gesicht. »Das ist nicht mehr roh genug, Mum. Du weiÃt doch, dass ich es hasse, wenn mein Fleisch zu sehr durchgebraten ist.« Er spieÃte das Steak mit der Gabel auf und lieà es auf den FuÃboden klatschen.
Sasha erstarrte.
Melanie ging zum Backofen, gab seltsam glucksende Geräusche von sich und legte ein neues Stück Fleisch auf den Rost. Dabei murmelte sie unentwegt Entschuldigungen vor sich hin. Absolut unfassbar! SchlieÃlich kam sie zurück an den Tisch und verteilte drei weitere Steaks: Das erste bekam Mr Bruno, das zweite landete auf Tims Teller und zum Schluss war Chris an der Reihe. Als sie sich wieder zum Ofen wandte, sagte sie: »Tut mir leid, Sasha, aber du musst heute wohl vegetarisch essen.«
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Für Sasha blieben nur noch Erbsen übrig. Die Kartoffeln reichten nicht für alle und niemand bot an, mit ihr zu teilen. Die Brötchen waren alle schon weg. Melanie aà eine heiÃe, braune Pampe, vielleicht aus Frühstücksflocken oder so. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Sashas Magen knurrte immer noch und der Duft der Steaks lieà ihr erneut das Wasser im Mund zusammenlaufen. Und führe uns nicht in Versuchung.
»Und, Chris?«, sagte Mr Bruno. »Kommst du heute Abend mit zur Versammlung?«
Chris hielt den Blick ununterbrochen auf seinen Teller gerichtet, schüttelte den Kopf und nuschelte etwas von Hausaufgaben.
»Ach, komm schon. Es ist Freitagabend. Warum willst du denn nicht mitkommen?«
Sasha aà weiter ihre Erbsen, obwohl ihr schlecht geworden war und sie sich leicht schwindelig fühlte. Genau wie in Alexâ Nähe.
»Und was ist mit dir, Sasha? Hättest du vielleicht Lust mitzukommen?«
»Ãh, nein, ich glaube nicht. Ich bin ziemlich müde.«
»Wäre vielleicht eine gute Gelegenheit, ein paar deiner zukünftigen Klassenkameraden kennenzulernen. Wir sind im Augenblick noch eine kleine Gruppe, aber das wird sich ändern, nicht wahr, Melanie?«
»Auf jeden Fall! Die Jugendlichen heutzutage sind so vielen verschiedenen Ablenkungen ausgesetzt, da ist es schön, wenn sie eine Gruppe haben, in der sie gemeinsame Interessen finden und sich ein bisschen amüsieren können. Ich wünschte wirklich, du würdest mitkommen, Chris. Es würde dir bestimmt gefallen, das weià ich.«
»Lass ihn in Ruhe«, mischte sich Tim mit vollem Mund ein. »Er hat kein Interesse an euren komischen Versammlungen.«
Mr Bruno wirkte nicht im Geringsten beleidigt. »Ich kann Ihre Vorurteile gut verstehen, Tim«, sagte er mit sanfter Stimme. »Aber finden Sie nicht auch, dass es jungen Menschen guttut, wenn sie sich irgendwo zugehörig fühlen können?«
Tim beachtete den Lehrer gar nicht. Die Anspannung hing fast greifbar in der Luft und war kaum zu ertragen.
Melanie füllte das unangenehme Schweigen mit einem kleinen Vortrag darüber, wie schwer es Jugendliche heutzutage hatten. Mit gespieltem Lächeln sagte sie zu Sasha: »Du solltest wirklich versuchen, ein paar Freunde zu finden. Die Telluride Highschool ist sehr klein und es gibt schon einige feste Cliquen. Da wird es schwer für dich werden, Anschluss zu finden.«
»Vielen Dank, dass du dir Sorgen machst. Ich weiÃ, wie sehr dir mein Glück am Herzen
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