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Am Anfang ist die Ewigkeit

Am Anfang ist die Ewigkeit

Titel: Am Anfang ist die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trinity Faegen
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spielten eine Zeit lang schweigend weiter, bis Jax die Konzentration und den Ball verlor, weil Ärger und Enttäuschung die Überhand gewannen.
    Phoenix ließ den Ball davonspringen und schaute seinen Bruder durchdringend an. »Jetzt erzähl endlich, was passiert ist.«
    Schwer atmend und mit den Händen in die Hüften gestützt, erzählte Jax seinem Bruder die ganze Geschichte. »Das Problem ist, dass ich ihre Erinnerung nicht mehr löschen kann«, endete er schließlich.
    Phoenix wandte sich ab, holte den Ball und ließ ihn auf der Fingerspitze rotieren. »Wie oft hast du sie geküsst?«, fragte er.
    Â»Was, zum Teufel, spielt das für eine Rolle?«
    Â»Der Speichel, Bruderherz. Wenn eine Anabo etwas von deinem Speichel abbekommt, zum Beispiel beim Küssen, oder wenn sie aus deinem Glas trinkt oder dein Besteck benutzt, dann gelangt etwas davon in ihr Blut und ihr Körper wird angeregt, sich zu verändern. Sie verspürt einen nahezu unstillbaren Hunger, wird jeden Tag stärker und erwirbt bestimmte Kräfte. Sie kann Purgatoren sehen, deinen Gedächtnisblockaden widerstehen oder Skia erkennen. Sie wird dadurch mehr und mehr wie du.«
    Â»Bis sie keine Anabo mehr ist?« Das war sein allerschlimmster Albtraum. Allein die Vorstellung hatte ihm auf der Piste einen furchtbaren Schrecken eingejagt. Und jetzt musste er von Phoenix erfahren, dass er diesen Prozess bereits in Gang gesetzt hatte.
    Phoenix hob eine seiner dunklen Augenbrauen und blickte Jax an, während sich der Ball auf seinem Finger weiter um die eigene Achse drehte. »Sie wird immer eine Anabo sein. Wenn sie sich entscheidet, eine Mephisto zu werden, ist sie beides. Sie wird eine unglaubliche geistige und körperliche Stärke besitzen. Sie wird die Skia und die verlorenen Seelen mehr hassen als wir, sie wird schneller in Wut geraten und weniger Bereitschaft zur Vergebung zeigen. Und dennoch wird sie niemals erfahren, wie es ist, in Versuchung zu geraten. Ihr ganzes Handeln wird nur darauf gerichtet sein, Eryx zu besiegen.«
    Â»Woher weißt du das alles?«
    Phoenix hielt den Blick auf den Ball gerichtet. »Nachdem ich Jane gefunden hatte, habe ich Mephistopheles gefragt. Und er weiß es von Luzifer.« Er schaute Jax an. »Du hast nicht den blassesten Schimmer, wie das alles funktioniert, oder?«
    Â»Woher auch, verdammt noch mal? Du hast nie darüber gesprochen.« Sein Bruder zuckte zusammen und ließ den Ball fallen. Wortlos sahen sie zu, wie er auf die hölzerne Doppeltür der alten Molkerei zuhüpfte.
    Â»Es geschieht nicht von einem Augenblick auf den anderen«, sagte Phoenix leise. »Sie bleibt nicht bis zum Eintritt in die Unsterblichkeit eine reine Anabo und verwandelt sich erst in dem Moment   – Bumm!  – in eine Mephisto, wenn sie sich auf das Ritual einlässt. Die Veränderung hat schon begonnen. Wenn sie kurz davor ist, unsterblich zu werden, fehlen im Grunde nur noch die Markierung – falls sie die nicht schon hat – und das Austauschritual, dann gibt es keinen Weg mehr zurück.«
    Â»Du lügst! Das muss eine Lüge sein, denn was ist dann mit dem freien Willen? Wie soll sie eine wirkliche Entscheidung treffen, wenn sie sich bereits verändert, bevor sie überhaupt eine Ahnung hat, was es bedeutet, eine Mephisto zu sein?«
    Â»Ich gehe davon aus, dass sie dich zurückgeküsst hat?«
    Â»Und nicht zu knapp.«
    Â»Sie hat deine Augen gesehen. Also hat sie auch gewusst, dass du kein normaler Mensch bist. Und sie hat dich trotzdem geküsst, aus freien Stücken.«
    Â»Aber später wollte sie mich nicht mal mehr anfassen. Sie findet mich abstoßend.«
    Â»Ihr Verstand findet dich abstoßend. Ihr Glaube, ihre Vernunft, ihre gesamte Weltsicht zwingen sie gewissermaßen, dich abzulehnen. Aber ihre Seele ist anderer Meinung. Es braucht nur ein bisschen Zeit, bis ihre Seele und ihr Verstand sich geeinigt haben. Aber in der Zwischenzeit wird sie sich verändern. Wenn du sie nicht noch einmal küsst, dauert der Prozess deutlich länger, aber aufhalten lässt er sich nicht mehr.«
    Sie hatte aus seiner Feldflasche getrunken und dann hatten sie sich nicht bloß geküsst … Sie hatten mindestens zwanzig Minuten im Schnee gestanden und beinahe so etwas wie Mund-zu-Mund-Beatmung geübt. Noch nie war er so geküsst worden. Noch nie hatte er es so genossen.

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