Am Anfang ist die Ewigkeit
achtzehn Uhr die Treppe hinunterging, war sie auf alles vorbereitet â aber Brett war gar nicht da.
»Brett isst heute bei den Easters. Sieht so aus, als wären Chris, du und ich ganz unter uns«, sagte Tim vom Herd aus.
Sasha war aber nicht erleichtert, sondern beinahe enttäuscht. Sie hätte zu gern Bretts Reaktion gesehen, wenn sie ihn vor den Augen seines Vaters mit seiner fiesen Lüge konfrontiert hätte. Tim war auf seinen ältesten Sohn sowieso nicht gut zu sprechen. Chris war eindeutig sein Lieblingskind, während Melanie Brett bevorzugte.
Andererseits bedeutete Bretts Abwesenheit mehr Essen und Sasha zögerte keine Sekunde, als Tim ihr eine zweite Hühnerbrust anbot. Dazu aà sie jede Menge Reis und zum Nachtisch zwei Stück Kuchen.
Chris war wie immer ziemlich schweigsam, aber dann sah er Sasha an und sagte: »Irgendwie ganz schön ohne Mum und Brett.«
»So ist es«, meinte Tim, wuchtete seinen massigen Körper hoch und legte sich wieder in seinen Sessel.
In dieser Nacht träumte Sasha erneut von Jax. Diesmal war die Atmosphäre jedoch düsterer, seltsam gefährlich und deutlich erotischer. Als sie aufwachte, lief sie rot an.
Am nächsten Tag war sie froh, Jax wiederzusehen. »Hi, Jax«, begrüÃte sie ihn, als sie in Englisch neben seinem Platz stand.
Er hob den Kopf und lächelte sie an. »Hey, Sasha.« Er schien darauf zu warten, dass sie etwas sagte, aber plötzlich hatte sie einen Knoten in der Zunge. Eilig ging sie zu einem freien Platz ganz vorn, der möglichst weit von Brett entfernt war.
Während der ganzen Unterrichtsstunde war sie mit ihren Gedanken bei Jax. Sie überlegte hin und her, ob sie sich für das, was sie gestern in der Mittagspause zu ihm gesagt hatte, entschuldigen sollte.
Als es endlich läutete, war sie fest entschlossen, aber als sie auf ihn zutreten und ihn ansprechen wollte, wandte er sich ab und verlieà mit Thomas und Brody das Klassenzimmer, dicht gefolgt von der Plapperbarbie.
Ernüchtert sah sie ihm nach und war überzeugt, dass sie ihn endgültig abgeschreckt hatte. Die Tatsache, AuÃenseiterin Nummer eins an der Schule zu sein und von allen geschnitten zu werden, tat schon sehr weh. Jaxâ abweisendes Verhalten machte ihr jedoch weitaus mehr zu schaffen.
Als sie wenig später vor ihrem Spind stand, hörte sie Julianne zu ihren Arbeitsbienen sagen: »Brett hat erzählt, dass sie mal bei einem Konzert der Kings of Leon einen Backstage-Pass hatte. Und sie hat es der ganzen Band in der Garderobe besorgt.«
»Iih, wie eklig! Die hat doch bestimmt âne Geschlechtskrankheit«, erwiderte eins der Mädchen.
»Sie ist âne Geschlechtskrankheit«, meinte ein anderes.
Brett genoss es, Sasha so leiden zu sehen, das war klar. Sie hatte ihn in der Cafeteria gedemütigt und deutlich gemacht, dass sie niemals etwas mit den Ravens zu tun haben wollte. Also wurde sie nun umso mehr mit Spott und Häme überschüttet. Nach Spanisch kam er auf dem Flur an ihr vorbei. »Na, Internet-Schlampe, von wem lässt du dich heute filmen?«, lästerte er.
Sie ignorierte ihn, wurde aber zusehends wütender. Allein der Klang seiner Stimme machte sie rasend. Er war ein gewissenloser Mörder und trotzdem bewunderten ihn die meisten an der Schule wie eine Art Halbgott. Sogar die Lehrer fuhren offensichtlich total auf ihn ab. Sie hingegen galt als der letzte Abschaum.
Beim Mittagessen starrte sie so lange zu Jax hinüber, bis sie sicher war, dass er jeden Moment aufstehen und zu ihr kommen würde. Aber er blieb sitzen. Er unterhielt sich fast die ganze Zeit mit Plapperbarbie und als er aufgegessen hatte, verlieà er die Cafeteria, ohne Sasha eines Blickes zu würdigen.
Aber es wurde noch schlimmer. Nach der Mittagspause stand Scott, der Grapscher, vor ihrem Spind. Er grinste zweideutig und gaffte ungeniert auf ihre Brüste. Sie musterte ihn angewidert und konnte leichte Schatten um seine Augen erkennen. »Du bist ein Raven, stimmtâs?«
»Aber sicher«, sagte er voller Stolz. »Zu schade, dass du nicht auch dabei sein kannst.«
Also war auch er eine verlorene Seele. Kein Wunder, dass er sich wie ein Vollidiot benahm.
»Hättest du Lust, dir oben in Mountain Village einen Film anzuschauen?«
Sie wartete auf die Beleidigung.
Sein Grinsen verschwand und er trat einen Schritt näher. »Ich wollte es schon immer mal
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