Am Anfang ist die Ewigkeit
Geschichte setzten er und Brody sich neben Sasha, damit Bruno sie nicht zu sehr in Angst versetzen konnte. Sie veränderte sich so schnell, dass seine Gegenwart weniger Ãbelkeit, dafür aber immer stärkere Wut in ihr auslöste. Die ganze Stunde hielt sie den Kopf möglichst gesenkt und kritzelte vor sich hin, doch als Bruno ihr eine Frage stellte, sah Jax den Hass in ihren Augen aufblitzen.
Er schob ihr einen Zettel hin. Reià dich zusammen, sonst schöpft er Verdacht.
Sie nickte und wandte sich wieder ihrer Zeichnung zu.
Nach Geschichte hatten sie endlich Schulschluss. Jax absolvierte ein kurzes Probetraining in der Sporthalle und Coach Hightower wollte sofort wissen, ob er in England auch Basketball gespielt hatte.
»Ja«, log er, »und mit meinen Brüdern spiele ich auch regelmäÃig.« Seit der Erfindung des Spiels, um genau zu sein.
»Ich bin ziemlich beeindruckt, Jax. Wir können einen Center gebrauchen. Hast du Interesse?«
»Na klar, Coach.« Damit war er Mitglied des Basketball-Teams.
Zwei Stunden lang war er nur mit Basketball beschäftigt und als das Training zu Ende war, sah die Welt nicht mehr ganz so düster aus. Wenn Brody Recht hatte, war vielleicht doch noch nicht alle Hoffnung verloren.
Bevor er nach Hause ging, stahl er sich unbemerkt in Brunos Büro und durchstöberte dessen Schreibtisch. Er fand jedoch nichts, was auf ein Skia-Treffen hindeutete. Insgeheim war er froh darüber. Solange sie die benötigten Informationen nicht hatten, konnte er in der Schule und damit in Sashas Nähe bleiben.
Das einzige Highlight des ersten Tages an der neuen Schule erlebte Sasha, als sie wieder bei den Shrivers angekommen war.
»Es wird dich vermutlich freuen zu hören, dass Melanie nach Colorado Springs gefahren ist. Sie kommt erst am Mittwoch zurück«, sagte Tim von seinem Fernsehsessel aus.
Freude war ein viel zu schwaches Wort für das, was sie bei dieser Nachricht empfand. Es war die reinste Euphorie. Wie sehr hatte sie sich vor der nächsten Begegnung mit ihrer Tante gefürchtet, und jetzt war ihr eine zweitägige Schonfrist in den Schoà gefallen. Ihr Onkel war anscheinend genauso froh wie sie. Sie betrachtete den dicken, trübsinnigen Mann. »Warum lässt du dich nicht scheiden?«, fragte sie.
Er stieà einen Seufzer aus, der seinen Bauch zum schwabbeln brachte. »Das Ganze ist ziemlich kompliziert, Kleines. Vor langer Zeit habe ich diese Frau geliebt. Sie kann nichts für ihre psychischen Probleme, und ich habe immer gehofft, dass es eines Tages besser wird. Irgendwann ist mir klar geworden, dass sie sich nie mehr ändern wird, und ich habe mich damit abgefunden. Ich bin fast fünfzig Jahre alt und gesundheitlich angeschlagen ⦠Für mich ist es einfacher, wenn ich bei ihr bleibe. Sie bekommt zwar immer wieder ihre Anfälle, aber sie kümmert sich auch um mich. AuÃerdem brauchen die Jungs sie auch noch.«
Wenn Sashas Tag nicht ohnehin schon deprimierend gewesen wäre, hätte sie sich spätestens jetzt schlecht gefühlt. Sie warf ihren Rucksack auf das Sofa und setzte sich hin. Im Fernsehen lief CNN . »Hat Mum dir vielleicht eine Kopie von meiner Geburtsurkunde gegeben? Die brauche ich für die Schule.«
Er gab keine Antwort und sie sah ihn an. Irgendwie kam es ihr vor, als sei sein Gesicht noch röter als sonst. »Ist alles in Ordnung?«
»Alles gut, alles gut. Ich hab nur ein bisschen mit dem Wetter zu kämpfen.« Er warf ihr einen schnellen Blick zu, dann wandte er sich wieder zum Fernseher. »Mach dir keine Gedanken wegen der Geburtsurkunde. Ich spreche mit der Schule und kläre das.«
»Hast du denn eine Kopie?«
Er räusperte sich. »Ich besorge eine.«
Warum benahm er sich so komisch? »Danke, Tim. Die Sekretärin hat sowieso gesagt, dass du noch ein paar Anmeldeformulare unterschreiben musst. Es wäre toll, wenn du da mal vorbeigehst.«
»Ist so gut wie erledigt.« Er räusperte sich noch einmal, sagte aber nichts weiter.
Als die Stille langsam peinlich wurde, griff sie nach ihrem Rucksack und ging zur Treppe.
»Zum Abendessen gibt es Hühnchen mit Reis. Wir essen um sechs.«
»Okay.« Sie ging in ihr Zimmer und machte sich an die Hausaufgaben. Sie war froh, dass Brett beim Basketballtraining war, denn so würde sie ihn erst zum Abendessen wieder zu Gesicht bekommen.
Als sie pünktlich um
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