Am Anfang war das Ende (German Edition)
aufgeschoben. Die Kamera filmt durch die Öffnung. Vor dem Haus ist alles ruhig. Dann geht die Haustür auf. Die Männer kommen heraus. Sie bleiben auf der Veranda stehen und mustern noch einmal die tote Familie. Plötzlich zeigt einer von ihnen auf den Kalender, der über der Tür hängt. Sie bleiben kurz stehen und schauen ihn an. Dann gehen sie auf eine Lücke in der Hecke zu, bleiben davor stehen und sehen sich noch einmal um. Schließlich verschwinden sie.
GABRIEL
Sie verduften!
DAVID (dreht sich zur Kamera um)
Yes!
DINAH (späht hinaus)
Sie haben den Kalender gesehen. Wer weiß, vielleicht bluffen sie nur. Vielleicht verstecken sie sich irgendwo und warten, bis wir uns zeigen.
DAVID
Benjamin müsste sehen, wohin sie unterwegs sind.
Die Kamera zoomt die hohe Ulme und die Plattform oben in dem Baum heran. Die Plattform scheint leer zu sein.
DINAH
Vielleicht ist er eingeschlafen.
DIE KLEINE DIENSTAG
Ich kann raufklettern und nachsehen!
•
27 . SZENE. AUSSENAUFNAHME VOM HEUBODEN AUS. DER GARTEN, DIE ULME.
DIE KLEINE DIENSTAG, DINAH, DAVID, DIE KINDER.
Man sieht eine Weitwinkelaufnahme vom Garten. Dann zeigt die Kamera den Platz vor dem Stall, wo die kleine Diddi gerade in voller Fahrt angerannt kommt. Die Kamera folgt ihr durch den Garten. Sie rennt in einem Bogen am Beet vorbei und wirft einen kurzen Blick darauf. Vor der Ulme bleibt sie stehen und sieht sich um. Dann klettert sie an der Strickleiter, die vom untersten Ast herabhängt, nach oben. Von dem Ast klettert sie rasch in die Krone hinauf. Sie steigt von Ast zu Ast, bewegt sich schnell und geschmeidig. Das Einzige, was von ihr zu sehen ist, sind ihre Kleider, die zwischen den Zweigen flattern.
DAVID (nicht im Bild)
Sie klettert wie ein Äffchen.
GABRIEL (nicht im Bild)
Toll, dass sie sich das traut!
DINAH (nicht im Bild)
Diddi hat vor nichts Angst.
Dann erreicht sie die Plattform, krabbelt hinauf, kniet sich hin und blickt in die Landschaft. So verharrt sie lange. Dann dreht sie sich zur Kamera um und winkt.
DAVID (nicht im Bild)
Die Luft ist rein!
•
Als wir uns vorm Haus versammeln, sind wir immer noch auf der Hut. Benjamin klettert auf den Baum und löst die kleine Diddi ab.
»Ich hab die Schwarzen kein einziges Mal gesehen«, verkündet sie freudestrahlend, als sie herunterkommt.
Ich drücke sie.
»Mein Husten ist auch fast weg«, sagt sie dann.
Der Besuch der schwarzen Männer macht uns Sorgen. Die Männer haben den Kalender und das Beet gesehen. Es muss ihnen klar sein, dass sich hier Menschen versteckt halten.
»Mit Sicherheit kommen sie zurück«, meint Gabriel. »Sie haben nach was gesucht.«
»Wahrscheinlich nach Menschen«, sage ich und denke an die Kinder. Was passiert mit ihnen, wenn die Männer zurückkommen, ohne dass wir es merken?
»Wir sollten eine Art Waffe haben«, sagt David. »Damit wir uns verteidigen können.«
»Wie verteidigt man sich gegen eine Armbrust?«, frage ich.
»Jedenfalls nicht mit Spaten und Rechen«, sagt David. »Wenn wir sie überraschen wollen, brauchen wir was, das man auf die Entfernung einsetzen kann.«
»Pfeil und Bogen sind gut«, sagt Hänfling. »Damit haben wir schon Tiere getötet.«
»Aber die Bogen, die ihr habt, machen keinen besonders tollen Eindruck«, wendet Gabriel ein.
»Weil wir keine guten Sehnen mehr haben. Wenn man starke Sehnen hat, kann man fast alles damit erlegen.«
»Wäre vielleicht einen Versuch wert«, meint David.
Wir beschließen, den Ausguck in der Ulme immer besetzt zu halten. Ich schreibe eine Liste, wer wann an der Reihe ist, und nagle sie neben den Kalender an die Wand.
Uns wird auch bewusst, wie wichtig das Floß ist. Es ist unsere einzige Chance, von hier zu entkommen. Aber bevor das Haus auf dem Floß fertig ist, wartet noch eine Menge Arbeit auf uns. Wir beschließen, uns nach Kräften damit zu beeilen.
Als ich auf der Veranda stehe und mir die Liste anschaue, kommt mir die Idee, dass wir ein gemeinsames Symbol haben sollten.
»Wir sollten eine Fahne oder so was haben«, sage ich. »Etwas, das deutlich macht, dass wir zusammengehören und hier wohnen.«
»Jaa!«, rufen die Kinder. »Eine Fahne wäre toll!«
»Was denn für eine Fahne?«, will Gabriel wissen.
»Eine mit einem Symbol, das zeigt, wer wir sind.«
»Der Grüne Kreis!«, ruft Gabriel aus.
»Was ist das?«, fragt Hänfling.
»Das war mal ein Teil von einem geheimen Club«, erkläre ich. »Der Club bestand aus
Weitere Kostenlose Bücher