Am Anfang war das Ende (German Edition)
hier.«
Benjamin sieht mich an und gähnt. »Jetzt sind wir hier bei dir, Judit.«
»Gute Nacht, Benjamin!«, sage ich und küsse ihn auf die Stirn.
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22 . SZENE. AUSSENAUFNAHME. MORGEN. VOR DEM HAUS.
DINAH, JUDIT, DAVID, GABRIEL, BENJAMNIN, VENDELA UND DIE KINDER, (HÄNFLING).
Alle stehen in einem großen Kreis auf dem Hof. In der Mitte steht Dinah.
DINAH
Judit und ich sind der Meinung, dass wir uns auf das Allerschlimmste vorbereiten müssen. Wir brauchen einen Plan. Wir müssen wissen, wohin wir gehen sollen, wenn wir gezwungen werden, von hier zu fliehen.
DAVID
Wir haben doch noch den Windschutz am Lagerplatz. Dort sind wir sicher.
JUDIT
Nicht sicher genug. Nicht, wenn der Regen wieder einsetzt.
DINAH
Wir haben das Floß. Das liegt auch immer noch da.
GABRIEL
Habt ihr ganz vergessen, wie schwer die Zeit auf dem Floß war? Es war reine Glückssache, dass wir überlebt haben.
JUDIT
Aber wir könnten es umbauen. Ein Dach übers ganze Floß bauen. Es sicherer machen und so.
Das Bild wird plötzlich unscharf. Hänfling ruft aus dem Hintergrund.
HÄNFLING (nicht im Bild)
Gabriel, jetzt hab ich wieder was falsch gemacht!
Gabriel dreht sich um und geht direkt auf die Kamera zu. Bald darauf ist das Bild wieder scharf. Gabriel kehrt an seinen Platz zurück.
DAVID
Das ist vielleicht gar nicht so dumm. Wir könnten auf dem Floß ein Haus bauen.
JUDIT
Genau! Wenn wir es zu einem Hausboot umbauen, können wir vielleicht die Schweine mit an Bord nehmen.
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Benjamin hilft Dinah dabei, die Tage einzuritzen. Bald darf er es selbst versuchen, und er zeigt uns stolz, welche Zeichen von ihm sind. Nach einer Weile hat er sowohl die Tage als auch die Technik so gut gelernt, dass er den Kalender allein betreuen kann.
»Samstag, der erste Aprillo, anno eins«, verkündet er eines Morgens feierlich. Ich stehe auf der Veranda, sehe, wie sich das schmutzig braune Morgenlicht aus dem schwarzen Griff der Nacht löst, und betrachte die toten Felder hinter unserer Hecke. Höre die Grunzlaute von Tüchtig und Doris, die den Boden durchwühlen. Inzwischen laufen sie frei herum, nach Lust und Laune. Nachts schlafen sie in der Box. Man sieht ihnen an, dass sie sich in ihrem neuen Leben wohlfühlen. Plötzlich bin ich irgendwie froh, ja, fast ein wenig aufgekratzt. Der erste April, denke ich, das ist lange her.
»Schaut mal, da hinten kommt das Eisauto!«, rufe ich.
»Was ist das?«, fragt Benjamin, und die anderen sehen mich genauso fragend an.
»Das ist ein Auto voller Eiscreme. Eis, das schmeckt einfach herrlich!«, rufe ich und zeige auf die Felder hinaus.
Die Kinder stellen sich in eine Reihe und sperren die Augen auf. »Wo? Wo?«, rufen sie.
»April, April, ich schick dich, wohin ich will!«, platze ich heraus und lache begeistert über meinen eigenen Einfall.
»Ach so, du hast bloß Spaß gemacht«, sagt Benjamin enttäuscht.
»Na klar, am ersten April legt man doch die Leute rein!«, sage ich. »In den April schicken, nennt man das. Weißt du das nicht?«
Benjamin schüttelt den Kopf. »Ich weiß fast nichts von solchen Sachen«, sagt er.
Als ich die enttäuschten Gesichter der Kinder sehe, bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Es war dumm von mir, sie reinzulegen. Trotzdem fühle ich mich immer noch seltsam aufgekratzt.
»Wollen wir irgendein Spiel spielen?
»Was ist das, ein Spiel?«, fragt die kleine Dienstag.
»Ich zeig’s euch. Ich glaube, in der Werkstatt gibt’s ein Krocketspiel. Ich bring euch Krocket bei.«
Als wir alle Bögen aufgestellt und die Schläger verteilt haben, zeige ich ihnen, wie man es macht. Ich schlage die Holzkugel durch die ersten beiden Bögen.
»Jetzt muss man die Kugel durch den äußeren Bogen schlagen und dann durch den mittleren und diesen hier, bis man den Stock auf der anderen Seite trifft.«
Ich helfe ihnen beim Schlagen, stehe hinter ihnen und halte ihre Arme, damit der Schläger die Holzkugel in die richtige Richtung schickt. Wenn es uns gelingt, sie durch die richtigen Bögen zu schlagen, schreie ich laut vor Begeisterung.
Erst nachdem wir lange Zeit gespielt haben, merke ich, dass ich als Einzige Spaß daran habe. Die Kinder tun zwar, was ich sage, bleiben dabei aber sehr ernst, und als Benjamin schließlich Mut fasst und fragt, warum wir das eigentlich alles machen, bleibe ich ihm die richtige Antwort schuldig.
»Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Früher hat man so was gespielt.«
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Später am Tag noch
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