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Am Anfang war der Seitensprung

Am Anfang war der Seitensprung

Titel: Am Anfang war der Seitensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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Pharma-Kram«, dämmerte es mir jetzt.
    In meinen Schläfen pulsierte das Blut. Ich nahm langsam erst die eine, dann die andere Dose in die Hand und studierte die Deklaration. Es stimmte, bis auf ein Detail waren die Inhaltsstoffe identisch.
    »Das verstehe ich einfach nicht«, murmelte ich. »Doro hat mir erzählt, daß es ›Beautyline‹ nur in Amerika gibt.
    Und daß sie hundertfünfzig Mark pro Dose bezahlt hat.«
    »Ist Doro die Freundin, die mit deinem Mann geschlafen hat?«
    Ich nickte.
    »Na, dann solltest du ja eigentlich wissen, ob du ihr trauen kannst oder nicht«, lächelte Wiltrud maliziös.

Achtzehn
     
    Da saß ich nun auf meinen siebenundneunzig
    »Beautyline«-Dosen. Eine Dose reichte für vier Wochen, ich hatte also für siebeneinhalb Jahre Pulver zum Selberessen.
    »Ich sag jetzt nicht, daß ich es dir gleich gesagt habe«, feixte Rilke.
    Ich war stinksauer. Nicht genug, daß Rilke recht behalten hatte, ich ärgerte mich auch über mich selbst.
    Aber eigentlich war ja Doro schuld, dieses Miststück.
    Wenn die nicht so angegeben hätte mit ihrem ach so großzügigen Geschenk, wäre mir das nie passiert.
    Den größten Haß richtete ich aber auf die Person, die mir das überteuerte Zeug angedreht hatte.
    »Wir könnten ihr einen Hausbesuch machen«, schlug Hartmann vor und krempelte sich demonstrativ die Ärmel auf.
    Ich muß zugeben, ich hatte große Lust, der perfekten Frau ihren wohlgeformten Hals umzudrehen.
    »Wir verpassen ihr einen kleinen Denkzettel. Laß mich nur machen«, grinste Hartmann.

    Am nächsten Tag kam er mit einer Tüte an, deren Inhalt er uns nicht zeigte. Er nahm zwei Dosen »Beautyline«-Pulver und steckte sie ebenfalls ein.
    Wir nahmen mein Auto.
    »Park in der Nähe ihres Hauses, aber nicht direkt vor der Tür«, befahl Hartmann.
    Ich stellte den Wagen schräg gegenüber ab, und wir warteten. Die Garage von Nummer vierzehn war leer, offenbar war niemand zu Hause.
    »Was hast du vor, Hartmann?« fragte ich.
    »La-hass di-hich über-rraschen!« sang Hartmann, Rudi Carells holländischen Akzent imitierend.
    »Ich will aber nichts Verbotenes machen«, sagte ich ängstlich. »Ich hab schon genug Ärger.«
    »Unter anderem wegen der Alten hier«, erinnerte mich Rilke.
    Er hatte recht. Sechstausend Mark in den Sand gesetzt, die sollte wirklich was erleben.
    Um uns die Zeit zu vertreiben, spielten wir Karten, aßen Chips und tranken Dosenbier.
    »Du mußt uns sagen, wann sie kommt«, befahl Hartmann, und ich schaute brav immer wieder zum Fenster hinaus. Nach über zwei Stunden näherte sich der Mercedes und fuhr in die Garage von Nummer vierzehn.
    »Jetzt!« rief ich.
    Hartmann riß vier Faschingsmasken aus der Tüte und drückte jedem von uns eine in die Hand. Ich war Donald Duck, Rilke war Micky, und die zwei anderen waren Panzerknacker. Wir prusteten vor Lachen, als wir uns gegenseitig ansahen.
    »Ruhe!« befahl Hartmann.
    Die Frau war ausgestiegen. Sie holte einen Einkaufskorb vom Beifahrersitz.
    »Gleich geht’s los«, flüsterte Hartmann. Wir starrten wie gebannt auf die Frau, die jetzt eigentlich auf das Haus hätte zugehen müssen. Statt dessen öffnete sie die hintere Tür, und zwei Kinder im Grundschulalter sprangen heraus.
    »Scheiße!« fluchte Hartmann, während ich ein Gefühl der Erleichterung nicht unterdrücken konnte.

    Aber die Kinder liefen nicht ins Haus Nummer vierzehn, sondern ins Nachbarhaus. Die Frau blieb stehen und sah ihnen nach, bis sie verschwunden waren. Dann nahm sie ihren Korb.
    »Los!« zischte Hartmann.
    Wir sprangen gleichzeitig aus dem Auto und liefen auf sie zu. Die drei Jungs schoben sie zurück in die Garage und hielten sie fest. Hartmann holte eine Strickmütze aus seiner unerschöpflichen Tüte, zog sie ihr über den Kopf und rollte sie runter bis über die Augen. Dann drückte er mir eine »Beautyline«-Dose und einen Löffel in die Hand und nickte auffordernd.
    Ich zögerte nur einen Augenblick.
    »Mund auf!« befahl ich. Dann fütterte ich ihr den ersten Löffel. Sie hustete.
    »Iß!« befahl ich der verschreckten Frau.
    Folgsam aß sie zwei weitere Löffel, dann hielt sie den Mund geschlossen.
    »Weiter, weiter! Willst du etwa nicht schön, schlank und gesund sein?« sagte ich und gab ihr einen Stoß.
    Verzweifelt schluckte die Frau das staubtrockene Pulver.
    Zwischendurch hielt Hartmann ihr eine Flasche Mineralwasser an den Mund.
    Als die Dose leer war, wankte sie. Sie griff ins Leere, bekam schließlich den Rückspiegel ihres Wagens

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