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Am Anfang war der Tod

Am Anfang war der Tod

Titel: Am Anfang war der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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milde Gaben.
    Als Jake vor dem Grundstück parkte, lag das Gebäude in tiefer Stille. Am Eingang wurde er von einem Mann begrüßt, dessen Kopf bis auf einen langen, dünnen Pferdeschwanz in seinem Nacken kahl rasiert war. Er war jung und zuvorkommend und vermittelte den Eindruck eines Menschen, der mit sich und der Welt in Frieden lebte. Er war sehr höflich und ausgesprochen hilfsbereit, noch ehe Jake ihm seine Polizeimarke gezeigt hatte.
    Schnell verschwand er, um Mary zu holen.
    Sie schien nicht überrascht zu sein, Jake zu sehen. Nachdem sie ihn begrüßt hatte, schlug sie ihm vor, nach draußen zu gehen, wo sie ungestört reden konnten. Im Garten kam er gleich zur Sache. „Soviel ich weiß, wählte Bordon sich jede Nacht eine andere Frau aus, ohne dass es zu Eifersüchteleien kam, und die Frauen konnten auch mit anderen schlafen, wann immer sie wollten.“
    Sie nickte, und ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. „Natürlich wollten wir alle Peter haben. Es ist schwer, einem Außenstehenden zu beschreiben, wie ein Mann … die Frauen so faszinieren konnte, obwohl sie ihn teilen mussten. Es gab auch noch andere Männer. John Mast zum Beispiel.“ Seufzend spielte sie mit den Falten ihres langen orangefarbenen Umhangs. „Ich weiß natürlich, dass John tot ist.“ Sie sah Jake an. Unvermittelt lag Leidenschaft in ihrem Blick. „Aber glauben Sie bloß nicht, dass John Mast diese Frauen hat umbringen lassen, weil er auf Peter eifersüchtig war. John war ein Gläubiger. Er glaubte fest an unsere Grundsätze – die Güter von Gottes Erde mit anderen zu teilen, einander zu lieben … Er war ein guter Mensch. Klug. Ich glaube, er wusste, dass es irgendwann Geldprobleme geben würde, denn ich habe ihn ein paar Mal mit Peter deswegen streiten hören. Er hat sich ständig Sorgen gemacht. Doch Peter hat nicht auf ihn gehört. Und John wurde nicht dazugebeten, wenn … nun ja, wenn die Türen verschlossen wurden. Ich habe kein gutes Gefühl, wenn ich an John denke. Ohne ein Wort zu sagen, ist er ins Gefängnis gegangen – nur weil er das getan hat, was ihm aufgetragen wurde. Und dann ist er gestorben.“
    „Es tut mir ebenfalls Leid, Mary. Aber ich bin nicht hierher gekommen, weil ich glaube, dass einer Ihrer … Ihrer Freunde ein schlechter Mensch war. Ich bin der Ansicht, dass es da noch etwas anderes gegeben hat. Etwas, von dem vielleicht keiner von Ihnen etwas gewusst hat.“
    Ratlos zuckte sie mit den Schultern. „Schon möglich. Aber wenn es etwas gegeben haben sollte, hätte Peter es gewusst.“
    „Sind jemals Boote durch die Kanäle gekommen?“
    „Natürlich. Jeden Tag.“ Sie lächelte. „Ich glaube, es kommen immer noch viele Schiffe vorbei. Paddelboote, Kanus, Ruderboote, kleine Motorboote. Das ist doch der Grund, warum die Leute gern am Wasser wohnen, Detective Dilessio.“
    Er erwiderte ihr Lächeln. „Natürlich. Hat eines dieser Boote am Grundstück festgemacht? Hat Peter Bordon jemals Lieferungen auf diesem Weg erhalten?“
    Sie hob die Schultern. „Kann schon sein. Ich habe keine Ahnung. Ich bin jedenfalls nie gebeten worden, beim Ausladen eines Bootes zu helfen. Was kann man schon in einem Boot transportieren? Es konnten ja nur kleinere Wasserfahrzeuge passieren. Und natürlich Propellerboote. Die sind sehr laut … hin und wieder habe ich eines gehört. Aber sie haben nie angehalten. Jedenfalls nicht soweit ich weiß.“
    „Was ist mit Kanus?“
    Sie zögerte. „Vielleicht. Manchmal … spät in der Nacht, als ich im Gemeinschaftsraum war, hörte ich gelegentlich Geräusche. Aber wir hüteten uns, hinauszugehen. Wir alle hatten unseren Platz, und den haben wir nie verlassen. So war das nun mal.“
    „Vielleicht sind doch nicht alle an ihrem Platz geblieben, Mary. Und vielleicht ist das der Grund, warum die Mädchen sterben mussten.“
    Wie von einem plötzlichen Schmerz getroffen, verzog sie das Gesicht. „Vielleicht“, stimmte sie zu.
    „Es gab auch Drogen, nicht wahr? Es gab sie reichlich, und sie waren leicht erhältlich?“
    „Sehr viele Aphrodisiaka“, murmelte sie. Dann sah sie ihm in die Augen. „Ja. Sehr viele Drogen. Wir haben nicht gefixt oder so. Jedenfalls ich nicht. Ich bin sauber, Jake. Wie alle hier.“
    „Die Krishna-Jünger interessieren mich nicht, Mary. Ich bin auf der Suche nach einem Mörder.“
    Sie nickte. „Drogen waren immer leicht zugänglich.“
    „Danke, Mary. Wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt …“
    „Dann werde ich Sie anrufen, Detective.

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