Am Anfang war der Tod
Nachricht beunruhigte ihn. Die Stimme war ihm unbekannt, und er verstand den Namen nicht. Der Mann sprach leise und klang sehr nervös.
„Ich rufe im Auftrag von Peter Bordon an. Er möchte mit Ihnen reden. Ohne großes Aufsehen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wenn Sie jemanden mitbringen, können Sie’s vergessen. Er will nur mit Ihnen allein sprechen.“
Danach hatte der nervöse Unbekannte die Verbindung unterbrochen.
Len saß immer noch an der Bar zwischen Sandy und Curtis. Nachdem sie die anderen kurz begrüßt hatte, kam Ashley sofort zur Sache. „Len, hat sich Karen zufällig bei dir gemeldet?“
Er schüttelte den Kopf. „Hätte sie das tun sollen? Ich habe sie doch erst gestern Abend gesehen.“
„Heute ist sie nicht zur Arbeit erschienen, und weder Jan noch ich haben sie telefonisch erreichen können.“
„Tut mir Leid, aber ich habe nichts von ihr gehört.“
„Hat sie gesagt, dass sie heute irgendetwas vorhatte? Dass sie sich krank melden würde?“
„Nein. So was hat sie ganz bestimmt nicht gesagt.“
„Seltsam. Ich denke, ich fahre mal zu ihr hin.“
Ashley ging zurück ins Büro und verließ das Haus durch die Küche. Im Wagen befestigte sie Karens Schlüssel an dem Ring mit ihren eigenen Schlüsseln, damit sie ihn nicht erst lange würde suchen müssen, wenn sie vor ihrer Tür stand. Dann startete sie den Motor.
Als die den Hafen hinter sich gelassen hatte, fragte sie sich, ob sie und Jan nicht überreagierten. Schließlich bestand kein Grund zur Sorge, nur weil jemand an einem Tag nicht zur Arbeit erschienen war und nicht zu Hause zu sein schien. Andererseits hatte Karen immer prompt auf ihre Anrufe reagiert.
Bei Nacht ist Miami wirklich eine wunderschöne Stadt, dachte Ashley nicht zum ersten Mal, während sie durch die hell erleuchteten Straßen fuhr. Die Kanäle und Wasserwege reflektierten das Mondlicht und schufen eine geheimnisvolle Atmosphäre. Und die nicht so schönen Gegenden wurden von der Dunkelheit verschluckt.
Im Schutz der Dunkelheit geschahen allerdings auch die meisten Verbrechen in der Stadt.
Erst Stuart. Und nun Karen.
Unsinn. Sie schob den Gedanken beiseite, dass ihrer Freundin etwas passiert sein könnte.
Als sie am Haus vorfuhr, stand Karens kleiner Toyota wie gewöhnlich in der Einfahrt. Zu beiden Seiten ihres Grundstücks wuchs Kirschlorbeer. Ein großer Flammenbaum beherrschte den Vorgarten. In den durch ein Geländer abgetrennten Eingangsbereich hatte Karen Bougainvilleen gepflanzt. Alles sah genauso aus wie immer. Warum ging sie dann nicht ans Telefon?
Gedankenverloren betrachtete Ashley ein paar Sekunden lang das Haus, ehe sie die Wagentür öffnete. Ein schwacher Lichtschein drang aus den Fenstern. Ashley stieg aus und ging zur Tür. Das Außenlicht brannte nicht. Mit einem unbehaglichen Gefühl betrachtete sie Schatten, die über die Tür fielen, und verfluchte Karen im Stillen, weil sie die Lampe nicht eingeschaltet hatte.
Sie war doch fast Polizistin, wie David Wharton gesagt hatte. Und sie hatte immer noch ihre Pistole in der Schultertasche.
Ehe sie aufschloss, drückte sie auf den Klingelknopf, betätigte den Klopfer an der Tür und rief Karens Namen. Es kam keine Antwort. Schließlich griff sie zum Schlüssel und steckte ihn ins Schloss. Als sie die Tür aufstieß, rief sie erneut Karens Namen. Noch immer keine Reaktion.
Sie trat ins Haus, schaltete die Alarmanlage aus und verschloss die Tür. Sogar diese Handlungen machten sie ein bisschen nervös. Wenn Karen nun überfallen worden war? Wenn ihr Angreifer noch im Haus war? Dann hatte sie sich jetzt möglicherweise selbst mit einem Einbrecher eingeschlossen.
Sie riss sich zusammen. Sie und Jan hatten sich da in etwas hineingesteigert, was sicher bloß ihrer allzu lebhaften Fantasie entsprang.
„Karen!“ rief sie noch einmal.
Das Wohnzimmer wirkte gemütlich wie immer. Von dort, wo sie sich befand, konnte Ashley die Küche, das Esszimmer und den kleinen Raum dahinter sehen. Sie ging durchs Wohnzimmer, das wie gewöhnlich sauber und aufgeräumt war. Karen achtete sehr auf Ordnung. Alles hatte seinen festen Platz. Auf einem Bücherregal standen mehrere Bilderrahmen. Auf den Fotos waren Karen mit ihrer Mom und ihrem Dad, mit ihrer Schwester und ihrem Bruder zu sehen. Karen mit dem heiß geliebten Hund namens Otter, um den sich stets die ganze Familie gekümmert hatte. Sie selbst mit Karen und Jan vor einigen Jahren beim Bungee-Springen auf einem Jahrmarkt in Dade
Weitere Kostenlose Bücher