Am Anfang war der Tod
meiner Beredsamkeit verführe? Carnegie hat dafür gesorgt, dass dein Freund rund um die Uhr bewacht wird – und zwar ab sofort offiziell.“
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. „Wirklich?“
„Wirklich.“
„Tut er das für dich?“
„Wenn ich Ja sage, würdest du dann lieber bei mir bleiben?“
„Ich bleibe, egal was du sagst“, antwortete sie. Ihre Stimme klang belegt.
Jake rührte sich nicht von der Stelle, während er sie ein paar Sekunden lang schweigend ansah. Dann sagte er: „Ich muss morgen sehr früh wegfahren. Gegen vier will ich los. Einer von Bordons Mitgefangenen hat mich angerufen. Der Anruf kam tatsächlich aus dem Gefängnis; ich habe es kontrolliert. Der Mann hat mir gesagt, dass Bordon mich sprechen will. Ich glaube, er hat vor jemandem Angst. Wenn er sich nicht irgendeinen Trick für mich ausgedacht hat. Wie dem auch sei, ich muss zu ihm. Morgen Abend bin ich wieder zurück. Es kann spät werden, aber ich komme auf jeden Fall. Und dann kümmere ich mich um deinen Freund Stuart Fresia. Carnegie hat ein paar Informationen erhalten, bei denen ich ein wenig nachhaken will. Ich verspreche dir, nein, ich schwöre dir, dass wir die Angelegenheit aufklären werden.“
Plötzlich fröstelte sie. Sie sollte jede Hilfe in Anspruch nehmen, die ihr angeboten wurde. Sie benötigte die Unterstützung, und es gab keinen Grund, sie abzulehnen. Abgesehen von … nun, abgesehen von ihren Gefühlen ihm gegenüber.
„Du brauchst das nicht zu tun“, hörte sie sich selbst sagen. Es klang ziemlich steif. „Du brauchst dir wegen mir keinen Fall aufzuhalsen, mit dem du überhaupt nichts zu tun hast. Nur weil Stuart mein Freund ist“, setzte sie hinzu. Sie hätte sich ohrfeigen können. Sie brauchte und wollte doch jegliche Unterstützung. „Ich werde jedenfalls nicht lockerlassen“, versicherte sie ihm. „Und zwar deshalb nicht, weil ich Stuart kenne. Aber du musst dich nicht dazu verpflichtet fühlen.“
„Tu nichts Unüberlegtes“, riet er ihr mit ausdrucksloser Stimme.
Sie reagierte gereizt. „Ich bin kein Vollidiot. Ich war eine der besten Schülerinnen an der Akademie.“
„Ashley, kein Mensch zweifelt an deiner Intelligenz. Aber sich in Dinge einzumischen, ohne zu wissen, worauf man sich einlässt, ist verdammt gefährlich.“
„Für eine Frau.“
„Für jeden. Für jeden, der nicht die Erfahrung und nicht die Ausbildung hat.“
„Abgesehen von dir. Du hattest natürlich schon jede Menge Erfahrung, als du angefangen hast.“
„Ashley, tu mir einen Gefallen. Lass mir noch ein paar Tage Zeit. Nur ein paar Tage. Ich möchte nicht, dass du dich da in etwas hineinstürzt, ohne zu wissen, auf was du gefasst sein musst. Ich bin auf alles gefasst. Und was Stuarts Fall angeht – ich tu es nicht nur dir zuliebe. Ich kümmere mich darum, weil es versuchter Mord sein könnte. Ich hoffe, dass ich morgen einige Antworten zu den Morden bekomme, in die Bordon verwickelt ist. Und zu Cassie Sewell.“
„Und deine Kollegin?“ fragte sie ruhig.
Er nickte. „Und Nancy.“
Sie standen einander so nahe gegenüber, dass sie sich fast berührten. Die Sekunden verstrichen, und sie schauten sich schweigend in die Augen.
„Dir liegt sehr viel an diesen Antworten, stimmts?“
„Ich will sie unbedingt haben“, antwortete er.
Sie musterte ihn stumm.
Er berührte sie immer noch nicht, aber er war so nahe, dass sie seine Körperwärme spüren konnte. Die Feuchtigkeit seiner Haut schien sie zu liebkosen. Er beugte sich nach vorne und drückte sie gegen die Wand, wobei er sich mit den Armen abstützte und sie gleichzeitig gefangen hielt. Als er sprach, klang er sehr ernst. Nichts mehr in seiner Stimme erinnerte an die Neckereien, die sie vor wenigen Minuten noch ausgetauscht hatten. „Ja, mir liegt sehr viel an den Antworten, denn wenn es jemals einer verdient hat, dass die Wahrheit ans Tageslicht kommt, dann ist es Nancy.“
Ashley senkte den Kopf. Plötzlich hatte sie Angst. Sie hatte sich Hals über Kopf in eine Affäre gestürzt und geglaubt, hemmungslose Lust genießen und anschließend unbeschadet herauskommen zu können. So fasziniert, geradezu hypnotisiert war sie von dem Mann, den sie erst vor so kurzer Zeit kennen gelernt hatte, dass sie gar nicht auf seine Worte achtete. Doch welche Gefühle hatte sie in dieser kurzen Zeit erlebt. Sie fühlte sich nicht nur körperlich zu ihm hingezogen, obwohl dieser Aspekt im Moment nur eine untergeordnete Rolle spielte. Sie bewunderte noch viele
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