Am Anfang war der Tod
aufpassen?“ Nick war sich zwar ziemlich sicher, dass die beiden schon erheblich über den Durst getrunken hatten, aber ein paar Minuten würden sie die Bar im Auge behalten können.
Im Haus warf er zuerst einen Blick in sein Zimmer. Sharon schien bereits eingeschlafen zu sein. Dann ging er zu Ashley und klopfte leise an ihre Tür.
„Ashley?“
Die Tür ging auf, und Ashley stand lächelnd vor ihm. „Hallo Nick, was gibts denn?“
Er kam sich ein bisschen albern vor. „Ich wollte nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist.“
„Mir gehts gut. Ich bin nur etwas müde.“ Sie gähnte, und ihm fiel auf, dass sie seinem Blick auswich.
„Du hast wohl etwas zu viel getrunken, was?“
„Nur drei Margaritas.“ Sie unterstrich ihre Antwort, indem sie drei Finger hochhielt. Dann lächelte sie. „Ich werde mich jetzt aufs Ohr hauen.“
„Wir unterhalten uns morgen früh, einverstanden?“
„Aber sicher.“
Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Als er sich abwenden wollte, packte sie ihn bei den Schultern und küsste ihn auf die Wange. „Gute Nacht, Onkel Nick“, sagte sie zärtlich.
„Gute Nacht. Schlaf gut. Und dass dich nicht das Mäuschen beißt.“
Sie lächelte. Das hatte er schon seit Jahren nicht mehr zu ihr gesagt. „Ich passe auf.“
Die Tür fiel ins Schloss, und er hörte, wie sie den Schlüssel umdrehte.
Merkwürdig … Sie hatte sich doch noch nie nachts eingeschlossen.
Ashley blieb lauschend an der Tür stehen, bis sie sicher sein konnte, dass Nick gegangen war. Dann wandte sie sich wieder an David Wharton. Er saß noch immer auf dem Fußboden, aber allmählich kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück.
„Spielen Sie etwa kein doppeltes Spiel?“ fragte sie eisig. „Ich sollte Sie verhaften lassen.“
„Ashley, denken Sie an Stuart.“
„Das tue ich die ganze Zeit.“
„Jemand hat versucht, ihn zu töten. Er ist in Gefahr. In Lebensgefahr.“
„Wie kommen Sie darauf, dass einer der Polizisten ein doppeltes Spiel spielt?“
Er zögerte. „Ich habe gehört, wie darüber gesprochen wurde. Natürlich wollte mir keiner glauben.“
„Ich glaube Ihnen auch nicht.“
„Warum? Hören Sie, Ashley, ich weiß, dass Sie Ihren Job sehr ernst nehmen. Ich weiß, dass Ihr Vater ein ausgezeichneter Polizist war. Und ich weiß auch, dass neunundneunzig Prozent der Jungs bei der Truppe sauber sind. Aber sie sind auch nur Menschen. Es gibt jede Menge Versuchungen. Einige können ihnen nicht widerstehen. Und die Uniform ist die beste Tarnung für diese cleveren Ganoven.“
„Sie haben mir noch keinen einzigen handfesten Beweis geliefert.“
Er überlegte ein paar Sekunden, ehe er weitersprach. „Lassen Sie es mich Ihnen erklären. Stuart hat nicht nur bei großen Wirtschaftsunternehmen recherchiert, sondern auch angefangen, sich mit merkwürdigen religiösen Sekten zu beschäftigen. Er wollte herausfinden, wie viele Leute Hühner opfern und warum es so viele pseudo-religiöse Riten gibt.“
„Caleb Harrison hat bestritten, dass ihre Kommune eine religiöse Sekte ist.“
„Glauben Sie mir, sie betreiben eine Art von Kult. Es gibt noch ein paar andere Männer, die dort arbeiten, aber die meisten Mitglieder sind Frauen.“
„David, wenn ihm das Grundstück gehört, dann kann er da leben und arbeiten, ohne dass das Gesetz ihm etwas anhaben kann.“
„Da bin ich mir nicht so sicher. Bei all den Merkwürdigkeiten, die da abgehen …“
„Ich weiß immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen.“
„Stuart ist in diese Kommune gekommen. Jemand hatte sie ihm empfohlen als eine neuzeitliche Form des Lebens wie in alten Zeiten. Er gelangte zu der Überzeugung, dass Caleb Harrison das Anwesen nicht mit seinem eigenen Geld erworben hat und selber keine Ahnung hatte, was da eigentlich vor sich ging. Deshalb haben wir das Nachbargrundstück gekauft, um die Kommune zu beobachten und herauszufinden, was dort eigentlich passiert.“
„Und was ist passiert?“
„Nachts kamen Boote. Aber man wusste nie, in welchen Nächten. Sie kamen sehr unregelmäßig.“
„Es ist nicht illegal, mit dem Boot den Kanal zu befahren“, sagte sie barsch.
„Es sei denn, die Boote werden für illegale Geschäfte benutzt.“
„Und was waren das für illegale Geschäfte?“
Er schüttelte den Kopf. „Marihuana kann es nicht gewesen sein – der Gewinn ist zu gering. Vielleicht Heroin. Ich bin mir jedoch sicher, dass es sich um Geschäfte in großem Rahmen handelt, die sehr gut organisiert sind. Die Dealer
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