Am Anfang war der Tod
nicht los, dass er ihr die Wahrheit erzählt hatte – oder zumindest das, was er für die Wahrheit hielt.
Aber ein Polizist, der ein doppeltes Spiel spielte …?
Nun ja, das war durchaus möglich. Polizisten waren schließlich auch nur Menschen.
Sie lief in die Bar, wo die letzten Gäste ihre Gläser leerten.
„Nick?“
„Ashley. Du bist ja immer noch auf.“
„Nicht mehr lange. Können wir mal ums Hause gehen?“
„Warum?“
„Ich glaube, ich … habe Geräusche gehört. Sie kamen von draußen.“
„Es ist Freitagabend.“
„Bitte, ja?“
„Meinetwegen.“
Nick öffnete den Safe und nahm die Pistole heraus. Er hielt sie dicht an den Körper gepresst, um kein Aufsehen zu erregen, während er Ashley auf die Terrasse begleitete und mit ihr das Grundstück absuchte.
„Was genau hast du denn gehört?“ erkundigte er sich, nachdem ihre Suche ergebnislos geblieben war.
Sie zuckte mit den Schultern. „Irgendwas hat geraschelt, glaube ich. Eigentlich nichts Genaues. Tut mir Leid, dass ich dich damit belästigt habe.“
„Du hast mich nicht belästigt. Du belästigst mich doch nie, das weißt du. Aber ich glaube, wir müssen uns mal unterhalten. Ernsthaft unterhalten.“
Sie nickte, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. Mittlerweile wusste sie selbst nicht mehr, was sie glauben und was sie tun sollte. Eigentlich hätte sie sofort die Polizei verständigen müssen. Aber wenn David Wharton nun die Wahrheit sagte? Dann würde sie möglicherweise Stuarts Leben gefährden.
Sie waren an der Außentür angelangt. Nick drehte den Knauf. Zu Ashleys Überraschung sprang die Tür sofort auf. David war also getürmt. Offenbar vertraute er ihr ebenso wenig wie sie ihm.
„Ash, du lässt deine Tür auf, wenn du Angst hast, dass jemand draußen sein könnte?“
„Das muss ein Versehen sein“, antwortete sie verlegen.
Mit gezückter Pistole betrat er das Zimmer und bedeutete ihr, draußen zu bleiben. Er überzeugte sich davon, dass niemand in ihrem Schlafzimmer oder Bad war. Sogar unter dem Bett schaute er nach.
„Hast du etwas entdeckt?“
„Nur ein paar Staubmäuse“, antwortete er.
Sie verzog das Gesicht. „Ich muss mal wieder saugen.“
„Ich schau mich noch in den anderen Räumen um.“
„Ich komme mit dir.“
„Nicht nötig. Ich habe meine Pistole, und außerdem sitzen noch drei oder vier Polizisten in der Bar. Bleib lieber in deinem Zimmer. Und schließ beide Türen ab.“
„Ich werde erst beruhigt sein, wenn ich mit dir durchs Haus gegangen bin.“
Seufzend zuckte er mit den Schultern. „Na gut.“
Langsam gingen sie durchs Haus. Sie kontrollierten jeden Schrank und durchsuchten alle Ecken und Winkel. Nick schaute sogar unter seinem eigenen Bett nach. Dabei weckte er Sharon auf.
„Was ist los?“ fragte sie schläfrig.
„Alles in Ordnung, Liebes. Schlaf weiter“, erwiderte er.
Sie lächelte müde und schloss die Augen.
„Da ist niemand“, sagte Nick. „Ashley …“
„Danke“, meinte sie leise, umarmte ihn und ging in ihr Zimmer zurück. Sie musste unbedingt schlafen. Heute Nacht würde sie keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen können. Doch obwohl sie vor Müdigkeit kaum noch aus den Augen schauen konnte, war ihr klar, dass sie sich jemandem anvertrauen musste. Das war auch eine der Grundregeln, die man ihnen auf der Akademie eingeschärft hatte.
Und wenn sie an den Falschen geriet? Nicht auszudenken …
Sie schloss sich in ihr Zimmer ein. Ehe sie sich ins Bett legte, fiel ihr Blick aufs Telefon. Einen Anruf musste sie noch tätigen. Seufzend wählte sie die Nummer.
Nathan Fresia klang erschöpft.
„Hallo, Nathan. Hier spricht Ashley.“
„Ashley … weißt du, wie spät es ist?“
„Ja. Entschuldigen Sie bitte. Sind Sie bei Stuart?“
„Natürlich. Aber in ein paar Stunden löst Lucy mich ab. Es geht ihr wieder gut.“
„Nathan, ich weiß, dass Ihnen meine Bitte merkwürdig vorkommen muss, aber tun Sie mir den Gefallen. Sorgen Sie dafür, dass immer einer von Ihnen beiden bei Stuart ist. Wenn nicht gerade ein Arzt in seinem Zimmer ist oder eine Schwester … Lassen Sie ihn keine Sekunde aus den Augen, ja? Auch nicht, wenn die Polizisten da sind.“
„Was ist denn los, Ashley?“
„Keiner liebt Stuart so sehr wie Sie beide. Also …“
„Wir lassen ihn nicht allein, Ashley.“
„Nicht eine Minute, versprochen? Ich komme morgen vorbei. Ist Ihnen das Recht?“
„Natürlich. Vielleicht wacht er morgen auf, wenn Sie hier sind. Wäre das
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