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Am Anfang war der Tod

Am Anfang war der Tod

Titel: Am Anfang war der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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außer dass sie Mitte zwanzig war und perfekte Zähne hatte …?“
    „Sie muss etwa einsfünfundsechzig groß gewesen sein. Stabiler Körperbau. Keine Schwangerschaften. Nach Gannets Ansicht scheint es sich um einen Ritualmord gehandelt zu haben.“
    „Genau wie bei …?“
    „Ja, genau so.“ Neil stieß einen bedauernden Seufzer aus. „Vermutlich war sie recht hübsch. Die Jungs hier haben ihr einen Spitznamen gegeben. Aschenbrödel. Sie war zwar nicht mit Asche bedeckt, aber die Umgebung, in der sie gefunden wurde … Das ist schon merkwürdig. Da beschäftigt man sich tagein, tagaus mit solchen Fällen, und dann gibt es immer noch ein paar, die einem besonders nahe gehen, weil sie so brutal sind. Ich schicke Ihnen den kompletten Bericht. Ach ja, Gannet sagt, sie muss etwa zwischen zwei und vier Monaten tot sein.“
    „Vielen Dank, Neil.“
    „Keine Ursache. Sobald wir etwas Neues erfahren, werde ich Sie informieren.“
    „Prima.“
    Jake legte den Hörer auf und suchte die Akte des letzten Opfers hervor, das vor fünf Jahren getötet worden war. Das Foto einer jungen Frau mit einem scheuen Lächeln war rechts auf der Seite mit einer Büroklammer befestigt.
    Dana Renaldo.
    Auch sie war Mitte zwanzig gewesen. Siebenundzwanzig, um genau zu sein, eins fünfundsechzig groß, etwa dreiundfünfzig Kilo schwer, eine lebenslustige, attraktive Frau. Ihre Eltern waren tot. Eine Cousine hatte sie als vermisst gemeldet – knapp ein Jahr, bevor ihre Leiche gefunden wurde. Sie stammte aus Clearwater. Die Polizei hatte seinerzeit eine Fahndung eingeleitet, den Fall aber zu den Akten gelegt, nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie ihr gesamtes Hab und Gut mitgenommen und ihr Bankkonto aufgelöst hatte. Drei Monate vor ihrem Verschwinden war sie geschieden worden, was ihr ziemlich zugesetzt hatte. Da sie kinderlos war, nahmen die Behörden an, dass sie irgendwo einen Neuanfang machen wollte. Bis ihre Leiche in Miami-Dade gefunden wurde. Erwachsene handelten nicht gesetzwidrig, wenn sie sich dazu entschieden, unterzutauchen. Vor ihrem Verschwinden hatte Dana in einem Makler- und Versicherungsbüro und als Beraterin in einem Rechtsanwaltsbüro in Tampa gearbeitet. Das Kündigungsschreiben hatte sie selbst verfasst – ihr Vorgesetzter hatte bestätigt, dass es ihre Handschrift war.
    Zwischen diesem Fall und ihrer Miss Unbekannt – oder Aschenbrödel, wie die Gerichtsmediziner sie nannten – schien es in der Tat einige Ähnlichkeiten zu geben.
    Er nahm die nächste Akte zur Hand.
    Bei Eleanore „Ellie“ Thorn lagen die Dinge dagegen ganz anders als bei Dana Renaldo oder ihrem jüngsten Opfer. Aus Omaha stammend, war sie nach einem Urlaub in Fort Lauderdale nicht nach Hause zurückgekehrt. Sie hatte keinen Job angenommen, hatte ihr Bankkonto über eine örtliche Filiale aufgelöst und war hin und wieder in der Stadt gesehen worden. Sie hatte an Bordons Gebetsrunden teilgenommen und sich häufig im Haus der Sekte aufgehalten. Sie war knapp einsfünfundsiebzig groß, blond und durchtrainiert. Wie die anderen war auch sie erst gefunden worden, nachdem die Zeit und die Elemente der Natur ihren sterblichen Überresten ziemlich zugesetzt hatten.
    Die erste der drei Ermordeten hatte an der Universität von Tulane ihren Abschluss in Architektur gemacht. Freunde beschrieben sie als intelligent und zielstrebig. Als Waise war sie in Heimen aufgewachsen. Mit Hilfe von Stipendien und ihrem unermüdlichen Ehrgeiz hatte sie die Schule geschafft. Sechsundzwanzig war sie bei ihrem Tod, einsfünfundfünfzig groß, von zierlicher Gestalt, und sie wog nicht einmal fünfzig Kilo. Sie hatte in Miami Beach gelebt und war begeistert gewesen von der Architektur der Gegend. Sie war tief religiös, und auf der Suche nach seelischem Trost war sie vermutlich eine leichte Beute für Peter Bordon alias Papa Pierre gewesen.
    Als er die Unterlagen beiseiteschob, kam Marty ins Zimmer und warf einen Schnellhefter auf seinen Schreibtisch. „Peter Bordon sitzt immer noch in seiner Zelle. Daran besteht kein Zweifel.“
    „Ich habe nie das Gegenteil behauptet.“
    „Hör dir das mal an. Er gilt als vorbildlicher Gefangener, und er wird bald entlassen. Sein Verhalten gibt nicht den geringsten Anlass zum Tadel. Außerdem sitzt er ja nicht wegen eines Gewaltverbrechens ein. Jeder, der mit ihm zusammengearbeitet hat, hält ihn für höflich und zuvorkommend. Lies mal den Bericht. Nein, lass es lieber sein, sonst kommt dir womöglich die Galle hoch. Na ja, du

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