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Am Anfang war der Tod

Am Anfang war der Tod

Titel: Am Anfang war der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Akten zu schließen und an das Privatleben zu denken.
    Jake stimmte ihm voll und ganz zu.
    Ihr jüngstes Mordopfer war schon eine ganze Weile tot gewesen. Hektische Geschäftigkeit half der Toten jetzt auch nicht mehr weiter. Es war besser, ruhig zu bleiben und besonnen vorzugehen. Auf diese Weise würden sie den Mörder am ehesten dingfest machen und der Ermordeten einen letzten Dienst erweisen können.
    Das heiße nichts anderes, betonte Blake, als dass er einen klaren Kopf bei seiner Arbeit bewahren solle. Was nur ginge, wenn er sich zwischendurch erholte und auf andere Gedanken käme. Ein übermüdeter, gestresster und besessener Cop würde niemandem etwas nützen.
    Das war wohl richtig. Aber Jake wollte am liebsten alle Fäden selbst in der Hand behalten.
    Am wichtigsten war die Autopsie. Gannet hatte sich, wie versprochen, als Allererstes darum gekümmert, und Jake war zugegen gewesen.
    Dann hatte Jake sich mit Hank zusammengesetzt, und gemeinsam hatten sie stundenlang alte Fälle studiert und alles gesammelt, was auch nur entfernt mit dem neuen Mord in Verbindung stehen konnte. Samstagabend hatten er und Marty einige von Bordons ehemaligen Anhängern angerufen. Das hatte sie viel Zeit gekostet, und am Ende mussten sie feststellen, dass es sie keinen Schritt weitergebracht hatte. Die Frau, mit der sie zuerst gesprochen hatten, war mittlerweile verheiratet und Mutter eines dreijährigen Kindes. Es war ihr ausgesprochen peinlich, an ihre Vergangenheit erinnert zu werden, denn ihr Mann wusste nichts von der Gemeinschaft, der sie angehört hatte. Sie behauptete, niemals zu den einflussreichen Mitgliedern der Sekte gehört zu haben, und schwor, keines der Mordopfer persönlich gekannt zu haben. Beide hatten das Gefühl, dass sie die Wahrheit sagte.
    Auch der zweite Anruf brachte keine brauchbareren Resultate. Der junge Mann war nur bei einigen wenigen Zusammenkünften dabeigewesen. Seitdem gehörte er zu den Wiedergeborenen Christen und arbeitete die meisten Tage in der Woche in einem Obdachlosenheim in der Gegend. Ein Telefonat reichte aus, um die Richtigkeit seiner Aussagen zu bestätigen.
    Der Sonntagnachmittag war für Jake immer eine Zeit des Müßiggangs gewesen. Mit zahlreichen Freunden und Bekannten war er durch die Kneipen gezogen, hatte manchmal auch bei Nick Station gemacht, ein paar Bier getrunken, von Erlebnissen beim Angeln erzählt und Fußballspiele am Fernseher verfolgt. Nicht so an diesem Sonntag. Er war damit beschäftigt gewesen, Wasser- und Elektroleitungen anzuschließen. Nicht einmal am Abend war er in Nicks Bar aufgetaucht. Stattdessen hatte er seinen Vater besucht. Seit dem Tod seiner Frau saß er die meiste Zeit im Dunkeln und erzählte allen Leuten, es gehe ihm gut.
    Eigentlich hatte Jake sich also genauso verhalten, wie sein Boss es ihm geraten hatte. Das Problem war nur, dass keine dienstliche Anweisung, kein gesunder Menschenverstand und keine Logik ihn vom Denken, Kombinieren und Ausarbeiten von Strategien abhalten konnte.
    Also doch eine Art Besessenheit.
    Kaum saß er am Montagmorgen hinter seinem Schreibtisch, als ihn ein Anruf von Neil Austen aus der Gerichtsmedizin erreichte.
    „Ich wollte Ihnen nur sagen, dass wir alles Mögliche unternehmen, um die Identität unserer Toten herauszufinden. Unsere größte Hoffnung sind immer noch die Zähne, aber bisher haben wir nichts erreichen können. Ich glaube nicht, dass sie aus der Gegend stammte. Und wenn, dann hat sie keiner als vermisst gemeldet. Oder sie ist nie bei einem Zahnarzt gewesen. Vielleicht hatte sie es auch gar nicht nötig. Denn ihre Zähne waren in tadellosem Zustand, als sie starb. Sie hatte auch keine Probleme mit den Weisheitszähnen gehabt. Keine Füllungen. Wir haben eine Anfrage rundgeschickt; vielleicht meldet sich ja jemand darauf. Wie viele Leute gibt es schon, die mit Mitte zwanzig noch makellose Zähne haben?“
    „Vielen Dank für Ihre Bemühungen, Neil“, sagte Jake.
    „Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr erzählen. Leider benötigt das alles seine Zeit.“ Das brauchte er Jake nicht zu sagen. Manchmal konnte es Wochen oder sogar Monate dauern, bis die Identität eines Mordopfers geklärt war.
    Mitunter kam es auch vor, dass die Herkunft eines Toten niemals herausgefunden werden konnte. Was dank der fortschrittlichen Gerichtsmedizin und moderner Computer allerdings immer seltener geschah: In der Regel wurden die meisten Fälle schnell abgeschlossen.
    „Können Sie mir noch etwas mehr erzählen –

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