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Am Anfang war der Tod

Am Anfang war der Tod

Titel: Am Anfang war der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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ausgefragt, das Gespräch ohne ihr Wissen aufgezeichnet und das Tonband über die Lautsprecheranlage der Schule abgespielt. Damals hätte sie ihn am liebsten umgebracht, aber er hatte sich bei ihr wortreich entschuldigt – und ihr Schwarm hatte sie tatsächlich um ein Date gebeten.
    Dumm gelaufen. Mit diesem Blödmann war sie dann zwei Jahre zusammengewesen.
    Die Beziehung hatte von Anfang an nicht funktioniert, aber das war schließlich nicht Stuarts Schuld. Der Junge war genau ihr Typ gewesen, und Stuart hatte dafür gesorgt, dass sie zusammenkamen.
    Sie lächelte, als sie sich daran erinnerte, wie glücklich er ausgesehen hatte, weil ihm dieser Streich gelungen war. Das war damals gewesen, in einer anderen Welt, zu einer anderen Zeit, bevor ihnen allen klar wurde, was es eigentlich bedeutete, erwachsen zu werden. Da waren sie noch Freunde gewesen, sehr gute Freunde.
    Nach dem Examen hatte er eine ganze Reihe von Stipendien angeboten bekommen. Er war einer der einfallsreichsten Schüler gewesen, die sie kannte. Er hatte sie dazu überredet, bei einem Film für eine Abschlussarbeit mitzumachen. Der Streifen gewann den ersten Preis und wurde zur großen Freude der Verantwortlichen mehrere Male in der Aula vorgeführt. Er hieß „Disziplin – damals und heute“, und obwohl er ein durchaus ernsthaftes Anliegen hatte, war er auch irrsinnig komisch gewesen.
    Trotz seines Interesses an Film, Literatur und Kunst hatte er sich dann doch für ein Wirtschaftsstudium entschieden. Er hatte eine staatliche Wirtschaftsschule in Florida besucht, zum einen, weil die Gebühren nicht so hoch waren, zum anderen, weil er dann so oft wie möglich seine Eltern besuchen konnte. Sie wurde ein wenig melancholisch, als sie sich daran erinnerte, dass sie zu seiner Examensfeier eingeladen war, aber nicht kommen konnte, weil sie einen Ferienjob als Aushilfe auf einem Segelboot angenommen hatte, das einen Törn zu den Inseln machte. Er wollte Webseiten erstellen und verkaufen, aber irgendwann auch wieder zurück auf die Universität, um Kurse in kreativem Schreiben und Filmemachen zu belegen.
    Komisch, dass ihr nicht mehr einfiel, wozu er sich letztlich entschlossen hatte. So etwas vergaß man doch nicht. Aber sie hatte noch den Klang seiner Stimme im Ohr: tief, entschlossen und sehr klar. Sie hatten vereinbart, sich am Ende des Sommers zu treffen. Das hatten sie dann auch getan und sogar überlegt, zusammenzubleiben. Doch er war dann nach New York gegangen, um sich nach Weiterbildungsmöglichkeiten zu erkundigen.
    Und sie hatte mit der Polizeiakademie angefangen. Ihr Versprechen, oft zu telefonieren und sich hier und da zu sehen, war mit der Zeit in Vergessenheit geraten.
    Stuart …
    Während sie fuhr, starrte sie auf die Straße, die vor ihr lag.
    Den Verkehr um sich herum nahm sie kaum wahr. Stattdessen tauchte vor ihrem inneren Auge ein regloser Körper auf, der auf dem Highway lag. Plötzlich konnte sie sein Gesicht klar und deutlich sehen.
    Wieso hatte sie nicht sofort erkannt, dass es Stuart war?

5. KAPITEL
    E s war ein ziemlich arbeitsreiches Wochenende gewesen.
    Jake hatte die Hälfte der Zeit damit verbracht herauszufinden, was aus den Anhängern von Peter Bordon nach dem Auseinanderbrechen seiner Sekte geworden war. Die andere Hälfte hatte er darauf verwendet, sich nach dem Wechsel seines Liegeplatzes auf seinem Hausboot häuslich einzurichten. Eine große Hilfe bei den Nachforschungen waren seine eigenen Akten, die er vor fünf Jahren angelegt hatte; was danach geschehen war, recherchierten ein paar kompetente Kollegen für ihn. Einer der fähigsten, mit denen er jemals zusammengearbeitet hatte, war Hank Anderson, der sich bestens mit Computern auskannte; er hatte ihm eine Menge Informationen aus den Datenbanken zusammengestellt. Vieles davon war Jake allerdings schon bekannt. In gewisser Weise war der Fall für ihn zu einer fixen Idee geworden. Er hatte jedoch nicht viel darüber geredet, weil er vermeiden wollte, dass seine Kollegen ihn für besessen hielten oder gar den Eindruck gewinnen könnten, er würde die Grenzen seiner dienstlichen Befugnisse überschreiten.
    Captain Blake, der Chef des Morddezernats, hatte ihn am Sonntagnachmittag in sein Büro gerufen und ihm ins Gewissen geredet. Gute Detectives kannten keine geregelten Dienstzeiten, hatte er gesagt, und ihre Arbeitskraft sei mehr wert als das, was sie verdienten. Aber sie mussten auch lernen, ihre Gesundheit nicht aufs Spiel zu setzen. Irgendwann war es Zeit, die

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