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Am Anfang war der Tod

Am Anfang war der Tod

Titel: Am Anfang war der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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seiner Vermutung dank seines Instinkts von Anfang an richtig gelegen hatte: Der Mann war das Opfer eines Verbrechens geworden. Man hatte ihn getötet, und da er nicht mehr reden konnte, war er, wie jeder gewaltsam ums Leben Gekommene, eine stumme Forderung nach Gerechtigkeit. Die waren ihnen die Mitmenschen schuldig – in erster Linie Polizisten und Gerichtsmediziner. Nur auf sie konnten die Toten sich verlassen. Selbst wenn es sich bei dem Opfer nur um einen verwahrlosten Alkoholiker handelte, so gebührte ihm doch die gleiche Aufmerksamkeit wie jedem anderen menschlichen Wesen auch.
    Sie hatten herausgefunden, dass er Wanderarbeiter und tatsächlich ermordet worden war. Der Detective, der sich um den Fall kümmerte, hatte das innerhalb weniger Wochen ermittelt. Dies war in erster Linie Carlos’ Verdienst, der den Tatort so pflichtbewusst gesichert hatte. Weil er sofort das gelbe Band um den Schauplatz des Verbrechens gespannt hatte, waren die Fußabdrücke nicht zerstört worden, die zur Festnahme eines Verbrechers mittleren Alters führten, der den alten Mann wegen fünfzig Dollar umgebracht hatte.
    Seit diesem Tag hatte es für Jake festgestanden, dass er im Morddezernat arbeiten wollte. Den Getöteten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, erschien ihm eine ausgesprochen sinnvolle Aufgabe zu sein.
    Diese Entscheidung und der Weg dorthin hatte ihn seinem Vater sehr nahe gebracht, der stets den advocatus diaboli gespielt hatte, indem er ihn immer wieder darauf hinwies, dass ein guter Anwalt jeden Beweis in der Luft zerreißen konnte, wenn er nicht niet- und nagelfest war.
    Es waren noch andere Gründe gewesen, die ihn veranlasst hatten, beim Morddezernat zu arbeiten. Ihm ging es nicht nur darum, ein Anwalt der Toten zu sein. Mit jedem Jahr, das er an Erfahrung gewann, wurde ihm klarer, dass seine wichtigste Aufgabe darin bestand, einen Mörder zu fassen, ehe er weitere Verbrechen begehen konnte. Er und seine Kollegen hatten oft mit Fällen zu tun, bei denen es um Beziehungstaten ging – die Täter waren Ehemänner, Ex-Ehemänner, Ehefrauen, Liebhaber, die Morde aus Leidenschaft begingen. Pistolen und Messer waren die bevorzugten Waffen bei solchen Taten. Am schlimmsten jedoch waren die Morde an Kindern, die von ihren Eltern oder Menschen, denen sie anvertraut wurden, umgebracht worden waren. Diese Fälle setzten allen besonders zu. Er hatte noch nie einen Polizisten kennen gelernt, für den der gewaltsame Tod eines Kindes eine Routineangelegenheit gewesen wäre, nach deren Erledigung man sofort wieder zur Tagesordnung übergehen konnte.
    Dann gab es noch jene Verbrechen, die nicht aus Leidenschaft, Wut oder Eifersucht verübt wurden, sondern von Psychopathen, die sich an ihren Taten berauschten. In diese Kategorie fielen auch jene Mörder, die töteten, weil sie glaubten, Macht über ihre Opfer ausüben zu können. Nach außen hin erschienen sie vollkommen normal; Mord war für sie ein kalkuliertes Risiko. Andere wiederum töteten aus Vergnügen, aus Lust an einer Art perversem Wettstreit – und um sich zu bereichern.
    Auch mit dieser Art von Verbrechen hatte er sich häufig beschäftigt. Immer war er dabei äußerst professionell zu Werke gegangen, hatte sich weder von Wut, Schmerz, Mitleid oder Ekel beeinflussen lassen, sondern stets gemäß seinen Dienstvorschriften gehandelt.
    Dieser neue Fall hatte jedoch einen so bitteren Beigeschmack, dass er ihn förmlich auf der Zunge spüren konnte.
    Es war so verdammt schmerzhaft und grausam.
    Er holte tief Luft und riss sich zusammen.
    Auf keinen Fall durfte er jetzt die Kontrolle über seine Gefühle verlieren, und er durfte sie sich auch nicht anmerken lassen. Sogar Marty gegenüber musste er vorsichtig sein. Sonst würde ihm die Untersuchung womöglich entzogen.
    „Hast du die Unterlagen im Fall Trena fertig?“ fragte Marty.
    „Die liegen ganz oben im Ausgangskorb.“
    „Ich schicke sie mit meinem Bericht zum Bezirksstaatsanwalt. Offenbar hat der Verteidiger Trena geraten, sich schuldig zu bekennen, nachdem er die Beweise gegen ihn gesehen hat.“
    Jake warf Marty einen Blick zu, ehe er sich bei dem Officer bedankte, der die Unterlagen über den Mord an der jungen Frau brachte, die sie Aschenbrödel nannten. Polizeialltag: Andauernd musste man sich um mehrere Fälle gleichzeitig kümmern.
    „Das Schuldbekenntnis war ein geschickter Schachzug von Trena“, meinte er, während er die Schnur vom Umschlag entfernte. „Seine Pistole, seine Fingerabdrücke, die

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