Am Anfang war der Tod
Kugeln im Kopf seiner Frau – er war so blöd, die Munition mit seiner Kreditkarte zu bezahlen. Ein Deal zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung ist allemal besser als die Todesstrafe.“
Marty grinste. „Erinnerst du dich noch den Typen, der seinem Kumpel fünf Kugeln in den Bauch schoss? Sein Verteidiger hat der Jury weismachen können, dass er versehentlich geschossen hat – fünf Mal!“
„Kaum zu glauben, nicht? Ich bin trotzdem froh, dass Trena diesen Weg gewählt hat. Hoffentlich verschwindet er für einige Zeit hinter Gittern.“
Marty begann, Papiere und Unterlagen zusammenzulegen, während Jake den Umschlag öffnete. Er überflog den Inhalt. Ohne aufzuschauen, sagte er zu Marty: „Wir sollten uns auch um Bordons andere Anhänger kümmern. Was ist aus ihnen geworden, wovon leben sie? Wir können natürlich auch von Tür zu Tür gehen und die Anwohner rund um den Tatort befragen, aber ich glaube, das bringt nicht sehr viel. Im Moment haben wir kaum einen Ansatzpunkt. Erst wenn wir wissen, wer die Tote war, kommen wir weiter.“ Nach einer kurzen Pause fuhr er nachdenklich fort: „Ich glaube, ich werde mal im Staatsgefängnis vorbeischauen.“
„Soll ich mit dir kommen oder lieber hier bleiben?“
„Einer von uns sollte hier sein.“
„Wäre es nicht besser, wenn du bleibst und Bordons ehemalige Anhänger interviewst? Seit wann überlässt du die wichtigen Dinge anderen Leuten? Wie wäre es, wenn ich zu ihm hinfahre?“
Jake schüttelte den Kopf. „Nein danke. Ich will selbst mit Bordon sprechen.“
Marty scharrte unbehaglich mit den Füßen. „Du hast doch schon früher mit Bordon geredet.“
Das stimmte, und wäre Marty damals nicht dabei gewesen, hätte er womöglich seinen Job aufs Spiel gesetzt. Er wäre dem Mann beinahe an die Kehle gesprungen. Marty und ein anderer Polizist hatten ihn im letzten Moment zurückhalten können. Marty wusste, wie tief Jakes Hass auf Bordon war, selbst wenn er nicht glaubte, dass Nancys Tod etwas mit diesem Mann zu tun hatte. Er empfand genauso. Er war damals mit einem Kollegen unterwegs gewesen und einer der ersten an der Stelle, wo Nancys Wagen gefunden worden war.
„Ich komm schon klar damit.“
„Wenn dieser Cop kein Gewichtheber gewesen wäre, hätte ich nicht verhindern können, dass du den Mann erwürgst.“
„Marty, ich habe mich geirrt. Ich habe überreagiert, aber ich schwöre dir, dass ich mich diesmal beherrschen werde. Ich kann Bordon nicht umbringen.“
„Was soll das heißen, du kannst ihn nicht umbringen? Ich wette, dass du es doch kannst. Er ist zwar weder klein noch dürr, aber du schaffst ihn allemal. Und dazu das Adrenalin in deinen Adern – das war schon ein ziemlicher Schock damals. Ich bin mir ganz und gar nicht sicher, ob du dich diesmal beherrschen kannst.“
„Ich kanns, und ich werde es.“
„Aber …“
„Ich habe wirklich nicht vor, ihn umzubringen, Marty. Denn ich brauche ihn lebendig.“
„Wozu?“
„Wir müssen herausfinden, was damals wirklich passiert ist und ob es sich jetzt wiederholt. Wir haben etwas übersehen. Ich meine, es war doch ganz offensichtlich, dass Bordon sämtliche Fäden in der Hand gehalten hat und dass mehrere Leute an den Verbrechen beteiligt waren. Zum Teufel, vielleicht hat Harry Tennant ja wirklich bei einem der Morde seine Hand im Spiel gehabt, aber ich glaube keine Sekunde lang, dass er der alleinige Täter war. Marty, wenn es uns nicht gelingt, die Wahrheit herauszufinden, werden wir niemals von diesem Fall loskommen.“
Nach einer kurzen Pause nickte Marty. „Ich verstehe. Und du bist dir wirklich sicher, dass du alleine hinfahren willst? Captain Blake wird wieder eine Sondereinheit einsetzen, genau wie damals. Schließlich haben wir den Fall nie offiziell abgeschlossen. Es gibt doch genügend andere, die sich um die Untersuchungen und Befragungen kümmern können. Ich könnte mit dir kommen, wenn du willst.“
„Ich möchte, dass einer von uns hier unten bleibt. Der alles im Blick hat und vielleicht etwas sieht, was den anderen entgeht. Wir müssen sämtliche Informationen, die wir in den Akten haben, noch einmal kontrollieren, und möglichst alles über Bordons ehemalige Anhänger herausfinden. Wir brauchen die Namen von jedem, der mit ihm zu tun hatte, und wir müssen herausfinden, was sie gemacht haben, seitdem Bordon im Gefängnis sitzt.“
Jakes Telefon klingelte. Er griff zum Hörer.
Am anderen Ende war Captain Blake, der Chef des Morddezernats.
„Ich habe
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