Am Anfang war der Tod
sie ihn kannte. Endlich fiel es ihr wieder ein. Sie hatte ihn zusammen mit Dilessio gesehen. Er war Jakes Kollege.
„Danke“, sagte sie.
Sie ging zu seinem Tisch. „Darf ich mich offiziell vorstellen – ich bin Martin Moore“, sagte er grinsend.
Sie lächelte zurück. „Schön, Sie offiziell kennen zu lernen. Ich glaube, ich kann mich an Sie erinnern – Black Jack mit Sodawasser samstags abends, stimmts?“
Amüsiert lehnte er sich zurück. „Tolles Gedächtnis. Denn so oft bin ich gar nicht im Lokal. Das wird sich vermutlich jetzt ändern, wo Jake hier einen Liegeplatz hat.“
„Prima.“ Ein wenig krampfhaft versuchte sie weiterzulächeln.
„Hat sich mein Partner heute schon hier blicken lassen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein … es ist …“
„Ich habe gehört, dass Sie unsere Miss Unbekannt heute Nachmittag gezeichnet haben. Soll sehr gut geworden sein. Alle sind optimistisch, dass irgendjemand sie erkennen wird, wenn das Bild morgen in der Zeitung steht.“
„Neuigkeiten machen schnell die Runde“, meinte sie.
„So schnell nun auch wieder nicht.“ Fragend hob sie die Augenbrauen. „Ich wollte mich hier mit Jake treffen“, erklärte er. „Er hat mir alles erzählt. Eigentlich hätte ich dabei sein sollen, aber ich habe mir gestern den Magen verdorben.“
„Das tut mir Leid. Hoffentlich haben Sie heute Ihr Essen vertragen.“
„Vorzüglich. Da drinnen ist eine sehr fürsorgliche – und äußerst attraktive – Frau am Werk. Sie hat mir Brot, Brühe und gegrillte Hühnerbrust empfohlen. Seitdem geht es mir schon viel besser.“
„Sie heißt Sharon Dupre und ist Nicks Freundin“, erklärte Ashley. „Und sie kann fantastische Kekse backen.“
„Das ist ein tolles Restaurant. Kein Wunder, dass hier dauernd so viel Betrieb ist. Es ist gemütlich, nahe am Wasser, und Ihr Onkel sorgt für eine angenehme Atmosphäre.“
„Mir hat es auch immer gut gefallen.“
„Das hört man gerne. Heutzutage gibt es ja nicht mehr viele junge Leute, die sich zu Hause noch wohl fühlen. Sie können es kaum erwarten auszuziehen. Wollen auf eigenen Füßen stehen und so … Sie wissen schon.“
Ashley zuckte mit den Schultern. „Meine Eltern sind gestorben, als ich noch sehr klein war. Ich habe einen eigenen Bereich im Haus, seitdem ich zehn bin. Nick und ich kommen prima miteinander aus. Ich war niemals ein bockiger Teenager, und er hat mir immer viel Freiraum gelassen. Ich bin wirklich gern hier.“
„Und das Meer mögen Sie auch?“
„Und wie.“
„Den guten alten Jake könnte man auch nie vom Wasser wegkriegen“, meine Marty. Dann lachte er. „Manchmal kann er schon ziemlich ruppig sein.“
„Möglich. Na ja, ich habs auch schon zu spüren gekriegt.“
Marty wurde ernst und musterte sie aufmerksam. „Hat er Nick vielleicht erzählt, dass Sie besser nicht zur Polizei gehen sollten?“
„Warum? Ich wäre schließlich nicht die einzige Frau in der Truppe.“
Marty zog bekümmert die Augenbrauen hoch. Plötzlich schien er seine Worte sehr genau abzuwägen. „Wussten Sie, dass Jake mit einer Kollegin zusammengearbeitet hat, bevor ich sein Partner wurde?“
„Das ist mir neu.“
„Sie war eine ausgezeichnete Polizistin.“
„Und …?“
„Sie ist gestorben.“
„Oh Gott. Wie denn?“
„Ihr Wagen ist in einem Kanal gelandet. Das ist jetzt schon fast fünf Jahre her. Es passierte nach einer Serie von drei wirklich entsetzlichen Morden.“
Ashley nickte. „Murray hat mir von den Fällen erzählt, bevor wir ins Leichenschauhaus gefahren sind.“
„Jake hat nie daran geglaubt, dass Nancy Lassiter durch einen Unfall ums Leben gekommen ist“, erklärte Marty. „Er ist überzeugt davon, dass sie etwas über die Morde wusste und deshalb umgebracht wurde. Sie ist an einer stumpfen Kopfverletzung gestorben, die sie sich beim Aufprall gegen die Windschutzscheibe hätte zuziehen können. Sie hatte sich nicht angeschnallt.“
„Das ist ja entsetzlich …“
Marty zögerte. Dann fuhr er vorsichtig fort: „Vielleicht sollte ich Ihnen das nicht erzählen, wo wir uns doch gerade erst kennen gelernt haben. Offenbar gibts ein paar Unstimmigkeiten zwischen Ihnen und Jake. Aber Sie wohnen nun mal in der Nachbarschaft, und Sie werden vermutlich auch oft zusammenarbeiten. Deshalb ist es vielleicht besser, wenn Sie über ein paar Dinge informiert sind. Nancy Lassiter war verheiratet. Ihr Mann kommt manchmal auch noch hierher. Die Ehe war nicht besonders gut, und Brian, also
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