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Am Dienstag sah der Rabbi rot

Am Dienstag sah der Rabbi rot

Titel: Am Dienstag sah der Rabbi rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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oder Eis verkauft. Sie sagen einem, dass man nur für sich arbeitet, und sie können beweisen, dass man einfach Erfolg haben muss.»
    Er schüttelte verständnislos den Kopf. «Vor gar nicht langer Zeit waren es Motels. Man brauchte nicht mehr zu tun, als am Morgen die Betten zu machen und frische Handtücher ins Bad zu hängen. Ein Vormittag Arbeit für einen Mann und seine Frau oder nur für die Frau, während der Mann sich ums Büro kümmerte.»
    «Wird das Excelsior von einem Ehepaar geführt?»
    «Ja, es liegt gleich neben einem kleinen Einkaufszentrum. Sie wissen doch, wie es mit diesen Motels geht. Haben sie eine gute Lage, und läuft das Geschäft, sind sie anständig, legal und achtbar. Aber lassen Sie das Geschäft mal abflauen, sofort werden sie ein bisschen nachlässiger und vermieten Zimmer an Straßenmädchen oder College-Studenten, die sich ein paar Stunden lang amüsieren wollen.»
    «Und wie ist das Geschäft im Excelsior ?»
    «So lala. Hat sie zufällig gesagt, warum sie gerade dahin gegangen ist?»
    «Nur, dass es ihr von einem Mädchen aus dem Wohnheim empfohlen worden ist», sagte der Rabbi trocken.
    «Wundert mich gar nicht. Da sind wir übrigens.»
    Eine Messingtafel auf einem dreieckigen Mahagoniblock nannte den Namen von ALFRED R. JACKSON. Mr. Jackson, mit einem Sporthemd und Golfpullover bekleidet, kam heraus, um sie zu empfangen und stellte sich vor. «Kann ich Ihnen helfen, Gentlemen?»
    «Ich würde gern telefonieren», sagte Lanigan.
    «Bitte schön, bedienen Sie sich.» Er schob den Apparat herüber.
    «Ist irgendwas nicht in Ordnung?», fragte er den Rabbi, während der Chef wählte.
    Rabbi Small winkte ab. Lanigan sagte ein paar Worte in die Muschel und legte dann auf. «Nur eine Routineuntersuchung», erklärte er. «Kann ich mal Ihre Gästekartei vom 13. dieses Monats sehen?»
    «Jemand Bestimmtes?», fragte Jackson, als er zum Karteikasten ging. «Der 13., das war ein Freitag, nicht?»
    «Ja. Katherine oder Kathleen Dunlop. Sie müsste sich irgendwann am Nachmittag eingetragen haben.»
    «Hier ist eine Mrs. Kathy Dunlop. Nummernschild von Massachusetts 863-529. Hat sich um 13 Uhr 52 eingetragen.» Er zog eine Karte heraus und legte sie auf den Schreibtisch.
    «Das heißt nicht Mrs., das heißt Ms.», stellte der Rabbi fest.
    «O ja, stimmt. Women’s Lib.» Er lachte, als wäre das ein guter Witz.
    «War sie allein?», fragte Lanigan.
    «Au, das weiß ich nicht mehr, Captain – hm, Chef. An den Tag erinnere ich mich gut, weil es Freitag, der 13., war. Ich bin nicht abergläubisch, aber so was erinnert man eben.»
    «Sie hat gesagt, sie hätte mit einer Frau verhandelt», teilte der Rabbi Lanigan mit.
    «Ach, das war dann meine Frau. Einen Augenblick.» Er öffnete eine Tür und rief: «Martha, kommst du mal?»
    Eine Frau in einer Kittelschürze und mit Plastiklockenwicklern gesellte sich zu ihnen. «Ich seh schrecklich aus», entschuldigte sie sich. «Ich wollte mich gerade umziehen.»
    «Die Gentlemen interessieren sich für eine Kathy Dunlop, die sich am Freitag, dem 13., am frühen Nachmittag bei uns eingetragen hat. Erinnerst du dich an sie? Du hast sie aufgenommen.»
    «Ja, doch. Eine winzige Person. Ein nettes Mädchen.»
    «Wie kommen Sie darauf?», fragte Lanigan.
    «Ach, das weiß ich selber nicht genau; sie war bescheiden und höflich und – ach ja, sie trug ein Kreuz um den Hals und unterschied sich dadurch von den Mädchen, die man sonst sieht. Sie hat gesagt, sie wäre seit dem vorigen Abend durchgefahren und wäre müde. Darum hab ich ihr Nr. 6 gegeben, weil es da so ruhig ist. Ach, dann hat sie noch gefragt, ob ein Telefon im Zimmer wäre, und ich hab gesagt, sie müsste entweder die Zelle auf dem Parkplatz gegenüber benutzen oder hier das Telefon im Büro.» Zu ihrem Mann sagte sie: «Erinnerst du dich nicht, Al? Ich hab gesagt, Freitag, der 13., bringt Unglück, und an dem Tag hatten wir den Ärger mit der Telefonanlage.»
    Lanigan fragte, ob sie im Büro telefoniert habe.
    «Ich kann mich nicht erinnern, aber das auf dem Parkplatz ist viel näher.»
    «Hatte sie Besucher?»
    «Ich spioniere nicht hinter meinen Gästen her», erklärte sie tugendhaft. «Wenn ein Gast ein Zimmer nimmt, kann er dort Besuch empfangen wie bei sich zu Hause.»
    «Haben Sie sie mit jemandem gesehen? Mit einem rothaarigen Mann mit einem Stock?», forschte Lanigan.
    Mrs. Jackson schüttelte den Kopf.
    «Wer war zu der Zeit noch hier?», fragte der Rabbi.
    Sie sah fragend ihren Mann an.

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