Am Dienstag sah der Rabbi rot
Wort.
Er hatte es bei ihnen allen versucht; eine Serie harmloser Fragen, von einer plötzlichen Beschuldigung gefolgt, nicht aus der Hoffnung heraus, sie zu einem Geständnis zu bekommen, sondern auf gut Glück, um sie so zu erschüttern, dass er sie weich machen könnte. Er hätte sich die Mühe sparen können. Yance Allworth sagte: «Mann, ich weiß ja nicht mal, wie so ’ne Bombe aussieht .» O’Brien sagte: «Sie sind falsch gewickelt, Sergeant. Wir sind alle zusammen ganz brave Liberale.» Judys Antwort lautete: «Jetzt lassen Sie den Krampf doch mal nach, Polizist.» Und als er fragte, wer es denn getan haben könnte, wenn nicht ihre Gruppe: «Vielleicht hat die Dame Dean ein Ei gelegt, das explodiert ist.»
Das letzte Blatt in der Akte war ein Zeitplan, nach den Aussagen der von ihm verhörten Zeugen zusammengestellt.
13.00–13.15 Hendryx verlässt seine Wohnung und geht ins Büro. (Aussage von Mrs. O’Rourke – nicht bestätigt.)
14.01–14.03 Rabbi betritt sein Büro. (Vorlesung von 13.00-14.00)
14.10 Rabbi verlässt das Haus. (Seine Aussage.)
14.30 Studentenabordnung betritt das Büro des Dean. (Aussagen aller Mitglieder der Abordnung und Dean Hanburys.)
14.40–14.50 Dean verlässt Besprechung, macht sich auf den Heimweg. (Aussagen der Studenten und Dean Hanburys. Frühere Zeit vermutlich nach der Ankunftszeit zu Hause berechnet.)
14.45–14.55 Mrs. O’Rourke verlässt die Wohnung, um Drei-Uhr-Bus zu erreichen. (Ihre Aussage – nicht bestätigt.)
15.00 Abordnung verlässt das Haus. (Ihre Aussagen. nota bene : Selzer hat auf die Uhr gesehen.)
15.05 Bombe explodiert. (Aussage von Lt. Hawkins, 15. Revier.)
Dann fiel ihm ein, dass er noch nicht den Bericht des Gerichtsarztes bekommen hatte. Er war im Augenblick nicht besonders wichtig, da ja Zeit und Todesursache bekannt waren. Andererseits: wenn er ihn nicht hatte, ließ das auf schludrige Vorbereitung schließen, was Ames nie hinnehmen würde.
Er rief unten beim Schalter an und fragte, ob der Bericht des Gerichtsarztes eingegangen sei.
«Vor einer halben Stunde etwa. Ich hab ihn in Ihr Fach gelegt.»
«Jennie, seien Sie ein liebes Kind und bringen Sie ihn mir rauf.»
Er schlitzte den Umschlag auf und überflog mit Expertenblick den Bericht. Als Todesursache wurde ein Schlag mit einem Objekt von etwa sechzig Pfund Gewicht angegeben. «… zertrümmerter Schädel … Bruchstücke kranialer Knochen im Gehirn eingebettet …» Der Tod war praktisch sofort eingetreten. «Todeszeit: zwischen 14 Uhr 10 und 14 Uhr 40 am 13. November.»
Er entdeckte den Fehler sofort. Der gute Doktor hatte zweifellos zwischen 14 Uhr 40 bis 15 Uhr 10 gemeint. Wahrscheinlich hatte sich seine Sekretärin bei der Abschrift aus dem Stenogramm geirrt.
Er rief die Zentrale an und bat um eine Verbindung mit Dr. Lagrange.
Während des Wartens kaute er ärgerlich auf der Unterlippe. Als das Telefon klingelte, war es wieder Jennie. «Er ist nicht da. Er ist für ein paar Tage verreist und kommt nicht vor Montag zurück.»
«Wohin ist er gefahren? Haben sie was gesagt?»
«Es ist ein Camping-Ausflug.»
«Meldet er sich nicht telefonisch und hält Kontakt?»
«Das hab ich gefragt, aber sein Mädchen sagte, bisher hätte er sich nicht gemeldet. Ich hab ihr gesagt, dass er uns sofort anrufen soll, wenn er’s tut.»
«Rufen Sie sie nochmal an. Ich möchte mit ihr sprechen.»
Dann sagte er: «Hören Sie, Miss, ich habe Dr. Lagranges Bericht vor mir liegen. Hat er Ihnen das diktiert?»
«Ja, Sir.»
«Ich glaube, Sie haben sich bei der Abschrift geirrt. Hier steht, dass der Tod zwischen 14 Uhr 10 und 14 Uhr 40 eingetreten ist. Er muss die Zeiten verdreht haben und meinte in Wirklichkeit zwischen 14 Uhr 40 und 15 Uhr 10.»
«Einen Moment, Sergeant, ich seh mal in meinem Stenoblock nach.»
Er musste einen Augenblick warten. «Ich hab es hier, Sergeant. ‹Todeszeit: zwischen 14 Uhr 10 und 14 Uhr 40 …› Ich weiß noch, dass er erwähnt hat, die Zeit ließe sich so genau bestimmen, weil er die Gelegenheit gehabt hätte, die Leiche so kurz nach erfolgtem Exitus untersuchen zu können. Tut mir Leid, Sergeant, der Bericht ist korrekt.»
28
«Schroeder ist ein guter Mann», sagte Matthew Rogers, als er die dicke Akte durchblätterte. «Man kann sich immer
Weitere Kostenlose Bücher