Am Ende bist du mein
Achtunddreißiger, oder zumindest sieht es so aus. Wenn du es genau wissen willst, musst du auf die Ballistiker warten.»
«Ich habe nach den Händen gefragt.»
«Schau einfach selbst, Gage, dann brauchst du mich nicht zu löchern.» Doch dann gab Tess nach und rückte ein Stück zur Seite. «Hier. Die linke Hand liegt auf der Brust. Der Kopf ist nicht mehr ganz nach rechts gedreht, wahrscheinlich weil Waldtiere die Tote noch vor uns gefunden und an ihrem Gesicht geknabbert haben.»
Gage seufzte.
«Tja», sagte Tess. «Da geht dir Craig Thornton als Mörder wohl flöten.»
«Das weiß ich selbst», entgegnete Gage missgestimmt. «Das braucht mir keiner unter die Nase zu reiben. Hast du sonst noch was entdeckt?»
«Wenn ich mir die aufgescheuerte Haut um ihre Taille ansehe, würde ich sagen, an der Stelle ist sie mit einer Kette gefesselt gewesen. Vermutlich einige Tage lang.»
Gage beugte sich, so weit es ging, vor. Rothaarig und dünn, beinah ausgemergelt. Irgendetwas an der Toten kam ihm bekannt vor. «Die Leichenstarre ist vorüber», stellte er nachdenklich fest. «Also muss sie –»
«– seit ungefähr zweiundsiebzig Stunden tot sein», vollendete Tess seinen Satz. «An ihren Schenkeln befinden sich blaue Flecke. Könnte also sein, dass sie auch sexuell missbraucht wurde.»
«Wie schaut es mit persönlichen Merkmalen aus?»
«Sie hat drei Tätowierungen. Einen Adler über dem Lendenwirbel, einen Stacheldrahtkranz um einen Oberarm und um einen der Knöchel einen kleinen Kreis Sterne.»
«Und weiter?»
Tess stand auf und betrachtete die Tote. «Ich tippe auf eine starke Raucherin, denn die Fingernagelbetten sind gelblich verfärbt. Aber irgendwann einmal muss sie eine hübsche Frau gewesen sein, auch wenn man davon jetzt nichts mehr erkennt.»
Irgendeine Erinnerung spukte Gage durch den Hinterkopf, aber er bekam sie nicht zu fassen.
«Warum hat er sie hier abgeladen?», sagte er mehr zu sich. «Warum hat er sie nicht wie die anderen an einer unauffälligen Stelle begraben?»
«Weil er nachlässig geworden ist?», schlug Tess vor.
«Vielleicht», überlegte Gage. «Aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass er wollte, dass wir sie finden.»
Tess sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. «Würdest du das wollen, wenn du jemanden umgebracht hättest?»
«Nein, aber es gibt welche, die sind stolz auf ihre Tat. Sie möchten zeigen, dass es sie gibt und dass sie aktiv sind.»
«Möchten sie auch, dass man sie jagt? Gewissermaßen als Nervenkitzel?»
«Genau.» Gage starrte auf die Tote. «Wenn ich nur wüsste, woher sie mir bekannt vorkommt. Irgendwo habe ich die Frau schon einmal gesehen.»
«Sobald sie in der Gerichtsmedizin ist, nehme ich oder Butler ihre Fingerabdrücke ab», beruhigte ihn Tess. «Falls sie im System ist, weißt du in ein paar Stunden mehr.»
«Gibt’s sonst noch was, das mir weiterhelfen könnte.»
«Mein Gott, Gage», sagte Tess. «Ich habe sechs oder sieben unterschiedliche Radspuren von dem Waldweg dahinten, Haare und Faserreste. Wenn ich sie ausgewertethabe, kriegst du Bescheid. Und jetzt verzieh dich, und lass mich meine Arbeit machen.»
Gage trollte sich und kehrte zu Warwick zurück.
«Was ist?», begrüßte der ihn. «Glaubst du, dieses Opfer hatte auch was mit Thornton und Ms. Barrington zu tun?»
«Darauf würde ich wetten.»
Einige Stunden später folgte Tess dem Leichenwagen, der die unbekannte Tote zur Gerichtsmedizin transportierte, und fühlte sich restlos geschlaucht.
Zwar hatte es bislang niemand ausgesprochen, doch drei Tote, die auf die gleiche Weise ermordet und positioniert worden waren, deuteten auf einen Serienmörder, da gab es kaum einen Zweifel.
Tess stellte ihren Van in der Tiefgarage hinter dem Leichenwagen ab und stieg aus.
Zwei Helfer der Gerichtsmedizin standen schon bereit, und Tess erinnerte sich sogar an ihre Namen. Der kleine Pummelige mit dem Brillantstecker im Ohr hieß Dean, der große muskulöse Afro-Amerikaner mit dem goldenen Kreuz an der Halskette Tony.
«Hallo, ihr zwei», begrüßte sie die beiden. «So sieht man sich wieder.»
Tony zog die Tür des Leichenwagens auf. «Wen haben wir denn diesmal Schönes?»
«Fahr nach Haus, Tess», sagte Dean. «Du siehst aus, als wärst du völlig im Eimer.»
«Würde ich ja», entgegnete Tess. «Aber die Herren Hudson und Warwick haben befohlen, dass ich unserer Unbekannten bis in den Obduktionssaal folge und erst dann gehe, wenn Dr. Butler übernimmt.»
«Die sollen
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