Am Ende bist du mein
sich mal locker machen», sagte Tony. «Wobei Hudson der größere Korinthenkacker ist.»
«Das werd ich ihm ausrichten», lachte Tess. «Trotzdem, der Mann ist ein guter Polizist.»
Tony und Dean zogen die Trage mit der Toten aus dem Leichenwagen, klappten die Räder auf und fuhren sie zum Aufzug.
Auf der Fahrt nach oben wandte Tony sich an Tess. «Ich habe einen Freund, der dich mag. Er würde gern mal mit dir ausgehen.»
Tess warf einen Blick in den Aufzugsspiegel. Unter ihrer Baseballkappe kamen ein paar dunkle Strähnen hervor, und unter ihren Augen befanden sich Ränder verschmierter Wimperntusche. Auf ihrem formlosen blauen Overall und den abgewetzten Springerstiefeln waren Dreckspritzer. Sie fand, sie sah verboten aus. «Ist dein Freund normal?», fragte sie.
Tony musterte sie von oben bis unten. «Nein», entgegnete er kopfschüttelnd. «Ganz dicht ist der Junge nicht.»
«Das erklärt alles», sagte Tess, steckte die losen Strähnen hinter ihr Ohr und fragte sich, wann sie eigentlich zum letzten Mal ein Kleid, Stöckelschuhe und Make-up getragen hatte.
Dean grinste sie an. «Wie man so hört, steht auch der gute Dr. Butler auf dich.»
Tess verdrehte die Augen. «Habt ihr sonst noch ein paar Witze auf Lager?»
Die beiden feixten und tauschten einen Blick. «Gib’s doch zu, Tess. Wir haben da nämlich eine Wette laufen.»
Tess schnappte nach Luft. «Ihr wettet auf mein Liebesleben?»
«Ja», erwiderte Tony ungerührt. «Ich zum Beispiel darauf, dass du ihn abblitzen lässt.»
«Und warum, wenn ich mal fragen darf?»
Dean und Tony schauten sich an und wirkten plötzlich betreten. «Weil du zu verbittert bist», sagte Tony.
«Verbittert?», wehrte sich Tess. «Ich bin nicht verbittert.» Noch einmal schaute sie in den Spiegel, ob da vielleicht irgendein verräterischer Zug um ihre Mundwinkel war. Irgendetwas Verkniffenes oder Säuerliches. Sie fand, sie sah einfach nur mitgenommen aus.
Zum Glück öffneten sich gleich darauf die Aufzugstüren, und das Thema war beendet. Wortlos folgte sie den beiden Männern und der Bahre über den Flur, bis sie durch die Schwingtür in den Obduktionssaal stießen und Tess der Geruch nach Formaldehyd und Alkohol entgegenschlug. Ganz automatisch begann sie, durch den Mund zu atmen.
In einer Ecke des Saals lehnte Alex an einem Stahlschrank und schaute auf das Klemmbrett in seiner Hand.
Befangen blieb Tess hinter der Tür stehen und dachte an die Wette, die im Haus lief.
«Hallo, Doc», sagte Tony. «Da wären wir mit der nächsten unbekannten Dame.»
Alex sah auf. Sein Blick glitt über Tess und wanderte zu Tony. «Danke», sagte er und dann zu Tess: «Du siehst müde aus.»
Müde, dachte Tess. Heißt das jetzt müde oder wie ein Wrack. «Sehr nett», sagte sie. «Besten Dank.»
«Das war kein Kompliment», entgegnete Alex. «Nur eine Feststellung.»
«Fein», sagte Tess. «Ist angekommen.»
Dean grinste. «Frauen mögen es nicht, wenn man ihnen sagt, dass sie müde aussehen. Oder zugenommen haben.»
Alex sah ihn verwundert an. «Tess ist nicht dick.»
«Meine Frau hat mich mal gefragt, ob ein Kleid sie dick macht», erinnerte sich Tony mit einem Schauder. «Und ich habe geantwortet, nicht das Kleid, aber der Hintern.»
Dean lachte. «Daraufhin hat er einen Monat lang auf dem Sofa geschlafen.»
Alex legte sein Klemmbrett weg. «Ich finde lediglich, dass Tess aussieht, als könnte sie eine Pause gebrauchen.»
Tess räusperte sich. «Könnten wir jetzt mal aufhören, über mein Äußeres zu reden?»
«Ist ja schon gut», beschwichtigte Tony und drehte sich zu Alex um. «Ich habe ein neues Rätsel für Sie. Wollen Sie es hören?»
Alex lächelte gutmütig. «Schießen Sie los.»
Tony zog einen zerknitterten Zettel aus der Hosentasche hervor. «Welcher Zeitmesser hat die geringste Anzahl sich bewegender Teile?»
«Was soll das hier eigentlich werden?», fragte Tess. «Ich dachte, ihr beide müsst noch irgendwo eine Leiche abholen.»
«Die läuft uns nicht weg», erwiderte Tony und sah Alex gespannt an.
Alex tat, als müsse er überlegen. «Hm, könnte das eine Sonnenuhr sein?»
«Kannten Sie das schon?», fragte Tony enttäuscht. «Okay, ich habe noch eins.»
Tess war kurz davor, aus der Haut zu fahren. «Jetzt reicht’s aber», sagte sie ungeduldig. «Ich hätte nämlich gern eine Unterschrift für meine Unterlagen. Zufällig habe ich noch die Spuren von zwei Überfällen auf dem Tisch.»
«He», antwortete Tony. «Warum bist du denn auf
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