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Am Ende bist du mein

Am Ende bist du mein

Titel: Am Ende bist du mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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einmal so schlecht gelaunt?»
    «Weil ich verbittert bin. Schon vergessen?»
    Dean und Tony sahen sich mit offenen Mündern an. «Okay, okay», sagte Dean schließlich und gab Tony einen Rippenstoß. «Komm, fass an, und dann machen wir uns vom Acker.»
    Mit geschickten Handgriffen verfrachteten sie den Leichensack wortlos auf den Stahltisch in der Mitte, warfennoch einen Blick auf Tess und verabschiedeten sich kopfschüttelnd.
    «Klugscheißer», sagte Tess ihnen hinterher.
    Sowie die beiden verschwunden waren, veränderte sich die Atmosphäre im Raum. Mit jedem anderen hätte Tess jetzt locker geplaudert: über das Wetter, die Arbeit oder Pläne fürs Wochenende. Stattdessen stand sie da wie ein Stock und brachte kein Wort über die Lippen. Zu guter Letzt hielt sie Alex ihre Unterlagen hin. «Wenn du so nett wärst, mir das zu unterschreiben.»
    Aus dem Etui in seiner Anzugsjacke zog Alex einen Kuli hervor, überflog die Seiten, unterschrieb und reichte Tess die Unterlagen zurück.
    «Alles bestens», sagte er und steckte den Kuli zurück.
    «Gehören solche Etuis zur Standardausrüstung am MIT?», rutschte es Tess heraus.
    Wieder erhielt sie einen Blick, den sie nicht deuten konnte. «Nein.»
    «Tut mir leid», sagte Tess. «Das klang biestiger als gewollt. Ich kenne einfach niemanden, der sonst noch so ein Etui benutzt.»
    «Schon in Ordnung.»
    Wie gleichmütig, dachte Tess. Ein Mann, der nie aus der Rolle fällt. Die Frage war nur, weshalb sie das dermaßen ärgerte? Vielleicht sollte sie in ihrem Kalender nachsehen, ob ihre Periode fällig war, denn anders war es kaum zu erklären. «Hudson und Vega sind auf dem Weg hierher. Sie möchten, dass du mit der Obduktion auf sie wartest.»
    Alex hielt ihren Blick fest. «Was weißt du bisher über die Tote?»
    Tess atmete auf. Jetzt konnte sie wenigstens Dienstliches besprechen. «Eine Weiße, schätzungsweise Mitte dreißig, Tod durch Kopfschuss und meiner Meinung nach vergewaltigt.»
    Alex furchte die Stirn. «Und worauf beruht diese Meinung?»
    «Auf den blauen Flecken an den Schenkeln und Hüften. Gefesselt war sie ebenfalls, das siehst du gleich an den aufgescheuerten Stellen um ihre Taille. Wenn du mich fragst, handelt es sich hier um denselben Täter wie bei den beiden Toten auf dem Land der Thorntons.»
    «Ich nehme an, das sagt dir dein Bauch.»
    «Ja, Alex», entgegnete Tess gereizt. «Mit Hilfe der Logik, die ihm zu eigen ist.»
    «Interessant.»
    Herr, gib mir Kraft, dachte Tess. «Könnten wir ihr jetzt bitte die Fingerabdrücke abnehmen? Hudson möchte unbedingt wissen, wer diese Frau ist.»
    «Selbstverständlich.» Alex zog den Leichensack auf. In zehn Minuten hatte er die Arbeit erledigt und reichte Tess die Karte mit den Abdrücken. «Auch auf die Gefahr hin, dass du mir an die Gurgel gehst, Tess – du siehst angegriffen aus.»
    «Weil ich nicht genug schlafe, Alex. Denn mir gehen solche Fälle unter die Haut.»
    «Das ist aber nicht gut», entgegnete Alex mit einem besorgten Unterton in der Stimme.
    «Meinst du, deswegen vernachlässige ich meine Arbeit?»
    «Nein, nur dich selbst.»
    Tess wusste nicht, ob es an seinem sanften eindringlichen Tonfall lag oder an ihrer Verfassung, doch mit einem Mal verspürte sie das Bedürfnis zu weinen. Sie hob ihren Kopf und traf auf Alex’ Blick, in dem sie erstmalig so etwas wie Wärme und Verständnis las.
    Ihr Herz machte einen kleinen Satz. Scheiße, dachte Tess. Das hat mir gerade noch gefehlt.
    Noch während sie nach einer Antwort suchte, flog dieSchwingtür hinter ihr auf, und Hudson kam herein, Vega im Schlepptau. Die beiden sahen auch nicht gerade rosig aus; insbesondere Hudson wirkte, als hätte man ihn durch die Mangel gedreht.
    Er nickte Tess zu und streckte Alex die Hand entgegen. Tess kannte den Händedruck von Gage, doch Alex ließ sich nichts anmerken, lediglich die Sehnen seines Unterarms traten hervor.
    «Sagen Sie ihm, wer die Unbekannte ist», bat Vega. «Sonst macht der Kerl mich noch völlig verrückt.»
    «Tess hat die Karte mit den Fingerabdrücken», lächelte Alex. «Wenn Sie wollen, können wir gleich mit der Obduktion beginnen.»
    «Das hast du nun davon», wandte Vega sich an Gage. «Gut, dass wir nichts gegessen haben.»

Zweiundzwanzig
    Donnerstag, 5.   Oktober, 08.00   Uhr
    Nach dem Besuch in der Gerichtsmedizin hatte Gage sich kurz mit Warwick zusammengesetzt und über den Hinweisen gebrütet, die sie inzwischen gesammelt hatten. Doch ganz gleich, wie oft sie ihre

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