Am Ende bist du mein

jetzt restlos durchgeknallt?», fragte Vega, zeigte auf den Tacho und fügte einen Fluch auf Spanisch hinzu.
    «Was soll das heißen?», fragte Gage, indem er die Geschwindigkeit ein wenig drosselte.
    «Das soll heißen, dass du mit deinem Schwanz denkst. Seit wann läuft das mit dir und Adrianna Barrington wieder?»
    «Lass mich zufrieden», knurrte Gage.
    «Das nehme ich dann mal als Eingeständnis, aber wenn du mich fragst, dann   –»
    «Dich fragt aber keiner, und den Vortrag kannst du dir außerdem sparen.» Gage trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad. «Im Moment haben wir ja wohl andere Sorgen, oder siehst du das anders? Inzwischen könnte ich nämlich wetten, dass da draußen ein Verrückter rumläuft, der tut, als wäre erCraig Thornton. Du hast das Video gesehen. Das war ein Rollenspiel, bei dem entweder Thornton selbst oder ein anderer sich vorgemacht hat, das Opfer wäre Adrianna. Nur dass ich inzwischen glaube, dass es nicht Craig Thornton war.»
    «Und warum hat dieser andere nicht einfach Adrianna umgebracht?»
    «Weil etwas oder jemand ihn davon abhält.»
    Wenn er sich sputete, dachte Gage, könnte er die Colonies in zwanzig Minuten erreichen. Seine Unruhe würde sich erst legen, wenn er Adrianna gegenüberstand.
    Vor ihm tauchte eine Straßenüberführung auf. Für einen Moment wunderte sich Gage noch über den schwarzen Lieferwagen, der darauf in der Mitte geparkt hatte, doch im nächsten schlug eine Kugel durch die Windschutzscheibe und zischte an seiner Schulter vorbei in die Rückenlehne seines Sitzes.
    Gage stieg auf die Bremse. Der zweite Schuss traf einen Vorderreifen, und der Wagen fing an zu schlingern.
    «Verdammte Scheiße», brüllte Gage, riss das Lenkrad herum und prallte auf die grasbewachsene Böschung am Straßenrand. Sein Kopf knallte gegen die Kopfstütze, doch der Rückstoß wurde von dem geöffneten Airbag aufgefangen. Keuchend schloss Gage die Augen und fragte: «Vega, ist dir was passiert?»
    «Verdammte Scheiße», fluchte Vega. «Meine Tür geht nicht mehr auf.»
    Gage drückte seine Tür auf. Hintereinander zwängten sie sich an den Airbags vorbei ins Freie. Gage schaute zu der Überführung zurück. Der schwarze Lieferwagen war verschwunden.
     
    Adrianna passierte zwei Übertragungswagen des Fernsehens, die gleich hinter den Eingangssäulen der Coloniesstanden. Vor ihnen hatten Streifenwagen quer geparkt, an denen mit vor der Brust verschränkten Armen Polizisten lehnten, doch Adrianna machte sich keine Illusionen. Auf irgendeine Weise würde die Presse doch Zugang zu dem Gelände finden. Einem der Polizisten hielt sie ihren Ausweis hin, woraufhin sie durchgewinkt wurde. Im Rückspiegel sah sie, wie die Kameraleute ihren Wagen filmten.
    Miller und seine Mannschaft hatten sich auf dem Friedhof versammelt und umstanden einen Minibagger und einen Laster mit breiter Ladefläche. Von Gage war nichts zu sehen.
    Seine Anrufe hatte Adrianna abgehört, doch als sie versucht hatte, ihn zu erreichen, hatte er sich nicht gemeldet.
    Auf dem Weg zu den Arbeitern verspürte sie ein unangenehmes Kribbeln in der Magengrube, das sich langsam ausdehnte. Nicht mehr lange, tröstete sie sich, und sie konnte dieses Kapitel ihres Lebens abschließen.
    «Hallo, Ms.   Barrington.» Billy Miller zog einen Arbeitshandschuh aus und hielt ihr seine Hand entgegen. «Jetzt könnten wir eigentlich anfangen, aber Detective Hudson ist noch nicht da.»
    «Müssen wir denn auf ihn warten? Ich dachte   –»
    «Nein, müssen wir nicht. Die Polizei hat das Gelände freigegeben.»
    «Was ist mit Mazur?»
    «Der ist unterwegs.»
    «Na, dann nichts wie los. Je früher wir alles erledigt haben, desto besser.»
    Miller drehte sich zu seinen Leuten um, klatschte in die Hände und winkte einen der Männer zu dem Minibagger hinüber.
    Adrianna schaute zu, wie der Arbeiter sich in Bewegung setzte und auf den Fahrersitz kletterte. Sie dachte an den grauen kalten Tag vor nicht einmal einem Jahr zurück, alssie hier gestanden und zugesehen hatte, wie Craigs Sarg in die Erde gelassen wurde. Schuldgefühle, Erleichterung und Trauer hatten sich in ihrer Brust vermischt, und jetzt stellte sie fest, dass die gleichen Gefühle sie noch einmal überrollten.
    Langsam begann der Bagger die Wiese zu überqueren, hinüber zu den drei abseits gelegenen Gräbern. Vor Craigs Grab machte er halt. Die Schaufel senkte sich und hob die erste Erdschicht ab.
    Adrianna schlang die Arme um ihren Oberkörper. Seit sie denken konnte,