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Am Ende bist du mein

Am Ende bist du mein

Titel: Am Ende bist du mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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sich vor. «Ich habe das Land innerhalb der Einfriedung mit Bodenradar abgesucht. So wie Sie es gewünscht haben.»
    Trotz der schwülen Luft überlief sie ein Frösteln. «Und weiter?»
    «In der Erde unten am Fluss gibt es Unregelmäßigkeiten.»
    «Was für Unregelmäßigkeiten?»
    «Na, etwas, mit dem wir nicht gerechnet haben.» Schmatzend bearbeitete er den Kaugummi in seinem Mund.
    «Was?»
    «Kann eigentlich gar nichts sein.»
    «Und warum reden wir dann darüber?», fragte sie schroff und ungeduldig.
    Miller sah sie verwundert an. Bei ihren bisherigen Treffen war sie jedes Mal ruhig, fast reserviert gewesen. Noch einmal schaute er in die Runde, um auszuschließen, dass jemandlauschte. «Weil wir möglicherweise noch andere Gräber gefunden haben.»
    Der Schreck fuhr Adrianna durch sämtliche Glieder. Beinah hätte sie sich umgedreht, um nachzusehen, ob Gage sie beobachtete. Stattdessen schaute sie zu den Bäumen hinüber. Der Wald dahinter war dicht, mit wild wucherndem Unterholz. «Wo genau?»
    «Na, bei den anderen Gräbern da am Fluss.»
    Langsam wandte sie sich um und studierte die Ecke im Südosten, dort wo das Laub der Eiche die Grabmale überschattete. «Ich sehe nichts. Kommt mir alles wie immer vor.»
    Millers Stimme war sehr geduldig. «Sie sind ja auch kein Profi. Wenn sich eine Leiche zersetzt, senkt sich die Erde darüber ein wenig ab, und die Pflanzen wachsen unregelmäßig nach.»
    «Ist ein Kindergrab darunter?» Adrianna fasste sich an die Kehle und wünschte, sie könnte ihr Unbehagen besser verbergen.
    «Nein. Dazu sind sie zu groß.»
    Adrianna atmete auf. Nicht nur einmal hatte sie gedacht, dass das erste Kind ihrer Mutter auf diesem Friedhof begraben worden war. Frances hätte ihrer Mutter geholfen, das Grab zwischen den anderen zu verbergen. «Wenigstens etwas», murmelte sie.
    Miller machte eine Kaugummiblase und ließ sie platzen. Dann hob er das schmale T-förmige Gerät in seiner Hand, das Adrianna jetzt erst bemerkte. «Das ist ein T-Eisen . Mit dem entnehme ich Bodenproben. An denen erkenne ich, ob die Erde bewegt wurde oder nicht.» Das Ende sah aus wie ein Plätzchenausstecher und enthielt Erde. «Radar und T-Eisen haben mir gezeigt, dass an der Stelle etwas begraben worden ist.»
    Adrianna dachte an Gage und den Grund für sein Erscheinen. «Familien wie die Thorntons haben früher mitunter ihre Dienstboten auf ihrem Land begraben. Vielleicht war da ein Holzkreuz, das mit der Zeit verrottet ist.»
    Miller schüttelte den Kopf. «Diese Gräber sind höchstens zehn Jahre alt.»
    Zehn Jahre. Hatte Gage doch recht mit seinem Verdacht?
    Adrianna setzte ihre Brille ab. Aus dem Augenwinkel erkannte sie Gage, der an seinem Wagen lehnte und sie anstarrte. Verdammt. Offenbar war etwas dran an den Gerüchten, dass er ein fast schon unheimliches Gespür besaß, wenn es um das Auffinden von Vermissten ging.
    Miller beugte sich noch näher zu ihr vor. «Hier sind wir auf dem Land, Ms.   Barrington. Die beste Gegend, um eine Leiche zu vergraben. Habe ich schon erlebt. Oben in Maryland. Hab meinen Job gemacht und die Leiche eines vermissten Kindes entdeckt.»
    Adriannas Herz verkrampfte sich. «Aber hier geht es nicht um ein Kind. Das haben Sie eben gesagt.»
    «Richtig.»
    «Haben Sie denn irgendeine Ahnung, wer oder was sich da unten befinden könnte?»
    «Dazu müsste ich das Grab aufmachen. Und dazu brauche ich Ihre Erlaubnis.»
    Das durfte einfach nicht wahr sein.
    Miller warf einen Blick auf den schmiedeeisernen Zaun. «Natürlich könnten wir zuerst die Familiengräber ausheben und uns später um die anderen kümmern. Falls wir dann etwas – oder jemanden – finden, wäre die andere Arbeit schon gemacht.»
    Adrianna erkannte die feine Logik. Vielleicht würde es danach keine unerwünschten Zuschauer mehr geben.
    «Dann wird niemandem geschadet», fuhr Miller fort.«In drei, vier Tagen tun Sie das, was Sie für richtig halten, und alles hat seine Ordnung.»
    Ein verlockender Vorschlag. Finanziell gesehen auch durchaus vernünftig. Aber war es auch moralisch? Adrianna dachte an das Foto von Rhonda Minor. Dunkle Haare, ein offenes Lächeln und ein Grübchen in der rechten Wange.
    Miller nahm Adriannas Schweigen als Einverständnis auf. «Also machen wir uns zuerst an die alten Gräber?»
    Vier Tage und die Gräber wären verschwunden. Sie wäre Land und Anwesen los.
    Vier Tage hatten nichts zu bedeuten.
    Schon gar nicht im großen Weltgefüge.
    Doch im Moment hatten sie sehr viel zu

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