Am Ende bist du mein
Gliedern ging sie in den Geschäftsraum, wo sich die Espressomaschine befand, die sie angeschafft hatte, um in dem Café um die Ecke nicht länger fünf Dollar pro Espresso zu zahlen. Innerhalb eines Monats hatte ihre Maschine sich bereits amortisiert.
Während sie an dem frischen heißen Kaffee nippte, betrachtete sie ihre Waren – die Stoffproben aus Musselin, handgewebter Chenille, Leinensamt und Brokat, die über einen französischen Landhaustisch drapiert lagen. Ihr Blick wanderte zu den antiken blau-weiß gemusterten Vasen auf einem zweiten Tisch, dem handbemalten Hahn aus Holz und den Porzellandosen mit den feingearbeiteten Emaille-Deckeln. All das hatte sie um vierzig Prozent heruntergesetzt.
Sie wollte gerade trübsinnig werden, als an der gläsernen Eingangstür geklopft wurde. Draußen stand Phyllis, ihre Assistentin, und bedeutete ihr mit Gesten, die Tür aufzumachen. Phyllis war Mitte fünfzig, eine ehemalige Mathematiklehrerin, die Adriannas Bücher auf Vordermann gebracht hatte.
«Mach auf», rief sie. «Ich habe meine Schlüssel verloren.»
Adrianna stellte ihren Kaffee ab und öffnete die Tür. «Was soll das heißen, du hast deine Schlüssel verloren?»
Phyllis wirkte betreten. «Sie sind einfach weg. Vielleicht hat Harry sie versehentlich eingesteckt, als er zum Angeln losgefahren ist. Anders kann ich es mir nicht erklären.»
Adrianna seufzte. «Ich gebe dir meinen Ersatzschlüssel. Sag mir aber Bescheid, falls dein Mann den Schlüssel doch nicht hat. Der Gedanke, dass sich jemand Zutritt zu dem Laden verschaffen kann, ist nicht gerade angenehm.»
«Tut mir leid.» Phyllis maß Adrianna mit kritischem Blick. «Hast du letzte Nacht geschlafen?»
«Ein paar Stunden.» Adrianna leerte ihre Tasse. «Könntest du eine Zeitlang auf den Laden aufpassen? Ich möchte mir hinten noch in Ruhe ein paar Einrichtungsgedanken machen.»
«Und wie immer möchtest du nur gestört werden, falls es um Mord oder Feuer geht.»
«Genau.» Adrianna kehrte in ihr Büro zurück. Als das Telefon ging, rief sie: «Ich übernehme das, Phyllis.»
Sie hob den Hörer ab. «Barrington Designs.»
Stille.
«Hallo?»
«Ich bin’s, Babe. Craig», sagte eine Stimme im Flüsterton.
Adrianna bekam eine Gänsehaut, und ihre Hand umklammerte den Hörer. Irgendwie hatte die Stimme tatsächlich nach Craig geklungen. «Das ist nicht witzig», sagte sie so fest wie möglich. «Wer sind Sie?»
«Craig», flüsterte ihr Anrufer. «Ich wollte dir nur sagen, wie sehr ich dich liebe und wie oft ich an dich denke.»
«Das, was Sie tun, ist widerwärtig», zischte Adrianna und dachte an die Karte und den Coupon. «Sie sind doch krank.»
«Ich liebe dich, Babe.»
«Wer sind Sie?»
«Ich bin dein Mann. Hast du meine Blumen bekommen?»
«Sie sind nicht mein Mann, und jetzt lassen Sie mich zufrieden.» Adrianna knallte den Hörer auf. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Sie starrte auf das Telefon, hörte ein Geräusch und fuhr herum.
Gage lehnte am Türrahmen und sagte: «Was war denn das gerade?»
Dreizehn
Donnerstag, 28. September, 13.00 Uhr
Schwer atmend sah Adrianna ihn an. Ihr Gesicht war gerötet, und ihre Hände zitterten. So aufgelöst hatte Gage sie noch nie gesehen. «Was willst du hier?», fragte sie.
Gage überging ihre Frage und trat einen Schritt vor. «Was war das für ein Anruf?»
Sie riss sich sichtlich zusammen, setzte sich auf und betrachtete ihn frostig. «Oh, nur jemand, der mir einen Streich spielen wollte.»
Gage ließ seinen Blick umherwandern. Die Regale waren vollgestopft mit Musterbüchern, und auch auf dem Arbeitstisch stapelten sich welche, doch unordentlich war der Raum nicht. Alles schien nach einem System aufgereiht zu sein, und die Einrichtung war ebenso elegant wie die Frau, die ihm gegenübersaß und die Hände im Schoß verschränkte. «Hat sich angehört, als hätte jemand gesagt, er sei dein verstorbener Mann. Und das nennst du einen Streich?»
«Wie soll ich es denn sonst nennen?» Adrianna betrachtete ihre Hände.
Gage ging zu ihrem Telefon, hob den Hörer ab und wählte eine Nummer. Gleich darauf sagte eine Roboterstimme die Nummer des letzten Anrufers an. Gage nahm einen Montblanc-Stiftvom Tisch und schrieb sie auf einen blauen Post-it-Block.
«Was soll das werden?», fragte Adrianna.
Gage wählte die Nummer der Mordkommission, ließ sich mit der zuständigen Stelle verbinden, gab die Nummer durch und bat um den Namen des Besitzers. «Das haben wir gleich», sagte er,
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