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Am Ende bist du mein

Am Ende bist du mein

Titel: Am Ende bist du mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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vorhin sagte, würde ich Ihnen gern einige Fragen über Ihre Tochter stellen.»
    «Was mich überrascht. Immerhin wird sie schon seit fünfzehn Jahren vermisst. Haben Sie irgendetwas Neues zu berichten?» Nicht die leiseste Gefühlsregung. Weder in ihren Worten noch auf ihrem Gesicht.
    «Möchten Sie, dass wir dieses Gespräch hier im Eingang führen?»
    «Warum denn nicht?», fragte Mrs.   Lable ungerührt. «Jill hat ihre schmutzige Wäsche immer in der Öffentlichkeit gewaschen. Also, um was geht’s?»
    C.   C. holte tief Luft. «Wir bearbeiten einen Fall, der mit dem Verschwinden Ihrer Tochter zusammenhängen könnte, und wir   –»
    «Ist Jill tot?», fiel Mrs.   Lable ihr ins Wort, und C.   C. glaubte, die ersten Risse in der harten Schale zu sehen.
    «Ihre Leiche haben wir nicht gefunden, nur   –»
    «Sie ist tot, das weiß ich.»
    «Wann haben Sie Jill zum letzten Mal gesehen?»
    «Zwei Tage nachdem sie aus dem Jugendgefängnis entlassen wurde. Das war der fünfzehnte Juni. Wir wollten, dass sie Sommerkurse belegte, um das Versäumte nachzuholen. Das wollte Jill nicht. Sie ist aus dem Haus gestürmt. Ich dachte, sie käme wieder, wenn sie sich beruhigt hätte. Doch das hat sie nicht getan.»
    «Haben Sie sie jemals mit einem Unbekannten zusammen gesehen?»
    «Nein.»
    «Was können Sie mir über Craig Thornton berichten?»
    «Craig?» Mrs.   Lable runzelte die Stirn. «Er war ihr Ballpartner. Im letzten Jahr ist er gestorben.»
    «Das weiß ich, aber ich spreche von der Zeit, als er mit Ihrer Tochter befreundet war.»
    «Meine Güte, die beiden sind nur ein paarmal miteinander ausgegangen. Am Abend des Balls wurden sie festgenommen. Es war eine Drogengeschichte. Craig habe ich auf der Polizeiwache gesehen, daran erinnere ich mich noch. Er hat einen mitgenommenen Eindruck gemacht.»
    «Waren seine Eltern da?»
    «Nein. Irgendwann ist ein Freund der Familie erschienen. Craig wirkte erleichtert. Wenig später hat der Mann Craig nach Hause gefahren. Und dann hat der Familienanwalt der Thorntons es so gedreht, dass Jill die ganze Schuld bekam. Sie musste ins Gefängnis. Craig ist ungeschoren davongekommen.»
    «Fällt Ihnen sonst noch etwas ein?»
    Mrs.   Lable seufzte. «Ich gebe mir Mühe, nicht mehr an Jillzu denken. Wir waren beide eine Enttäuschung füreinander, und deshalb ist es mir lieber, alles zu vergessen.»
    Ganz schön heftig, dachte C.   C., versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen.
    «Ach ja», fuhr Mrs.   Lable fort, trat zurück, nahm ein Buch von einem Tischchen und überreichte es C.   C. «Das ist Jills Tagebuch. Da steht auch etwas über den Abend des Schulballs. Jill hat es im Gefängnis geschrieben.»
    C.   C. erhielt ein Buch mit einem Einband voller Blumen und Herzen. Als sie es aufklappte, sah sie verblasste Fotos, eine Serviette und ein vertrocknetes Sträußchen Blumen zum Anstecken. «Also muss ihr der Abend doch wichtig gewesen sein», sagte sie mit einem fragenden Blick zu Mrs.   Lable.
    Jills Mutter zuckte mit den Schultern. «Sie hatte Craig eben gern. Ich glaube, sie dachte, nach ihrer Entlassung würde er auf sie warten.»
    «Hat er das?»
    «Nein. Craig war den Sommer über in Europa.»
    «Haben Sie das Buch damals auch Detective Hudson gezeigt?»
    «Nein, daran habe ich nicht gedacht.»
    «Und jetzt ist es Ihnen plötzlich wieder eingefallen?»
    «Ja, wie das so geht. Meine Nichte hat mir ihr Abschlussballkleid gezeigt, und da habe ich mich wieder daran erinnert.» Sie deutete auf eins der Fotos. «Das da ist Jill.»
    Bedrückt betrachtete C.   C. das Foto mit dem jungen lachenden Gesicht. Was für ein Jammer, dachte sie und schlug die Seite um. Eine Ansichtskarte fiel zu Boden. C.   C. hob sie auf. Auf der Vorderseite waren Wildblumen abgebildet, auf der Rückseite standen die Adresse von Sandra Lable und eine Zeile.
Bin in Texas. Alles Liebe, Jill.
    «Die kam ein paar Tage nach Jills Verschwinden», sagte Mrs.   Lable.
    «Darf ich das mitnehmen?»
    «Ja, aber bringen Sie es wieder. Es ist alles, was ich noch habe.»
     
    Mit leerem Blick starrte Adrianna auf die aufgeschlagenen Tapetenbücher auf ihrem Tisch. Seit einer Stunde suchte sie nach einem Muster, das zum Arbeitszimmer eines pensionierten Admirals passen sollte, ohne zu blass oder erdrückend zu sein. Leider funkten ihre Sorgen fortwährend dazwischen. Außerdem war sie todmüde.
    Sie trank einen Schluck aus ihrer Tasse und verzog das Gesicht. Der Kaffee war kalt geworden. Mit bleiernen

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