Am Ende bist du mein
sich dem Selbstmitleid, sah aber ein, dass es zu nichts führte. Ben und Dwayne Wells waren vermutlich schon unterwegs, um einem ihrer Kunden Möbel zu liefern. Die Holzböden dort waren abgeschliffen und die Wände tapeziert worden. In einer Woche kehrte dieser Kunde aus dem Urlaub zurück und erwartete sowohl renovierte als auch neu eingerichtete Räume.
In einer Stunde würde Adrianna sich aufmachen, um Ben und Dwayne zu zeigen, wo die Möbel aufgestellt werden sollten. Sie holte die Mappe mit den Überweisungen hervor, die Phyllis zur Unterschrift vorbereitet hatte, und betete, dass es bald Tage geben würde, in denen sie noch einmal Zeit hätte – nur ein paar kleine Mußestunden, in denen nichts und niemand sie hetzte.
Als die Glocke der Ladentür ging, stand sie auf, lief nach vorn und blieb verwundert stehen. Janet Guthrie hatte den Laden betreten und strahlte, als sei sie überglücklich, Adrianna noch einmal wiederzusehen. «Hallo, meine Liebe», rief sie und machte Anstalten, Adrianna in die Arme zu schließen.
«Hallo, Janet», sagte Adrianna steif und fragte sich, was Janet von ihr wollen könnte, denn dass sie etwas grundlos tat, hatte sie bislang noch nicht erlebt.
Janet ließ die Arme sinken. Ihr Lächeln verblasste.
«Was kann ich für dich tun?», fragte Adrianna.
Janet stellte ihre Handtasche auf einem der Tische ab und drehte sich im Kreis, um die Möbel und Stoffe in Augenschein zu nehmen. Währenddessen begutachtete Adrianna Janets pfirsichfarbenen Hosenanzug, die glänzenden schwarzen Haare, die zu einem Nackenzopf geflochten waren,und registrierte eine teure Halskette von David Yurman in Silber und Gold. «Was für einen guten Geschmack du hast», sagte Janet. «Willst du dein Geschäft tatsächlich verkaufen?»
Adrianna zwang sich zur Geduld. «Barrington Designs ist nicht an einen Ort gebunden.»
«Ja, aber du bist doch so erfolgreich hier. Da geht man doch nicht fort.»
«Ich kann auch woanders erfolgreich sein.»
«Ist auch wieder wahr», nickte Janet, nahm eine Vase auf, strich über die glasierte Fläche und stellte sie wieder ab. «Ich habe Craig immer gesagt, wie froh er sein kann, jemanden wie dich zur Seite zu haben.»
«Danke, Janet, aber sei mir nicht böse, wenn ich dich bitte, zur Sache zu kommen. Leider muss ich in einer Viertelstunde zu einem Termin.»
«Ich will dich ja auch nicht lange aufhalten. Eigentlich bin ich nur hier, um zu sehen, wie es dir geht.»
«Mir geht’s gut, ich bin nur ein wenig in Eile.»
Janet legte den Kopf zur Seite, betrachtete Adrianna und seufzte. «Du bist gestresst, aber das ist ja auch kein Wunder.»
«Janet, könnten wir vielleicht ein anderes Mal –»
«Das wird an der Entdeckung von Rhondas Leiche liegen», fiel Janet ihr ins Wort, ließ ihre Hand über die ausgebreiteten Stoffe gleiten und warf Adrianna einen bekümmerten Blick zu. «All deine verletzten Gefühle müssen wieder hochgekommen sein.»
«Ach so», sagte Adrianna leise. «Deshalb bist du gekommen.»
«Entschuldige, aber das verstehe ich jetzt nicht.»
«O doch, Janet, du weißt ganz genau, wovon ich rede.»
«Nein, da überschätzt du mich. Ich wollte einfach nur –»
«– du wolltest mir erzählen, dass Craig und Rhonda ein Verhältnis hatten. Vielleicht auch noch, wie lang es gedauert hat? Oder wie die beiden so miteinander waren?»
Janets Lippen kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln. «Offenbar ist Detective Hudson mir zuvorgekommen. Ich weiß zwar nicht, was er dir erzählt hat, aber meine Hoffnung war immer, dass Rhonda für Craig nur ein Zeitvertreib war und keinesfalls etwas von Dauer. Sie hat sich zu sehr an ihn geklammert, das war wohl das Problem.»
«Ich glaube das alles nicht», sagte Adrianna und versuchte, so überzeugend wie möglich zu klingen.
«Leider ist es wahr», seufzte Janet.
«Hast du dafür Beweise?»
«Ich bin der Beweis, Adrianna», sagte Janet ungeduldig. «Ich weiß, was ich gesehen habe.»
«Als Nächstes wirst du noch behaupten, Craig hätte Rhonda umgebracht.»
«Nein, das nicht. Den Schaden, den Craig angerichtet hat, mussten immer andere für ihn bereinigen.»
«Mein Gott», sagte Adrianna. «Wie herzlos du das sagst! Für mich ist Mord etwas anderes als Schadensbereinigung.»
Janet zuckte die Achseln. «Das mit dem Mord hast du ins Spiel gebracht. Für mich ist Rhonda lediglich zum richtigen Zeitpunkt verschwunden. So konnte sie dir und Craig wenigstens keinen Ärger machen.»
«Ich wünschte,
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