Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
Vom Netzwerk:
ihr heimlicher Beobachter sich geschickt zu tarnen.
    Die H'zzarrelik verlangsamte ihre Fahrt und schob sich leicht schlingernd um eine Krümmung im Tunnel. Vor ihnen gähnte schon wieder ein jäher Absturz; der Tunnel fiel in mehreren steilen Stufen in die Tiefe, und bei jedem neuen Schlund, der sich vor ihnen auftat, trübte sich die Sicht ein. Hat jemand eine Ahnung, wo wir landen werden? , erkundigte sich Legroeder.
    Wohl kaum , entgegnete Palagren, der den Kopf hin und her drehte und die Tunnelwandungen scannte. Noch nie zuvor konnte ich ein derart strukturiertes Bild so lange festhalten. Ich glaube, dass sich diese kantigen Formen bald von selbst auflösen werden. Vermutlich hängt diese Anordnung mit einem Nebel von hoher Dichte zusammen.
    Das Schiff schrammte über eine scharfe Stufe nach unten, und sogleich folgte die nächste. Ping-a-ping! Dann hörte man noch ein schwaches Geräusch – wie das Klirren einer weit entfernten Boje. Der Sog schien stärker zu werden. Plötzlich lief es Legroeder vor Angst eiskalt über den Rücken, als er sich vorstellte, dass ein U-Boot ihnen mit feuerbereiten Torpedos durch dieses Labyrinth folgte.
    Lass deine Phantasie nicht mit dir durchgehen! , ermahnte er sich. Dennoch … Habe ich schon wieder unser eigenes Echo gehört?
    Voco antwortete von achtern: Ich hab's auch vernommen. Doch, ich glaube, wir erzeugen diese Laute selbst.
    Und ich glaube , ergänzte Palagren, dass ich bereits das Ende des Tunnels sehe.
    Legroeder starrte nach vorne, an dem Narseil vorbei, wo er einen flackernden Lichtschein gewahrte. Ja, jetzt konnte er sehen, wie sich das Labyrinth öffnete. Was ist das da vorne? , murmelte er. Ehe jemand antworten konnte, nahm das Schiff Fahrt auf und sauste aus dem Tunnel wie ein Vogel aus einem Käfig.
    Das Bild vom Meeresgrund verschwand; aus dem Schiff sprossen lange, schlanke Schwingen, als es sich hinaufschwang in einen wolkenverhangenen Himmel. Legroeder spürte die Kunstfertigkeit, mit der Palagren und die anderen dieses Bild gestalteten, aber im Grunde modellierten sie nur das um, was sich ihnen anbot: eine Himmelslandschaft aus gigantischen, in die Höhe stürmenden Wolken, die von Strömungen umschlängelt wurden wie von lauen, fächelnden Brisen. Die Wolken glichen Savannenbäumen mit breiten, vom Wind gebeugten Kronen; Sonnenlicht glänzte auf den Spitzen, und in den Schatten klafften große offene Kavernen, wo sich unübersichtliche Flux-Strömungen um die Sockel der Wolken schlangen.
    Während sich die Narseiller Rigger über den einzuschlagenden Kurs berieten, streckte Legroeder die Arme im Netz aus und fühlte, wie der Wind durch seine Finger strich. Er schaukelte ein wenig mit den Flügeln. Zur Linken, leicht nach hinten versetzt, erspähte er zwischen den Wolken einen flackernden Blitz.
    Was ist, Legroeder? Stimmt etwas nicht? , fragte Palagren.
    Ich bin mir nicht sicher; wahrscheinlich ist alles in Ordnung. Achtern blitzt irgendein Licht. Es braut sich wohl ein Wetter zusammen.
    Die anderen Rigger schienen verwirrt zu sein.
    Habt ihr es nicht gesehen?
    Ich jedenfalls nicht – begann Palagren und wurde durch fernes Donnergrollen unterbrochen. Der Lärm brach sich sekundenlang an den Wolkenwänden und verhallte.
    Mit dem Unwetter scheinen Sie Recht zu haben , meldete sich Voco aus dem Heck. Ich kann backbord einen Gewitterturm erkennen. Wir sollten ihn besser im Auge behalten.
    Palagren leitete eine Wende ein, um das Gewitter in einem weiten Bogen zu umfliegen. Warten Sie , bat Legroeder. Darf ich ein Weilchen das Steuer übernehmen? , schlug er vor und schob das Schiff langsam zurück.
    Ich spüre, dass in dieser Richtung eine schwierige Passage liegt , wandte Palagren vorsichtig ein.
    Ich möchte nur etwas überprüfen , erklärte Legroeder und brachte das Schiff in eine scharfe Linkskurve. Er glaubte, zwischen den Schatten unter den Wolken etwas Dunkles zu sehen; etwas, das noch finsterer war als die Schatten … ich weiß nicht recht … einen Augenblick noch …
    Was ist los?
    Legroeder vernahm ein leises Dröhnen. Vielleicht war es nur der Nachhall eines Donnerschlags, doch er begann vor Anspannung zu zittern. Woher diese Anwandlung von Nervosität rührte, wusste er nicht. Doch das Bild wandelte sich, und nun sah er gar nichts mehr. Achselzuckend brachte er das Schiff wieder auf den von Palagren initiierten Kurs und gab ihm die Kontrolle zurück.
    Trotzdem nagte ein Zweifel an ihm. Mit geschlossenen Augen durchforstete er sein

Weitere Kostenlose Bücher