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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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suchte nach der Uhr. »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Ungefähr vierzehn Stunden. Hören Sie, ich gebe Ihnen ein paar Minuten Zeit für eine Dusche. Dann bringe ich Sie irgendwohin, wo Sie frühstücken können.«
    Er nickte und rieb sich die Augen. Plötzlich fiel ihm auf, dass Tracy-Ace sich umgezogen hatte. Sie sah unglaublich sexy aus in ihrem kurzen goldenen Rock über schwarzen Strümpfen und mit einer gold-schwarz gemusterten Patchwork-Bluse. Ihre funkelnden Schläfenimplantate zogen seine Blicke an. Wieso fand er die Optimierer auf einmal so attraktiv? Er sog scharf den Atem ein und dachte an … Greta. Das ist das Antlitz des Feindes. Denk daran!
    »Wunderbar«, erwiderte er mit rauer Stimme. »Vielen Dank.«
    Nachdem sie gegangen war, schlug er die dünne Decke zurück und nahm eine Nebeldusche. Während er sich nackt von dem Dampf massieren ließ, überlegte er vage, welche Garderobe man trug, wenn man sich von einer Piratenlady durch eine Piratenfestung führen ließ.
    *

    Als er später neben Tracy-Ace einherging, merkte er, dass seine Implantate die neuen Informationen tadellos bearbeitet hatten. In seinem Kopf befand sich ein stummer Reiseführer, der ihn mit Informationen fütterte, während sie die Festung besichtigten.
    ◊ … Wenden Sie Ihr Augenmerk in Richtung neun Uhr. Diese Flicker-Röhren führen zur Baustelle der neuen Andock-Rampen. Knapp tausend Arbeiter sind dort beschäftigt … ◊
    Er schaute nach links. (Neue Andock-Rampen? Heißt das, dass sie die Station erweitern?)
    ◊ Ein wenig weiter draußen wird ein Abflug-Portal gebaut. Damit unterstützt der Außenposten Ivan die Kolonisten-Flotte der Free Cyber … ◊
    Legroeder stolperte, und sein Herz fing an zu rasen. Er drehte sich um und starrte auf das Flicker-Röhren-Portal, an dem sie gerade vorbeigekommen waren. Die Kolonisten-Flotte. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Tracy-Ace und blieb stehen. Sie hatte die ganze Zeit über geredet, ohne dass er etwas mitbekam.
    Er atmete langsam ein. »Alles in bester Ordnung«, log er.
    Sie setzten ihren Weg fort.
    Kolonisten-Flotte. Er brannte darauf, sie danach zu fragen. Gleichzeitig fürchtete er die Antwort.
    Im Geschwindschritt schleuste Tracy-Ace ihn die Promenade entlang, während er sich mit dem Gedanken beschäftigte, dass die Cyber den Golen Space verließen, um irgendwo neue Kolonien zu gründen. Aber wo? Etwa auf den Welten der Zentristen? Nein, das ergäbe keinen Sinn.
    Sie mussten etwas anderes planen …
    *

    Allmählich spürte er ein Kribbeln in seinem Arm, eigentlich erst, nachdem Tracy-Ace ihn losließ, um auf ein Restaurant zu deuten. »Dort können Sie frühstücken«, erklärte sie.
    Frühstücken. Legroeder versuchte sich zu vergegenwärtigen, was er noch einen Augenblick zuvor empfunden hatte. Sie hatte seinen Arm berührt – aus Höflichkeit, aus Freundschaft … oder wollte sie eine Datenverbindung herstellen? Er sah sie an. »Haben Sie vorhin in meinen Gedanken gelesen?«
    Blitzte etwas in ihren Augen auf? »Und wenn es so wäre?«
    Er erschrak; er hatte damit gerechnet, dass sie es abstreiten würde. »Es gehört sich, dass man vorher um Erlaubnis bittet.«
    Sie schien ihn zu taxieren. »Angenommen, ich ließe Sie in meinen Gedanken lesen …«
    »Wie bitte?«
    Tracy-Ace reckte ein wenig das Kinn vor. Die Juwelen an ihren Augen glitzerten, als sich das Licht von der Decke in ihnen spiegelte. »Vielleicht wäre es ganz hilfreich«, meinte sie. »Beim Downloaden gestern schnappte ich ein paar Dinge über Sie auf …«
    Er stutzte.
    »Nichts von Belang. Aber ich spürte, dass Sie mir nicht völlig vertrauen. Und wenn wir beide …« – sie legte eine Pause ein – »zusammenarbeiten wollen, könnte es nicht schaden, wenn Sie etwas mehr über mich wissen.«
    Legroeder fühlte sich gleichzeitig geschmeichelt und verwirrt. Er setzte zu einer Frage an; er wollte wissen, warum Sie Wert darauf legte, dass er ihr traute.
    Doch ehe er ein Wort aussprechen konnte, entstand in seinem Kopf überraschend ein Bild: zwei sich überkreuzende Bögen aus rubinrotem Licht kündeten neue Informationen über Tracy-Ace an. Nach dem Standard-Kalender der Free Cyber war sie siebenundzwanzig Jahre alt. Keine Familie, nur ein paar Cousinen und Cousins, mit denen sie möglicherweise blutsverwandt war. Die Eltern stammten von einer der alten Cyber-Welten. Sie schlossen sich der Allianz der Free Cyber an und kamen bei Grenzstreitigkeiten ums Leben, als

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