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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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könnten Sie ein paar Stunden Schlaf gebrauchen. Wenn Sie sich ausgeruht fühlen, können Sie hier die Lernprogramme abrufen.« Sie trat an das Schreibpult und zeigte ihm die Kontrollen. »Vielleicht komme ich später zurück und führe Sie ein bisschen herum.«
    Er nickte und überspielte seine Überraschung. Die persönliche Betreuung gefiel ihm, das konnte er nicht abstreiten. »Zuerst lege ich mich aufs Ohr.« Er fühlte sich völlig ausgelaugt, und der Adrenalinpegel in seinem Körper sank. »Wie spät ist es? Wann schlafen Sie eigentlich?«
    In ihren Augenwinkeln funkelten winzige Lichter. »Jetzt ist es Dreiviertel Abend. Während der nächsten sechs bis acht Stunden schlafen hier eine Menge Menschen. Ich selbst werde arbeiten; ich brauche nicht viel Schlaf. Meine Programme wickeln die REM-Phasen direkt im Nexus ab, deshalb kann ich während des Dienstes bestimmte Schlaffunktionen erledigen.«
    Legroeder wusste nicht, ob er sie beneiden oder bedauern sollte.
    »In zehn Stunden geht meine Schicht zu Ende. Reicht Ihnen die Zeit aus? Wir müssen Sie auf Ihr Quartier beschränken, bis Ihr Fall abgeschlossen ist. Wenn Sie hungrig werden, können Sie sich über den Computer einen Imbiss bestellen. Benötigen Sie sonst noch etwas?«
    Ja, dachte er. Die E-Mail-Adresse des Untergrunds. »Mir fällt nichts ein. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mit dem Com-System ein bisschen herumspiele?«
    Sie sah ihn von der Seite her an. »Nein, solange Sie nicht versuchen, Zugriff auf gesperrte Daten zu nehmen.« Sie berührte seinen Arm und ging zur Tür. »Bis später.« Er konnte nicht antworten, das köstliche Prickeln lähmte ihn. »Ach – falls Sie mich erreichen wollen, benutzen Sie diesen Code.« Sie kehrte an den Computer zurück und legte ihren Zeigefinger auf ein Scanner-Feld. »So, jetzt ist er für Sie gespeichert.«
    Als sie den Raum verließ und die Tür sich hinter ihr verdunkelte, haderte er mit sich, weil er ihre Berührungen so aufregend fand. Vergiss nicht, sie ist deine Feindin. Was, zum Teufel, denkst du dir eigentlich dabei?
    Seufzend fegte er seine Tasche von der Koje und warf sich aufs Bett. Er hatte keine Ahnung, wann er das letzte Mal geschlafen hatte; er wusste nur, dass er schon viel zu lange auf den Beinen war.
    *

    Allerdings dauerte es eine geraume Weile, bis er endlich eindöste. Er fiel in einen unruhigen Halbschlaf, aus dem er immer wieder aufschreckte. Sein Gehirn schien hektisch zu arbeiten – seine Träume und die Aktivitäten der Implantate vermischten sich miteinander, synaptische Impulse entluden sich in frenetischen Salven. Selbst im Schlaf spürte er das intensive Treiben der Optimierer … Träume pirschten sich leise heran und verflüchtigten sich, sowie die nächsten und übernächsten Träume nachdrängten, in einer nicht enden wollenden Kaskade. Bilder von der Flicker-Röhre, Szenen aus seiner lang zurückliegenden Vergangenheit, Eindrücke von Schlachten, Visionen aus den Meditations-Kristallen …
    Einmal wurde er wach, erschöpft, aber nicht imstande, die Augen geschlossen zu halten. Ohne nachzudenken stolperte er an das Pult und schaltete den Computer ein. Den Studienprogrammen widmete er einen flüchtigen Blick, doch er war zu groggy, um sich zu konzentrieren. Müßig startete er verschiedene Suchdurchläufe. Nachdem er planlos ein paar Minuten lang durch das Netz gesurft war, grenzte er seine Suche ein. Gefangene … Narseil … Freem'n Deutsch … Er war sich nicht einmal sicher, wonach er forschte; er wollte nur wissen, ob es noch Hoffnung auf ihre Rettung gab.
    Die Implantate meldeten sich bei ihm mit einem kurzen Signal und fragten ihn, ob er wirklich mit der Suche fortfahren wolle. Gereizt schlug er alle Vorsicht in den Wind. Weshalb diese Cyber-Frau ihm vertraute, wusste er nicht, aber sie hatte ihm gesagt, er dürfe am Computer herumspielen.
    Er kam kaum voran; doch während seines dritten Anlaufs begriff er schließlich, was er da tat. Großer Gott, was bin ich doch für ein Idiot. Verriet er sich, indem er seine Besorgnis für die Narseil bekundete? Mit einem mulmigen Gefühl im Magen lehnte er sich zurück.
    Die Implantate schritten ein. ◊ Unsere Überwachungs-Protokolle geben keinen Hinweis darauf, dass Sie kompromittierende Daten ausplaudern. ◊
    (Bis auf die Tatsache, dass ich überhaupt nachforsche. Warum habt ihr mich nicht gewarnt?)
    Die Stimme, die antwortete, sollte wohl tröstlich klingen. ◊ Unsere Programmierung sieht keine Einmischung in Ihre privaten

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