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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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Tracy-Ace vier Jahre alt war. (Oh.) Danach kam sie in das örtliche Kollektiv zur Kinderbetreuung. Sie war meisterhaft in das hiesige System integriert und stieg bereits in den Rang einer Nexus-Managerin auf, als die meisten Gleichaltrigen noch zur Schule gingen. Seit drei Jahren verkörperte sie den Nexus Alfa.
    Mit unergründlicher Miene sah sie ihn an.
    Sie liebte die Herausforderung und die Verantwortung – und die Nähe zur Macht. Keine soziale Bindung, aber bereit, eine ungewöhnliche Liaison einzugehen. Hegte eine besondere Schwäche für Rebellen.
    Er merkte, wie sein Blut in Wallung geriet und fragte sich, ob er wohl als »ungewöhnliche Liaison« galt. Oder als Rebell.
    ◊ Dieser Teil der Analyse bleibt unklar. Sollen wir weiter sondieren? ◊
    (Nein, Danke.) Er räusperte sich. Tracy-Ace sprach gerade – über ihn – und er hatte den Anfang verpasst. Es ging darum, dass er für den Außenposten nützlich war.
    »… besitzen Fähigkeiten und Kenntnisse, die hier gebraucht werden. Für besondere Operationen zum Beispiel. Mein Boss wird sicher bald mit Ihnen reden wollen.« Tracy-Ace fasste ihn abermals ins Auge. »Ich sehe Ihnen an, dass Sie Bedenken haben. Aber es gehört zu meinem Job, Menschen und Situationen einzuschätzen und nach dem Unerwarteten Ausschau zu halten. Um Entscheidungen zum Wohle des Außenpostens zu treffen. Und zum Wohlergehen der Republik.« Auch zum Wohl der Kolonisten-Flotte? An ihrer linken Schläfe blitzte kurz ein winziges rotes Licht auf, als fotografierte sie ihn für einen Sicherheits-Check. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Außerdem gefallen Sie mir.«
    Ein Gefühl der Leichtigkeit breitete sich in seinem Kopf aus. Lag es daran, dass die Implantate ihm die natürlichen Hemmungen nahmen? Hier schien sich alles in beschleunigtem Tempo abzuspielen. Ihm fiel Greta die Vollstreckerin ein, und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.
    Falls sie sein Erschauern bemerkt hatte, so gab sie es durch nichts zu erkennen. Er formulierte immer noch an einer Replik auf ihre Feststellung, dass er ihr gefiele. Das Antlitz des Feindes.
    »Lassen Sie uns essen gehen«, schlug sie vor. »Ich möchte Ihnen gern etwas zeigen.«
    Er folgte ihr durch das Restaurant. Drei Gerichte standen zur Auswahl: Brot, Käse und eine Art Müsli. Er nahm sich von jedem etwas und einen Becher Kaffee. Tracy-Ace ging mit ihm zu einer Reihe von Tischen, von denen aus man über einen großen Balkon blickte. Nein, es war kein Balkon, sondern ein Hologramm.
    Staunend starrte Legroeder auf ein spektakuläres Panorama vom Flux. Im Vordergrund erstreckten sich Strukturen, die er kaum wahrnahm, weil hinter ihnen Gaswolken von beinahe galaktischen Ausmaßen wirbelten. Sie glichen hellen Emissions-Nebeln, den Geburtsstätten von Sternen. Doch sie bedeuteten etwas ganz anderes. Seine Intuition als Rigger verriet ihm, dass es sich um eine Grenzschicht handelte. Aber es war nicht der übliche Horizont, der den Normalraum vom Flux trennte, obschon selbst dies beeindruckend genug gewesen wäre, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass hier Strukturen verankert waren. Nein, diese infernalischen Gaswirbel – das fühlte er mit absoluter Gewissheit – stellten die Übergangszone zwischen den Vertrauten Schichten des Flux dar, in denen Sternenschiffe verkehrten, und einem anderen Ort, der viel tiefer lag, geheimnisvoller und hundertmal gefährlicher war.
    »Wissen Sie, was das ist?«, fragte Tracy-Ace.
    Er klappte den Mund auf, konnte jedoch nicht sprechen. Der Deep Flux. Er kannte diese Gegend nur dem Namen nach. Es handelte sich um eine Zone unterhalb des Flux, die als so instabil und unberechenbar galt, dass jeder Rigger sie mied. Er hatte noch nie gehört, dass jemand hineingeflogen und zurückgekehrt war, obwohl das Narseiller Institut ein paar Experimente entlang der Grenze durchgeführt hatte. Waren die Cyber in diesem Punkt etwa weiter? Oder sah er hier lediglich ein impressionistisches Bild, irgendein Kunstwerk?
    »Ist dieser Anblick real?«, fragte er leise.
    »O ja«, betonte sie und deutete auf den unteren Teil des Bildes, auf die verschwommenen Strukturen im Vordergrund.
    Er konnte nicht recht ausmachen, was sie darstellten. Sie waren künstlichen Ursprungs, das stand fest. Eine Station? Andock-Rampen? Schiffe? Ihm schauderte bei der Vorstellung, dass von Menschen gebaute Strukturen am Rand dieser instabilen kosmischen Monstrosität ankerten.
    »Ich verändere ein wenig den Blickwinkel«, erklärte

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