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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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Bild und wurde ersetzt durch die selbstbewusste Tracy-Ace/AIfa, die den Nexus kontrollierte. Doch er hatte ihre andere Seite gesehen.
    Falls es nicht eine raffinierte Täuschung war.
    Doch was würde sie durch Lügen gewinnen? Er war bereits ihr Gefangener.
    Er umklammerte ihre Finger, und sie erwiderte den Händedruck. Unvermittelt stand sie auf und tappte barfüßig durch das Zimmer. Wann hatte sie ihre Schuhe abgestreift? »Sind Sie hungrig?«, fragte sie. Ohne seine Antwort abzuwarten, öffnete sie ein Schränkchen und nahm Schalen und zwei schmale Gläser heraus. Schweigend sah Legroeder zu, wie sie die Nudeln servierte; von ihrer Berührung dröhnte sein Kopf immer noch wie eine Glocke. Welche Emotionen hatte dieser Kontakt in ihm wachgerufen?
    »Ein Glas Wino?«, bot Tracy-Ace an.
    Er lachte. »Ein Glas was?«
    Sie schwenkte einen halb durchsichtigen Karton mit einer roten Flüssigkeit. »Wino. Synthetisch, aber nicht schlecht. Was ist daran so komisch?«
    »Nichts«, erwiderte er und verbiss sich ein Lächeln. »Danke, ich nehme gern ein Glas.«
    Sie öffnete den Karton und schenkte ein. Legroeder nahm sein Glas und hielt es gegen das Licht. Ein klares Burgunderrot. Er schnupperte an dem Getränk. Konnte es schlechter schmecken als das Gesöff, das man in DeNoble austeilte? Er führte sein Glas an das ihre. »Lassen Sie uns anstoßen«, schlug er vor. Tracy-Ace schaute verwirrt drein, doch sie tat ihm den Gefallen stieß mit ihm an. Ein angenehmes Gefühl. Er kostete von dem Wein und hoffte, er möge so gut munden, wie die Geste auf ihn gewirkt hatte. Der Geschmack war enttäuschend, doch das spielte bereits keine Rolle mehr. Tracy-Ace wartete auf seine Reaktion, und er antwortete mit einem offenen Lächeln.
    Sie reichte ihm eine Schale und eine Gabel, dann deutete sie auf den einzigen Platz, auf dem sie beide sitzen konnten. Nebeneinander hockten sie auf der Bettkante – nicht zu dicht, aber nah genug, um in Legroeder die Frage aufkommen zu lassen, was er hier tat. Wie er seine Mission erledigte. Ich kümmere mich um meinen Auftrag, verflucht noch mal , sagte er sich in Gedanken. Die Narseil bekommen ihre Badegelegenheit, und mit dem Untergrund ist ein erster Kontakt hergestellt. Das ist doch was. Es war in der Tat nicht wenig, was er in der kurzen Zeit erreicht hatte. Doch es beantwortete immer noch nicht die Frage, warum er mit Tracy-Ace/Alfa auf einem Bett saß. Und was hatte es zu bedeuten, dass es ihm gefiel , neben ihr auf dem Bett zu sitzen – es gefiel ihm sogar sehr, um ehrlich zu sein.
    Hastig verzehrte er einen Happen Nudeln, spülte mit einem Schluck Wino nach, dann schielte er verstohlen zu Tracy-Ace hin. Nicht, dass es Liebe oder Leidenschaft auf den ersten Blick gewesen wäre. Dennoch … mittlerweile nahm er ihre körperlichen Reize höchst begehrlich zur Kenntnis. Er bewunderte ihre schlanke, anmutige Gestalt, ihre Dynamik, das elfenhaft zarte Gesicht. Dabei wirkte sie verletzlich. Seltsam, dass eine Frau, die über ein ganzes Arsenal tödlicher Waffen gebot, selbst einen schutzbedürftigen Eindruck machte.
    Und dann diese innere Verschmelzung, die sie einige Male unternommen hatten. Während er sie ansah – nicht mehr heimlich sondern in aller Offenheit – überkam ihn das verwirrende Gefühl, er würde sie schon seit vielen Jahren kennen.
    Sie lächelte, und er fühlte sich wie elektrisiert. Als Nächstes legte sie die Gabel beiseite und streckte ihre Hand aus. Schweigend wartete er eine Weile, dann nahm er die Hand in die seine. Ihm war klar, dass dies mehr war als ein bloßer Händedruck. »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Tracy-Ace/Alfa«, sagte er mit rauer Stimme.
    »Danke, gleichfalls, Renwald Legroeder.«
    Dieses Mal begann das Prickeln nicht in seiner Hand, sondern es setzte bei den Zehenspitzen ein. Das Kribbeln pflanzte sich in Wellen durch seinen ganzen Körper fort, eher eine physische Reaktion als eine gedankliche Verbindung. Er spürte kurz einen Anflug von Angst, doch ein rascher Blick nach innen auf seine Implantate zeigte lediglich ein mattes Funkeln vor einem dunklen Hintergrund und nicht die von ihm erwarteten aktiven Schaltungen. Der Kontakt fühlte sich nicht an wie ein Uplink/Downlink, sondern mehr wie ein Eintauchen in eine Wanne mit warmem Wasser. Es war keine sexuelle Erregung; ihm kam es vor, als steigere sich seine sensorische Wahrnehmungsfähigkeit, als würden seine Optimierer hochgetunt, um ihn für verstärkte sinnliche Reize empfänglich zu machen.

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