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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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Reize welcher Art?
    Mit einem flüchtigen Kribbeln strömten die Wellen durch seine Lenden und weiter in seinen Torso hinein. Als sie das Zwerchfell erreichten, schnappte er nach Luft; zur selben Zeit stieß Tracy-Ace einen leisen Seufzer aus. Er blickte sie an. Sie schien ins Leere zu starren. Ist sie die, die sie zu sein vorgibt? Dann bemerkte sie, dass er sie anschaute – und ihr Blick richtete sich auf ihn. Ihr Lächeln raubte ihm den Atem.
    Die letzte Woge überrollte ihn mit aller Macht, und in seinem Kopf machte sich ein Nebel breit. Eine nie gekannte Euphorie ergriff von ihm Besitz, er fühlte sich berauscht, als hätte er einen Schwall sauerstoffreicher Gebirgsluft eingeatmet.
    Er betrachtete ihre ineinander verschlungenen Hände und wollte den Druck festigen, um den taktilen Reiz zu erneuern. Ihre Augen glänzten, als er zudrückte, und er spürte, wie die nächste Welle ihn durchbrauste. Dieses Mal ging das Gefühl von seiner Hand aus und wanderte seinen Arm hinauf. Begleitet wurde es von einem merkwürdigen Kitzeln. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass das Jucken von einem gewaltigen Uplink/Downlink herrührte. In einem rasanten, Schwindel erregenden Tempo tauschten sie Wissen aus …
    Fragmentarische Szenen, wie er als Kind an den langen, von einer trägen Dünung benetzten Stränden auf Claire Marie spielte – die Freude getrübt von einer gewissen Melancholie und seiner Furcht vor dem Wasser. Aufblitzende Erinnerungen an die Begeisterung und das Gefühl grenzenloser Freiheit während er einen Sturm auf den Strömen des Flux abritt …
    In seine Rückblicke mischten sich ihre Reminiszenzen – frühe Erinnerungen an ein Farmhaus und Großeltern; wie sie ihre Volljährigkeit erlangte, an einem unglaublich fremdartigen Ort, der einer ganzen Kultur als Versteck diente. Erfolge in jungen Jahren; das Meistern der innersten Geheimnisse des Intelnets, der Implantate und der Informations-Systeme …
    Wie ein Gefäß nahm Legroeder ihre Herausforderungen und Krisen in sich auf, desgleichen ihre Abstecher in einen hoffnungsfrohen Optimismus. Vor diesem Hintergrund blühten seine eigenen positiven Erlebnisse auf – seine Freundschaft mit Janofer, Gev und Skan – allerdings durchsetzt mit Andeutungen an finsterste Verzweiflung …
    Legroeder stand kurz davor, sich in den Erinnerungsstrom zu stürzen und einfach treiben zu lassen. Plötzlich durchzuckte ihn eine Anwandlung von Angst. Das wäre töricht, ich könnte mich verraten! Oder seine Implantate spielten ihm einen Streich; es wäre auch möglich, dass ihre Implantate alles aufstöberten, was er vor ihr verbarg. Aber sie wusste bereits, dass er Leute von der Widerstandsbewegung treffen wollte. Jetzt kam es nur noch darauf an, ob sie ehrlich meinte oder ihn belog. Seine Implantate vertrösteten ihn mit einem stummen Wink: Wenn Sie wollen, können Sie Ihre geheimsten Gedanken vor ihr abschirmen. Sie sind kein offenes Buch, in dem sie nach Belieben lesen kann. Aber seine Implantate hatten schon einmal einen Schnitzer begangen.
    Als er Tracy-Ace mit halb geschlossenen Augen betrachtete, bemerkte er die äußeren Signale, die Körpersprache, die er normalerweise übersehen oder falsch gedeutet hätte: wie sie die Augen bewegte, wie sie seine Hand drückte und sich ihm zuneigte. Ihre gesamte Haltung drückte Offenheit und eine gewisse Bereitwilligkeit aus.
    Ich glaube nicht, dass sie sich verstellt.
    Sie begehrte ihn; und er begehrte sie. Jetzt war er sich absolut sicher. Noch hatte das Gefühl nichts Dringliches an sich, aber etwas passierte zwischen ihnen, und zwar schnell. Nichts geschah überstürzt, sondern es entwickelte sich natürlich. In dieser seltsamen Vereinigung verschmolzen das Umwerben, das gegenseitige Bestaunen und Erforschen zu einem verschwommenen Nebel, als würden Pigmente auf einer lebendigen Leinwand in einem Spiel aus glühenden, wirbelnden Farben ineinander verfließen. Und derweil steigerte sich langsam die Lust …
    »Renwald«, hörte er sie sagen, und zu Anfang wusste er nicht, ob er den Klang seines Namens mit den Ohren hörte oder durch die Verknüpfung. Ich heiße Legroeder , murmelte er in gespielter Verärgerung und ließ den Gedanken durch ihre ineinander verschränkten Finger gleiten.
    »Ich weiß«, wisperte sie, »ich weiß.« Aber Renwald gefällt mir besser. Ich liebe es, wie der Name über meine Zunge rollt, ich fühle mich gut, wenn ich ihn ausspreche; so werde ich mich fühlen, wenn ich mit dir … Mit einem

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