Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
Vom Netzwerk:
ein kompletter Idiot? Woher wollte er wissen, dass er nicht benutzt wurde? Manipuliert. Eingewickelt.
    Er blickte in ihre Richtung. Sie schlummerte fest und kehrte ihm nun den Rücken zu, blieb jedoch dicht an ihn gekuschelt. Sie wirkte friedlich wie ein Lamm.
    Was ist los mit dir? Kannst du nicht einfach genießen, ohne alles mit Sorgen kaputt zu machen?
    Was soll ich genießen? Dass ich mit dem Feind ins Bett gehe?
    In seinen Ohren klingelte es, als er endlich wieder einnickte.
    *

    Als er wach wurde, hielt Tracy-Ace ihn mit einem Arm umschlungen; ihr Gesicht ruhte an seiner Schulter, ihre Haare streiften seine Wange. Sie rührte sich und schmiegte sich mit einem Bein eng an ihn, ehe sie ein Auge öffnete und etwas vor sich hin murmelte. Und verflogen war sein Vorsatz, sich ihr zu entziehen.
    Sie holte ihn aus dem Bett und bugsierte ihn in die Dusche. Eingehüllt in einen warmen Sprühnebel, zog Tracy-Ace ihn an sich heran; Schauer der Erregung liefen über seinen Rücken, und plötzlich erinnerte er sich, was Com'peer ihm damals in der Narseiller Station erzählt hatte. Die Chirurgin und ihr Team hatten seine DNA in den Keimdrüsen verändert. Weil die Piraten mit Vorliebe dort ihre Tests durchführten – um ihre Opfer zu demütigen …
    Er schlucke und versuchte, seine Gedanken abzulenken, doch er konnte nicht verbergen, dass seine Erregung abflaute.
    Sie streichelte sein Glied. »Bist du okay?«
    »Äh … ja, mir geht es gut!«, ächzte er. Er zwang sich zu einem Grinsen, dann umarmte er sie und drückte sie fest an seine Brust. Was habe ich getan? Überlasse ich jetzt meinen Keimdrüsen das Denken? Was habe ich getan?
    Sie rieb ihr Gesicht an seinem Hals, ließ sich jedoch nicht täuschen. »Ich schlage vor, wir ziehen uns an und essen einen Happen«, sagte sie und stieg aus der Dusche. »Dann führen wir ein ernstes Gespräch mit dem Boss.«
    »Ist mir recht«, erwiderte er und versuchte nicht so zu klingen, als hätte sie ihm gerade einen Fausthieb in den Solarplexus verpasst.
    *

    Der Boss. Der bloße Gedanke daran verursachte ihm eine Gänsehaut.
    Nach einem kaum angerührten Frühstück marschierten sie zur Sektion 29, an der sie tags zuvor vorbeigekommen waren. Hier befand sich das Nervenzentrum der Zentrale, klärte sie ihn auf, von dieser Station aus wurde der gesamte Außenposten Ivan organisiert. Die Sicherheitsvorkehrungen am Eingang waren genauso massiv wie die vor dem Raum mit den Wächtern.
    Drinnen sah die Operationszentrale überraschend zusammengeschustert aus; sie enthielt jede Menge elektronischer Geräte und Leute saßen an Konsolen von unbestimmbarer Funktion. Legroeder versuchte seine Nervosität zu überspielen, indem er einigen Personen über die Schulter schaute, aber Tracy-Ace hatte es eilig. »Hier entlang«, forderte sie ihn auf und dirigierte ihn in den hinteren Teil des Raums.
    Legroeder hielt Ausschau nach einer Person, die der Boss hätte sein können. Ob er aussah wie ein wandelndes Display aus lauter Optimierern? Tracy-Ace führte ihn in einen halbrunden Alkoven. Über ein paar Stufen gelangte man auf ein erhöhtes Podium, das angefüllt war mit mindestens fünfzig winzigen Monitoren und Konsolen. Mitten in diesem elektronischen Wirrwar stand ein Drehsessel mit der Rückenlehne zu ihnen; bläulicher Qualm stieg von ihm auf. Penetranter, süßlich riechender Tabakrauch. Legroeder rümpfte die Nase. Zum letzten Mal hatte er diesen Gestank in DeNoble ertragen müssen. Er hasste ihn.
    Der Sessel drehte sich. Ein kahlköpfiger Mann ohne eine Spur von Implantaten erhob sich und wedelte mit der rechten Hand, die eine Zigarre hielt; Tracy-Ace und Legroeder stiegen die Stufen hinauf. »Legroeder, das ist unser Boss, Yankee-Zulu/Ivan. YZ/I, ich möchte dir Rigger Renwald Legroeder vorstellen.«
    »Legroeder«, sagte der Boss. »Endlich lernen wir uns kennen.« Er sog an der Zigarre und blies eine Qualmwolke nach oben in die Luft.
    Endlich? Legroeder fragte sich, was das bedeuten sollte, und sah den Boss verblüfft an. Wieso – hat er mich erwartet? Er zerbrach sich den Kopf, wo er den Mann schon einmal gesehen hatte. Yankee-Zulu/Ivan hatte eine sehr blasse Haut, besonders auf der Glatze, war von kräftiger Statur und überragte Legroeder um mehrere Zentimeter. Er schien kaum Optimierer zu besitzen, jedenfalls sah man keine. Doch der äußere Anschein trog. Kurz darauf revidierte Legroeder seine Meinung. Die hellblauen Augen des Mannes schienen von innen heraus zu leuchten. Aber nicht

Weitere Kostenlose Bücher