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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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geflüchtet war?
    Tiegs, der Normalste des ganzen Haufens, hatte den größten Teil dieser Ewigkeit als Rigger-Kommunikator gedient; beflissen pendelte er zwischen der Computer-Konsole und den verschiedenen Brückenoffizieren hin und her. Johnson, der Navigator, rannte durch die Gegend und verkündete inbrünstig wie ein Prediger, dass Rettung unterwegs sei. Gort und Fenzy, eingeloggt in die Systeme, wirkten wie zwei alte Säufer, die zu entscheiden versuchen, ob sie das Opfer einer Halluzination sind oder nicht. Die Restlichen von der Crew machten den Eindruck, als ob sie träumten und dabei glücklich wären.
    Friedman starrte auf den Monitor und ließ sich Tiegs Bericht durch den Kopf gehen. Sprechkontakt mit einem anderen Schiff. Die Frage war, ob sie sich mit Gespenstern unterhielten oder mit Menschen aus Fleisch und Blut. Das Schiff auf dem Bildschirm sah substanziell aus. Doch diesen Eindruck hatten sämtliche anderen Schiffe auch gemacht, denen sie im Lauf der Jahre begegnet waren … um sich letzten Endes als Truggebilde zu entpuppen, Streiche eines boshaften Universums.
    Oder irrte er sich? Tiegs hatte immer darauf bestanden, dass die Schiffe, die sie sichteten, real waren, mit wirklichen Stimmen von lebenden Riggern. Die Soho … die Mirabelle … die Ciudad de los Angeles … die Centauri Adventurer … Friedman selbst war sich nie sicher gewesen. Irgendwie waren alle diese Sternenkreuzer mit der Nacht verschmolzen wie Träume. Aber dieses Mal konnte es anders sein, dachte er und rieb sich das stoppelige Kinn.
    Captain Friedman spürte es in seinen Knochen, obschon er den Grund dafür nicht kannte. Das schwarz-graue Schiff da draußen, das sein Netz der Impris entgegenstreckte wie einen ätherischen Schleier – konnte es sie tatsächlich retten?
    »Tiegs«, wandte sich Friedman an seinen ernst dreinschauenden jungen Offizier, »steht dieses Ding konkret in physischem Kontakt mit unserem Netz? Können Sie das bestätigen?«
    Tiegs zauderte. »Also – Poppy glaubt es, und Jamal pflichtet ihm bei. Aber …«
    Friedman zog die Stirn kraus.
    »… Sully behauptet das Gegenteil, und im Augenblick streiten sie sich deswegen.« Tiegs fasste sich ans Ohr und belauschte das Gespräch im Netz. »Es klingt, als sei Sully ziemlich aufgeregt. Er meint, es sei eine Halluzination und drängt Poppy und Jamal, das Netz zu verlassen.«
    Friedman schloss die Augen und spürte die Symptome einer akuten Migräne. Es überstieg sein Fassungsvermögen, wie die Rigger-Crew es so lange miteinander ausgehalten hatte, nachdem sich ihre Visionen jedes Mal in Nichts aufgelöst hatten. Trotz wütender Kopfschmerzen öffnete er die Augen und studierte noch einmal das Bild auf dem Monitor. Das Schiff war eindeutig größer geworden. »Das ist keine Halluzination«, brummte er. »Sagen Sie Sully, er soll aus dem Netz aussteigen, ehe er die Operation vermasselt. Wenn sie einen Ersatz brauchen, holen Sie Thompson.«
    Tiegs schaltete sein Mikrofon ein. »Sully, der Captain befiehlt, dass Sie das Netz verlassen müssen. Haben Sie verstanden, Sully?« Er berührte sein Ohr. »Können Sie mich hören, Sully?« Tiegs schüttelte den Kopf. »Es könnte problematisch werden, ihn da raus zu kriegen.«
    Friedman marschierte zu der Rigger-Station, in der Sully hinter einer zerkratzten und blinden Sichtscheibe saß. Er klopfte an das Fenster, dann drückte er auf den Komm-Schalter. »Sullivan, setzen Sie Ihren Arsch in Bewegung, Ihr Typ wird auf der Brücke verlangt!« Nach kurzem Nachdenken fügte er freundlicher hinzu: »Wir benötigen Ihre Hilfe.«
    Er trat einen Schritt zurück und wartete. Das Fenster ging auf, und Sully blinzelte ihn an, als kröche er gerade aus einer Höhle.
    Taumelnd kletterte Sully aus der Station. Er war ein kräftiger blonder Mann. Dem Aussehen nach schien er tagelang in der Rigger-Station gehockt zu haben.
    Friedman stützte ihn mit einer Hand. »Sully, ich möchte, dass Sie den Monitor hier im Auge behalten und mich über die Geschehnisse informieren.« Und dass Sie um Gottes willen keinen Blödsinn anstellen.
    Verstört sah Sully sich um, dann zuckte er die Achseln und stellte sich vor den Monitor. »Jetzt taucht die Halluzination auch schon auf dem Schirm auf«, stellte er nüchtern fest.
    »Richtig«, erwiderte Friedman. »Und genau darüber sollen Sie mich auf dem Laufenden halten. Geben Sie mir Bescheid, wenn die Halluzination noch näher an uns heranrückt.« Er wandte sich an Tiegs. »Fragen Sie nach, ob die

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