Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
Vom Netzwerk:
zeitlupenhafter Langsamkeit seine Konturen veränderte. Ihm stockte der Atem.
    »Keine Sorge, ich rufe Sie, wenn Sie an der Reihe sind, an Bord zu gehen«, beruhigte Glenswarg ihn. »Aber zuerst müssen wir einen sicheren Zugang gewährleisten. Das dauert eine Weile. Vorher wird nichts unternommen. Ich habe nicht die Absicht, auch nur einen Rigger zu gefährden. Ihr seid die Einzigen, die uns hier herausbringen können.«
    Der Captain war gewitzter, als Legroeder angenommen hatte. Sie alle befanden sich am Rand der Erschöpfung. Jetzt ein wenig zu schlafen war in der Tat das Vernünftigste, was sie tun konnten.
    *

    Leider stellte sich der Schlaf nicht sofort ein. Immerzu dachte Legroeder an die Impris , die neben ihnen schwebte. Er brannte darauf, hinüberzugehen und das Schiff mit seinen Händen zu berühren, obwohl ihn die Aussicht darauf mit Furcht erfüllte.
    Mehrere Male schreckte er kurz vor dem Einnicken mit einer plötzlichen Anwandlung von Panik hoch. Ihn beschlich das unerklärliche Gefühl, dass irgendetwas auf der Lauer lag, um sich seiner zu bemächtigen, wenn er schlief. Er ermahnte sich, er solle nicht so töricht sein; diese Wahnvorstellungen entstammten wahrscheinlich seiner Übermüdung.
    Etwas verbirgt sich da draußen …
    Schlaf endlich ein!
    Am Ende schlummerte er ein, mit leichter Unterstützung seiner Implantate; doch selbst in der Tiefschlafphase verfolgte ihn eine irrationale Angst … eine Ahnung, dass in diesen Gefilden ein Monster auf ihn lauerte.
    Als er aufwachte, fühlte er sich überhaupt nicht ausgeruht. Ihn quälte das eigenartige Gefühl, als sei er im Schlaf durch die Maschen der Zeit gerutscht. (Mit mir stimmt etwas nicht) , gestand er seinen Implantaten, während er sich ankleidete.
    ◊ Wir registrieren eine Unstimmigkeit zwischen Ihrer biologischen Uhr und unserem chronometrischen Mechanismus. ◊
    (Erklärung.)
    ◊ Eine Erklärung ist nicht möglich. ◊
    Nicht möglich, sinnierte er und betrachtete sich stirnrunzelnd im Spiegel. Flüchtig kämmte er sein zu einem Schirm geschnittenes Haar. Seine Augen waren rot gerändert. Er seufzte und machte sich auf die Suche nach seinen Kameraden.
    Bald darauf versammelten sich die Rigger mit Brötchen und Bechern voll Kaffee im Besprechungszimmer. »Ich habe mich gerade mit dem Captain unterhalten«, berichtete Deutsch. »Sie sind dabei, den Zugangsschlauch zur Impris zu öffnen. Vielleicht sehen wir was auf dem Monitor.« Deutsch aktivierte den großen Wandbildschirm. Und dann beobachteten sie, wie drei Cyber-Crewmen, einschließlich des Ersten Offiziers, durch die Luftschleuse der Phoenix kletterten und sich in die Zugangsröhre begaben. Als die drei Männer auf die Impris zuschwebten, zeigte eine Hälfte des Schirms ihren Weg durch den Tunnel, während auf der anderen Seite – offenbar von einer Schulterkamera gefilmt – das näher rückende Schiff zu sehen war. Die Luftschleuse der Impris ging auf.
    Legroeder merkte, wie er die Luft anhielt und zwang sich zum Ausatmen.
    »Wir befinden uns jetzt in der Luftschleuse« , berichtete der Erste Offizier über den Komm-Kanal. »Die Schleuse wird geschlossen.« Das Bild verdunkelte sich, als sich der Rumpf des anderen Schiffs zwischen die Männer und die Phoenix schob, doch die Audio-Übertragung war deutlich zu hören. »Jemand macht sich an der Innenschleuse zu schaffen …«
    Im Besprechungszimmer stehend, bekamen sie mit, wie die Luke aufglitt und eine Gruppe von Menschen in der Impris wartete.
    »Hallo!« , grüßte der Erste Offizier.
    Die Crew der Impris stürmte vor und umringte das Kontakt-Team. Anfangs klangen die Stimmen undeutlich, dann verstand Legroeder: » M EIN G OTT , SEID IHR M ENSCHEN AUS F LEISCH UND B LUT ODER G ESPENSTER ? O MEIN G OTT ! « Dann brach ein Chaos aus Begrüßungen und Bekanntmachungen aus, als die verstörte Crew des verschollenen Schiffs nach über einem Jahrhundert den ersten Personen von außerhalb begegnete.
    Legroeder und die anderen schauten eine Weile zu, dann widmeten sie sich wieder der vor ihnen liegenden Aufgabe, die darin bestand, beide Schiffe in den Normalraum zurückzuführen.
    »Ich glaube«, sagte Cantha, »dass wir ziemlich genau wissen, wo wir uns befinden. Aber wir haben immer noch keine Ahnung, auf welche Weise die Impris hierher gelangte, oder wie wir an diesen Ort kamen.«
    »Das ist ja reizend!«, spottete Derrek, der Cyber-Rigger, der den navigatorischen Erfolg der Narseil mit gemischten Gefühlen betrachtete.
    Canthas

Weitere Kostenlose Bücher