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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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günstige Positionen einzunehmen. Schließlich hielten vier Arme das aufgerollte Tau. Sie schwenkten es vor und zurück.
    Eins … zwei … DREI!
    Sie ließen nicht gleichzeitig los; die Rolle überschlug sich und sank nach unten wie ein Stein.
    Deutsch zog sie wieder ein. Zzzzip. Noch mal. Konzentriert euch, Leute! Es kommt auf das richtige Timing an .
    Er zählte bis drei. Dieses Mal hielt Ker'sell zu lange fest, und die Rolle flog in die Höhe. Deutsch holte sie für den dritten Anlauf zurück.
    Eine Stimme dröhnte durch das Netz. Was treibt ihr da? Kommen wir dem Schiff näher? Die Rolle verschwand, das Bild löste sich auf.
    Legroeder erklärte es dem Captain.
    Geht das, ohne das Netz zu beschädigen? , fragte Glenswarg misstrauisch.
    Wenn wir den Kontakt herstellen, geben wir Obacht, dass wir es nicht überbeanspruchen. Im Augenblick bleibt uns keine andere Wahl. Wir müssen das Tau werfen.
    Glenswarg zögerte. Also gut. Offenbar können wir ihren Captain nicht über den Flux-Kommunikator erreichen. Können wir euch sonst irgendwie helfen?
    Nein, wir müssen nur unsere Kräfte bündeln. Wenn Sie gestatten … Freem'n? Noch einmal?
    Deutsch generierte das aufgerollte Tau.
    Nach zwei weiteren Versuchen waren Rhythmus und Wurfrichtung harmonisch aufeinander abgestimmt. Die Taurolle segelte über das Meer auf das glitzernde Netz der Impris zu. Fangt es auf! , brüllte Legroeder.
    Die Schattengestalten im Netz rührten sich, streckten die Hände aus – und griffen daneben.
    Noch zwei Fehlschläge folgten. Doch dann, endlich, bewegten sich die Schemen auf dem anderen Sternenschiff im Einklang und erhaschten das Tau.
    Die Trosse straffte sich mit einem jähen Ruck. Der Schmerz, der das Netz der Phoenix durchzuckte, ließ die Rigger nach Luft schnappen. Das Netz dehnte sich wie ein Nylonstrumpf mit einem schweren Gewicht in der Spitze.
    Während sie sich abquälten, hallte eine Stimme durch das Netz. Seid ihr real, Leute?
    Verdutzt stellte Legroeder den Fokus schärfer ein. Vor Schreck blieb ihm beinahe das Herz stehen, als er zwei, nein drei Gesichter gewahrte, die ihn durch das Netz anblickten. Hallo , Impris, rief er. Dieses Schiff ist die Phoenix. Wir haben euch gesucht. Wie ist eure Situation?
    Unsere Situation? , kreischte eine andere Stimme von der Impris mit einem Anflug von Hysterie.
    Die erste Stimme meldete: Wir sind gestrandet!
    Ich weiß, wir …
    Seid ihr auch gestrandet? , rief der Rigger der Impris .
    Nein, wir sind … . – Legroeder zögerte – der Rettungstrupp.
    RETTUNG? In den miteinander vereinten Netzen trat plötzlich Stille ein. Wisst ihr denn, wie ihr uns hier herausholt?
    Das ist unmöglich! , mischte sich die zweite Stimme ein. Wir befinden uns seit einer Ewigkeit hier!
    Ihr wart sehr lange an diesem Ort , entgegnete Legroeder. Wir hoffen, dass wir euch helfen können. Wir müssen die beiden Schiffe zusammenbringen. Wenn jedes Schiff sein Netz ganz langsam einzieht, werden wir es schaffen.
    Der Rigger der Impris bestätigte. Es gab einen plötzlichen Ruck im Netz.
    NACHGEBEN!, brüllte Legroeder.
    Das Reißen hörte auf.
    Legroeder tauschte Blicke mit seinen alarmierten Rigger-Kameraden, und gemeinsam holten sie das Netz behutsam ein. Deutsch meldete sich über die Komm auf der Brücke und bat darum, so viel Energie auf das Netz zu legen, wie der Flux-Reaktor hergab. Es war eine schwierige und nervenaufreibende Prozedur. Was mochte passieren, wenn sie das Netz überdehnten?
    Die Narseil, die hinter Legroeder saßen, arbeiteten stumm und mit finsterer Entschlossenheit. Als die Rigger die Trosse einholten, die sie über ihre Schultern zogen wie Seeleute auf einem antiken Segler, rückten die beiden Sternenschiffe allmählich zusammen.
    *

    Auf der Brücke des Sternenschiffs Impris stand Captain Noel Friedman, die Hände auf die Hüften gestemmt, und betrachtete mit düsteren Blicken die Kontroll-Stationen. Ein eigentümliches, sich in Zeitlupe abrollendes Chaos schien sich seiner Crew bemächtigt zu haben – und offen gestanden erging es ihm nicht anders. In den spiegelnden Flächen sah er einen weißhaarigen Mann, ungepflegt und mit irrem Blick, einen Typen, dem Friedman kein Schiff anvertraut hätte. Als der Ruf, der ihn auf die Brücke bestellte, durch das Schiff gehallt war, stakste er gerade wie in Trance durch die Korridore. Wie lange war er schon durch die Gänge gewandert? Und seit wie vielen Jahren glich seine Brückencrew einer Horde von Wahnsinnigen, die aus einer Anstalt

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