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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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gelegen. Wann war sie aufgewacht? Vor drei, vier Tagen? Mittlerweile konnte sie ein paar Schritte laufen, von einem Zimmer ins nächste und ins Bad – aber immer mit Hilfe. Sie glaubte, dass sie sich notfalls auch ohne Unterstützung auf den Beinen halten konnte. Aber das brauchte sie nicht hinauszuposaunen – zuerst musste sie mehr wissen.
    Dennis hatte versprochen, sie über alles aufzuklären, sowie sie sich kräftiger fühlte. Im Augenblick massierte er seine Schläfen, als erwartete er irgendwelche Instruktionen. Er trug keine sichtbaren Implantate, aber Maris war sich ziemlich sicher, dass er welche hatte. Das Gleiche galt für Lydia. Maris war froh, dass ihre eigenen Implantate schwiegen. Dennis behauptete, er hätte sie deaktiviert. Es handelte sich um krude Dinger, die von den Aufsehern in DeNoble ausschließlich benutzt wurden, um ihre Opfer auf sadistische Weise zu quälen.
    Aber diese beiden sind mit Optimieren ausgestattet. Sie sind Piraten. Mehr brauche ich von ihnen nicht zu wissen.
    Wieder kochte dieser unbändige Hass in ihr hoch. Sie konnte die auf sie einstürmenden Erinnerungen nicht verdrängen. Die Versklavung, die sexuellen Belästigungen, die dauernden Erniedrigungen, die Vergewaltigungen. Diese Gedanken ließen sich nicht auslöschen. Aber sie durfte sich nicht anmerken lassen, was in ihr vorging. Ihre Hand, die die Teetasse hielt, zitterte. Sie setzte die Tasse ab, legte die Hände in den Schoß und ballte die Fäuste. Dann wartete sie, bis der Schwächeanfall vorüberging und sie wieder durchatmen konnte.
    Ihr Blick wanderte zum Fenster. Sie fragte sich, ob es eine Fluchtmöglichkeit gab. Hah! Sie würde es vielleicht bis zur Tür schaffen. Höchstens bis auf den Hinterhof. Außer dass sie sich auf dem Planeten Faber Eridani befand, wusste sie nicht, wo sie war. Aber warum hielten die Piraten sie hier fest? Wieso schickten sie sie nicht einfach zurück? Ob sie auf ein Schiff warteten? So musste es sein, sie warteten auf ein Transportmittel, und sobald es eintraf, würde man sie darin verfrachten. Die ganze Tortur war umsonst gewesen. Wo steckte Legroeder? An ihre Flucht konnte sie sich nicht erinnern. Legroeder war ihr einziger Freund. Sie kannte ihn kaum, aber für sie war er der beste Freund, den sie sich vorstellen konnte. Falls er noch lebte.
    Wenn ich eine Chance kriege, muss ich … muss ich …
    Langsam atmete sie ein. Sie musste versuchen zu fliehen, wenn sich eine Möglichkeit ergab. Aber sie brauchte mehr Informationen. »Meine Genesung würde schnellere Fortschritte machen«, wandte sie sich an Dennis, »wenn Sie mir erzählten, was hier gespielt wird.«
    Lydia kam mit Sandwiches und einer Kanne Tee ins Zimmer. »Großer Gott, gibt sie denn nie auf?«
    »Ein Zeichen, dass es ihr besser geht«, meinte Dennis achselzuckend.
    »Toll. Bin ich froh, dass Sie überm Berg sind«, spottete Lydia. Sie gab Maris ein Sandwich und setzte sich wieder vor die Sicherheits-Konsole.
    Maris runzelte die Stirn und biss einen Happen ab. Das Sandwich hatte einen scharfen, nicht identifizierbaren Geschmack.
    Mit Mühe würgte sie den ersten Bissen hinunter und spülte mit Tee nach. Zu Dennis sagte sie: »Sie gehören zu den Cyber. Haben Sie vor, mich auszuliefern?« Sobald die Worte ausgesprochen waren, bereute sie sie.
    Falls Dennis überrascht war, so ließ er sich nichts anmerken. Mit teilnahmsloser Miene erwiderte er: »Wir haben Sie lediglich aus dem Verkehr gezogen, Miss O'Hare.«
    »Wie bitte?«
    »Um Sie zu schützen«, ergänzte Lydia, die ihr den Rücken zukehrte.
    »Um mich zu schützen?« Habt ihr mich deshalb aus dem Krankenhaus verschleppt?
    »Ja.« Dennis stellte das Strahlengewehr an eine Wand. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, fügte er hinzu: »Es war notwendig. Damit sie den anderen nicht in die Hände fielen.«
    »Wer sind diese anderen ?«, flüsterte Maris und kämpfte gegen ein Zittern an. Sie war aus einer Piratenfestung entkommen. Damit sie gleich wieder in Gefangenschaft geriet? Wo bin ich, verdammt noch mal? Wo steckt Legroeder? »Welche anderen?«
    Dennis rieb eine Narbe an seiner Nase. »Zum einen die Raumfahrtbehörde.«
    Maris sah ihn verständnislos an. Man schützte sie vor den Behörden dieses Planeten? Dann hatten sie also wirklich vor, sie in die Piratenfestung zurück zu bringen.
    »Leute, die den Piraten entwischten, sind hier nicht willkommen.«
    Maris nickte verstehend. »Und wer ist noch hinter mir her?«
    Dennis zuckte die Achseln und nahm die Waffe

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