Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
Vom Netzwerk:
Zusammenlebens mit den Menschen. Adaria erschauerte immer noch, wenn sie an die Kälte und die Furcht dachte, die ihr die Freude an ihrem Beruf vergällt hatten; das Schlimmste war der nächtliche Besuch von Mitgliedern der Zentristischen Front gewesen, die sie mit ihren kaum verhüllten Drohungen einschüchterten. Die Zentristische Front flößte ihr Angst ein, selbst aus großer Entfernung. Schließlich wusste man, dass sie auf dem Land der Fabri Waffen versteckten, und dann war da noch das Kismet-Manifest …
    Das Beste war, sich aus allem herauszuhalten.
    Der Pfad war nicht lang, aber er schlängelte sich in vielen Windungen dahin. Sie spürte, wie die Anspannung von ihr abfiel, während sie durch den schattigen, duftenden Wald zum Dorf marschierte. Als sie näher kam, rief jemand ihr einen Gruß zu, und mit einem melodiösen Pfiff grüßte sie zurück. Sie begab sich nicht sofort in den Ortskern, sondern unternahm einen Abstecher zu einer Hütte am Dorfrand. Sie wollte eine alte Freundin besuchen.
    Adaria blieb stehen und betrachtete mit aufgeplustertem Gefieder die Behausung ihrer Freundin, eine flache Bretterbude. Sie kam ihr noch verfallener vor als früher, die Verschalung aus Borke war rissig und ausgetrocknet. »Telessst?«, rief sie durch den Perlenvorhang, der vor der Eingangstür hing. Sie zog den Kopf ein und betrat die Hütte; die Perlen streiften ihre Flügel. Im Raum herrschte Halbdunkel; das einzige Licht drang durch zwei kleine Fenster mit zugezogenen Vorhängen herein. Es war eine bescheidene Bleibe mit erhöhtem Holzfußboden, Sitzkissen und einem niedrigen Tisch. Adaria stieß einen Pfiff aus.
    »Adaria? Bist du das?«, fragte eine Stimme aus dem verschatteten Hinterzimmer. Eine alte Fabri kam heraus, um sie zu umarmen, »tiiirrrrrlllll« , seufzte Telest und drückte die Freundin liebevoll an sich. »Wie schön, dich wiederzusehen.«
    Adaria ließ sich Zeit mit einer Antwort und hielt die alte Fabri fest umschlungen. Es gab viel Stoff zum Nachdenken, viel zu erzählen. »Ich bin wieder da«, sagte sie schließlich.
    »Fein. Und wie geht es dir?«
    Adaria schaute ihre alte Mentorin an, ehe sie etwas erwiderte. Telests geschwungener Hals, den die Menschen als Schwanenhals bezeichnet hätten, wirkte noch ein wenig gebeugter und fragiler als bei ihrem letzten Treffen. Telests Augen strahlten, obwohl der feine Federflaum auf ihren Wangen schütter und glanzlos geworden war. Es tat gut, daheim zu sein. Aber für Sentimentalitäten fehlte die Zeit.
    Adaria atmete tief durch. »Es gibt Ärger, Telest. Es geht um Vegas und die beiden Damen Mahoney. Sie brauchen unsere Hilfe. Und zwar sofort …«
    *

    Ich bin Maris O'hare. Obwohl ich eine Gefangene bin, bin ich noch lange nicht hilflos.
    Maris öffnete die Augen und setzte sich in dem Wohnzimmersessel aufrecht hin. Nach einem Blick auf ihre beiden Bewacher nahm sie ihre Tasse Tee von dem Beistelltisch und nippte daran. Die Schmerzen in ihrer Schulter ließen nach; jetzt konnte sie wenigstens eine Teetasse zum Mund führen. Mit zitternden Fingern stellt sie sie wieder hin und lehnte den Kopf zurück. »Sie haben mir immer noch nicht verraten, für wen Sie arbeiten«, murmelte sie. Nur die Augen bewegend, blickte sie durch den Raum. Sie musste sich erst noch an die Vorstellung gewöhnen, dass sie sich in einem Haus auf einer Planetenoberfläche befand. Aber sie war eine Gefangene von Piraten. In dieser Hinsicht hatte sich nichts geändert.
    Die Frau wandte sich von der Sicherheits-Konsole ab, die sie gerade checkte. »Für Ivan. Das sagten wir bereits. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen.«
    »Wer ist Ivan ?«
    »Ein Freund«, brummte die Frau und verlies das Zimmer.
    Der Mann legte ein Strahlengewehr zur Seite, das er gerade gereinigt hatte, und blickte aus dem Fenster. »Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Werden Sie nur wieder gesund.«
    Maris kniff die Lippen zusammen. Wohl zum zwanzigsten Mal inspizierte sie mit Blicken, was sie von ihrer Umgebung sehen konnte: Wohnzimmer. Küche. Eine kleine Diele, von der Schlafzimmer abzweigten. Und ihre beiden Bewacher – Dennis und Lydia. Dennis gab sich wortkarg, und Lydia war eine Hexe. Sie schienen kein Liebespaar zu sein, lediglich Partner – doch Maris hätte schwören können, dass sie letzte Nacht aus dem Nebenzimmer ein lustvolles Stöhnen hörte. Warum, zum Teufel, verrieten sie ihr nicht, was hier los war? Maris seufzte und schloss die Augen, weil ihr schwindelig wurde. Koma. Sie hatte im Koma

Weitere Kostenlose Bücher