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Am Ende der Nacht

Am Ende der Nacht

Titel: Am Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Jahren, im Juli, fing
es an, daß dort dieser Pickup stand. So ein-, zweimal die Woche. Und drinnen
saß jemand — John Seabrook.«
    »Was hat er da gemacht?«
    »Zugeguckt, wie die Flugzeuge starten
und landen. Ein, zwei Stunden hat er dort gesessen. Und einfach nur geguckt.«
    »Sind Sie sicher, daß es Seabrook war?«
    »Klar bin ich sicher. Ich muß auf dem
Heimweg dort vorbei, also hab ich’s mir zur Aufgabe gemacht, mir den Kerl genau
anzugucken.«
    »Warum?«
    »Er kam mir verdächtig vor.«
    »Verdächtig, weil er die Flugzeuge beobachtet?
Das tun doch viele Leute.« Wie zum Beweis hob genau in diesem Moment eine
Mooney Ranger ab, und mein Blick folgte ihr automatisch. Selby sah ihr auch
nach. »Na ja, man kann nicht vorsichtig genug sein.« Er spießte eine Fritte von
seinem Beilagenteller auf, stippte sie in das Chili und steckte sie in den
Mund. »Es war Seabrook, hundertprozentig, und das ging so den ganzen Sommer und
bis in den Herbst rein. Und dann — schwupp — ist er mit Matty verhandelt. Und
hat einen Vorwand, hier vom Diner aus den Flugzeugen zuzugucken.«
    »Aber das tun doch alle hier, Mr.
Selby.«
    »Yeah, das ist ja genau der Punkt. Sie
fahren hier raus, essen und gucken. Sie lungern nicht in ihrem Pickup am
Straßenrand rum. Sie brauchen nicht erst mit einer Fliegerin anzubandeln, um
hierherkommen, sich hinsetzen, was bestellen und gucken zu können.«
    »Ich bezweifle sehr, daß Matty für
Seabrook nur ein Vorwand war, an seine Seven-Niner-Burger zu kommen.«
    »Warum war er dann vorher nie hier?«
    »Vielleicht ist er schüchtern.
Vielleicht war er auf Diät.«
    »McCone, wenn Sie mich nicht ernst
nehmen —«
    »Sorry. Erzählen Sie weiter.«
    »Okay. Nach einer Weile habe ich mir so
meine Gedanken gemacht. Matty erzählt jedem, der Typ hat was gegen’s Fliegen,
will sich nicht mal zu ihr reinsetzen. Aber welcher Mensch hockt Woche für
Woche stundenlang da und beobachtet Flugzeuge, wenn er was gegen’s Fliegen
hat?«
    »Bob Cuda.«
    Selby schnaubte verächtlich und machte
eine wegwerfende Handbewegung. »Cuda ist geistig zurückgeblieben. Ich rede von
normalen Menschen.«
    Wer ist schon normal? dachte ich. Sie?
Ich? Aber das Argument war nicht von der Hand zu weisen. »Also haben Sie
beschlossen, dem nachzugehen?«
    »Und ob. Man kann nicht vorsichtig
genug sein.«
    »Aber warum? Doch bestimmt nicht um
Mattys willen.«
    »Du grüne Neune, nein. Die kann selbst
auf sich aufpassen. Mir ging es um die Sicherheit des Platzes hier.«
    »Ach, Sie dachten, daß Seabrook
womöglich einen Terroranschlag auf den städtischen Flugplatz von Los Alegres
plant?«
    Er sah mich ärgerlich an. »Okay, McCone,
Sie sind aus der großen Stadt, fliegen jetzt von SFO und Oakland aus. Für Sie
sind wir hier ein Provinznest. Aber gucken Sie sich mal um, das hier ist eine
wohlhabende Kommune. Stecken Sie mal die Nase in die Hangars hier, gehen Sie
die Abstellplätze lang, da stehen Millionenwerte rum. Mattys Maschine hat
allein schon eine Viertelmillion gekostet, und diese Klassikerkollektion im
Hangar C — also, ich will lieber gar nicht erst schätzen, was die bringen
würde.«
    »Sie haben recht, daran habe ich nicht
gedacht.«
    Etwas besänftigt, sah Selby auf meinen
Teller. »Essen Sie die Gurke da?«
    »Bedienen Sie sich.«
    »Und die Sicherheit der Maschinen ist
nicht alles«, fuhr er fort. »Die letzten Jahre kommen hier immer öfter
umgebaute Zweimotorige durch — mit Extrafrachtraum. Da fragt man sich doch, was
die transportieren.«
    »Drogen oder sonstige Schmuggelware?«
    »Möglich. Und wenn da einer sitzt und
guckt, wie sie landen und starten, einer, der nicht gerade gut Freund mit der
Polizei ist... das gibt einem doch zu denken.«
    »Sie haben also ein Auge auf Seabrook
gehabt und...?«
    »Na ja, ich wollte ihm nicht zu dicht
auf die Pelle rücken, damit er nichts merkt. Hätte ja komisch ausgesehen, wo
Matty und ich doch nie die dicksten Freunde waren. Also hab ich einfach nur
Augen und Ohren offengehalten. McCone, kennen Sie den Unterschied zwischen
einer Tauch- und einer Umlaufschmierung?«
    »Nein.«
    »Außer Mechanikern kennen den nur
wenige Leute. Er ist auch nicht mehr weiter wichtig, jetzt wo sie das
Vereisungsproblem bei Tauchschmierungen gelöst haben. Eigentlich ist es nur ein
motortechnisches Detail. Aber Seabrook wußte, daß Continental-Motoren
Tauchschmierung haben. Ich habe ihn mit Steve, dem Chefmechaniker, drüber reden
hören.«
    »Also versteht er was von Motoren.

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