Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Nacht

Am Ende der Nacht

Titel: Am Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
genau wie er es Matty
aufgetragen hat. Verdammt, McCone, wir hätten ihr raten sollen, seine
Anweisungen zu befolgen. Oder wenigstens von der Bildfläche zu verschwinden,
bis wir herausgefunden hätten, was Sache ist.«
    »Nachträgliche Vorwürfe nützen nichts,
das weißt du genau.«
    »Ich weiß gar nichts, außer daß Ed
Cutter für ihren Tod zahlen wird. Dafür werde ich sorgen.«
     
     
     
     

8
    Die Scheinwerfer des alten Morgan
schwenkten durch den Hof von Pier 24½. Geisterhafte Schatten huschten in dem
Doppellichtkegel und verzerrten die Konturen vertrauter Dinge. Wir stiegen aus
und erklommen die Eisentreppe, wobei unsere klappernden Schritte das Grollen
des Verkehrs auf der Brücke kontrapunktierten. Quer über dem Laufgang lag ein
Lichtstreifen. Mick war schon in seinem Büro. Mein Neffe hatte willig, ja,
geradezu freudig auf das Ansinnen reagiert, an einem Samstagabend um zehn
hierherzukommen — ein sicheres Zeichen, daß mit Charlotte Keim Schluß war.
    Oder vielleicht doch nicht. Als wir uns
der Tür näherten, hörte ich Keims kehlig-laszives Lachen, gefolgt von den
Worten: »Jau! Gut so!« Der texanische Akzent, den abzulegen sie sich hier in
San Francisco so sehr bemüht hatte, kam immer wieder durch, wenn sie erregt
war, und jetzt war er unüberhörbar. Mick sagte: »Noch nicht, meine Schöne.
Warte.« Keim lachte wieder.
    Jeder, der die beiden nicht kannte,
wäre wohl davon ausgegangen, daß sie bei irgendeinem Sexspielchen waren, und
wenn diese Szene woanders stattgefunden hätte als hier im Büro, hätte ich diese
Möglichkeit auch nicht ausgeschlossen. Doch hier waren ihre Computer für sie
der Nabel des Universums, und so war ich nicht weiter überrascht, als ich im
Eintreten sah, daß Mick über seinem Power Notebook saß, während Charlotte Keim
so dicht über seiner Schulter hing, daß ihre langen brünetten Locken seine
Wange kitzelten.
    »Ich hab’s!« rief er aus.
    Ich fragte: »Was?«
    Er schwenkte so jäh herum, daß Keim das
Gleichgewicht verlor und er sie um die Taille fassen mußte, um sie zu halten.
»Herrgott, Sharon, mach so was nicht noch mal!«
    »Sorry.« Der Verkehrslärm von oben
hatte die Eigenschaft, Geräusche innerhalb des Gebäudes zu überdecken — was
mich selbst oft beunruhigte, wenn ich spät nachts noch allein hier arbeitete.
»Was hast du gefunden?«
    »Die Adresse, die ich für dich
ausfindig machen sollte. Ed Cutter wohnt an der Airport Road in einem
gottverlassenen Teil von Sonoma County, nordöstlich von Healdsburg. Es war gar
nicht so leicht, das rauszukriegen, weil —«
    Ich schnitt seine
Selbstbeweihräucherungsarie ab, indem ich Hy fragte: »Weißt du, wo das ist?«
    »Vielleicht. Vor etwa sechs Monaten
habe ich in Willits aufgetankt, und der Tankwart dort hat mich mit einem Typen
namens Matthews bekannt gemacht, der eine Twin Comanche fliegt. Der Tankwart
hat fallenlassen, daß ich mal für die K-Air in Südostasien geflogen bin, und da
hat sich rausgestellt, daß dieser Matthews Pilot bei einer der anderen großen
Chartergesellschaften dort unten war. Er hat vor ein paar Jahren einen
stillgelegten Flugplatz in der Gegend von Healdsburg gekauft und macht jetzt
von dort aus Charterflüge. Er hat mich gefragt, ob ich nicht gelegentlich mal
einen Job brauchen könne. Ich habe natürlich nein gesagt. Aber er meinte, ich
solle doch mal vorbeischauen, es gebe da auch einen guten selbständigen Mechaniker
auf dem Gelände. Das könnte Cutter sein. Ich habe eine Fliegerkarte im Auto,
ich gehe sie eben holen.«
    Als ich mich wieder Mick zuwandte, sah
er beleidigt drein, weil ich ihn unterbrochen hatte. Keim hockte auf der
Schreibtischkante und versuchte ihn aufzumuntern, indem sie ihren Fuß an seiner
Wade rieb. Ich war nicht in der Stimmung, ihm um den Bart zu gehen, und legte
ihm daher rasch dar, was er noch für mich recherchieren solle.
    Die Herausforderung war groß genug, um
ihn aus seiner Schmollecke herauszuholen. Als ich fertig war, sagte er: »Ich
weiß nicht, Shar. Tödliche Schüsse auf einem Supermarktparkplatz vor zehn oder
zwölf Jahren. Sand auf der Fußmatte eines Wagens. Nicht gerade die üppigsten
Ansatzpunkte.«
    »Vergiß nicht, da ist noch was. Der Good-bye-Markt.«
    »Wie Dad schon sagte, vermutlich ein
symbolischer Name —«
    »Oder ein realer — Good B-u-y.«
    »Ah, ja. Das würde die Sache erheblich
erleichtern. Sonst noch
    was?«
    »Die Adresse eines gewissen Dr.
Sandler, wahrscheinlich in der Gegend von Los Alegres.«
    Keim

Weitere Kostenlose Bücher