Am Ende der Nacht
Silhouette des
Trailers erkennen, etwa zwanzig Meter vor uns. Alle Fenster waren
hellerleuchtet, und ein weißer Pickup stand auf der uns zugewandten Seite neben
der Eingangstreppe.
»Es ist Cutters Trailer«, flüsterte Hy.
»In diesem Wagen ist er heute morgen gekommen.« Er beschleunigte seinen
Schritt, aber ich blieb zurück. »Was ist?« fragte er ungeduldig.
Ich schüttelte den Kopf und sah mich
um. Ein ungutes Gefühl, leise, aber beharrlich.
»Komm schon, McCone.«
Auf halbem Weg blieb ich wieder stehen.
»Horch.«
Er spitzte die Ohren. »Ein Fernseher.
Herrgott, nach dem, was er getan hat, sitzt er hier und sieht fern.«
Wir überquerten die Straße, näherten
uns dem Haus. Ich warf einen Blick auf den Pickup und sah, daß die hinteren
Reifen platt waren. Und auf der Heckklappe lag — .
»Ripinsky, da!«
»Was...? Großer Gott.«
Es war ein Hund. Rasse undefinierbar,
das lange Fell verfilzt und blutig. Gekrümmt und verrenkt lag er da, als sei er
über die Heckklappe auf den Angreifer losgesprungen.
Ich packte Hys Arm und flüsterte: »Laß
uns von hinten rangehen.« Um den Trailer herum war das Grundstück kahl, aber
auf unserer Seite stand eine Tannenreihe als Windschutz. Wir huschten hinüber
und arbeiteten uns rasch im Schutz der Bäume den Grundstücksrand entlang. Etwa
sieben Meter freies Gelände lagen zwischen den Tannen und der Rückseite des
Trailers. Ich sah Hy fragend an, und er nickte: Ich gehe zuerst, gib du mir
Feuerschutz. Ich zog die 38er, hielt sie mit beiden Händen und sah mich um;
nichts regte sich in der Umgebung, und zu hören waren nur der Wind in den
Tannenästen und das Gemurmel des Fernsehers. Ich nickte zurück: Geh, ich bin
bereit.
Er rannte geduckt über das freie Stück
und preßte sich flach an die dünne Trailerwand; es rumpelte wie Theaterdonner.
Ich spannte alle Muskeln an, die Pistole schußbereit, aber von drinnen kam
keine Reaktion. Nach einem kurzen Moment folgte ich ihm und bemühte mich, nicht
an die Blechwand zu kommen.
Der Trailereingang war in der Mitte der
Seitenwand. Ich guckte um die Ecke und sah einen schmalen Lichtstreifen aus der
halbgeöffneten Tür über die vier Stufen fallen. Das Fernsehgeräusch war jetzt
deutlicher — das mechanische Giggeln und Juchzen einer Sitcom. Großer Gott,
dachte ich, am Tag einen Mord begehen und am Abend Die Brady-Familie gucken. Hy stieß mich an, und ich schob mich um die Ecke, drückte mich die Wand
entlang und schlich, die Pistole schußbereit, die Stufen hinauf. Das
Konservengelächter erschallte, aber drinnen im Trailer lachte niemand mit.
Ich sah mich nach Hy um, deutete mit dem
Kinn auf die Tür: Ich gehe jetzt rein. Er nickte und betrat hinter mir
die Stufen. Ich straffte mich, hob die Pistole, stieß die Tür mit dem Fuß auf
und war schon durch, ehe sie an die Trailerwand knallen konnte. Ich ließ Blick
und Waffe einmal durch den Raum schwenken und fand ihn leer.
Eine Art Wohnküche, in der der
Fernseher vor einem leeren Fernsehsessel lief. Jemand war vor kurzem noch
hiergewesen: eine halbleere Bierflasche und ein voller Aschenbecher standen auf
dem Tisch, und frischer Zigarettenqualm überlagerte den Geruch von
abgestandenem Rauch und nassem Hund. Zu meiner linken ging ein kleiner Flur ab.
Ich glitt ihn entlang und inspizierte das einzige Schlafzimmer und den
Waschraum. Niemand da, aber das Fenster des Schlafraums stand offen. Das Fliegengitter
war abgenommen und, wie es schien, hastig beiseite geworfen worden.
Als ich in den Wohnraum zurückkam,
hatte Hy die Bradys zum Schweigen gebracht. Die Nacht war wieder still — so
still, daß die Tropfen, die in das Spülbecken fielen, wie Trommelschläge
klangen. Ich berührte die Bierflasche mit dem Handrücken. Lauwarm. »Sieht aus,
als ob Cutter durchs Schlafraumfenster ausgestiegen ist.«
»Was zum Teufel ist hier vor sich
gegangen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich will mir noch mal den Hund
anschauen.«
Eine Aufgabe, die ich nicht freiwillig
übernommen hätte. Als er hinausging, steckte ich die 38er in meine Tasche
zurück, zog mir Handschuhe an und machte mich daran, einen Haufen Post auf der
Frühstückstheke durchzusehen. Hauptsächlich Reklamemüll, ein paar überfällige
Rechnungen und Reiseprospekte für alle möglichen Ziele, die meisten in warmen
Gegenden. Winteranfangsträume, oder hatte der Mechaniker verreisen wollen —
womöglich für immer?
Hy kam wieder herein, die Lippen weiß,
die Augen zorndunkel. »Die Hinterreifen sind
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